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Forum: "Lehrkräfte entlasten"
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| Lehrkräfte entlasten | | von: palim
erstellt: 13.07.2017 23:38:41 geändert: 13.07.2017 23:46:34 |
Die politischen Diskussionen sind ja zu einem Großteil auf news4teachers ausgelagert, dennoch möchte ich versuchen, hier eine anzustoßen. Angesichts Lehrermangels und immer heftiger werdender Belastung, sucht oder wünscht man sich Veränderung. Mir kam irgendwann der Gedanke, warum es in anderen Berufen Assistenten oder gut ausgebildete HelferInnen gibt (beim Arzt, in der Apotheke, beim Rechtsanwalt - sie haben inzwischen verschiedene Berufsbezeichnungen), nicht aber in der Schule. Ich würde ich gerne wissen, - was ihr eurer Meinung nach von euren Tätigkeiten an eine andere pädagogische Kraft abgeben könntet. - welche Tätigkeiten in der Schule von pädagogischen Kräften übernommen werden könnten, um euch als Lehrkräfte zu unterstützen. - welche Tätigkeiten schon jetzt an eurer Schule/ in eurem Bundesland abgegeben werden, wovon andere Schulen/Länder lernen könnten. Palim
Es geht mir erst einmal um die Möglichkeiten an sich und nicht um die Finanzierung, das Wenn und Aber. |
| und mein Beitrag | | von: palim
erstellt: 13.07.2017 23:44:37 geändert: 13.07.2017 23:46:48 |
Abgeben könnte man m.E. einiges an Bürokratie, Aktenverwaltung, Standardbriefe. Vorstellen kann ich mir auch, dass es für jede Lehrkraft in einer (inklusiven) Klasse eine zusätzliche pädagogische Kraft gibt, die zur Entlastung beiträgt. Diese Kraft könnte SuS unterstützen, die Hilfe brauchen, könnte fördern, könnte mit Kindern in kleinen Gruppen arbeiten, könnte auch herausfordern oder fordernde Aufgaben begleiten oder die Klasse übernehmen und beaufsichtigen, während die Lehrkraft die Förderung oder Forderung übernimmt. Wären diese Assistenen in den Klassen und damit anwesend, könnten sie auch im Wechsel die Aufsichten übernehmen. Ich kann mir vorstellen, dass sie die Kontrolle der HA übernehmen (OB es gemacht wurde), die Durchsicht eher nicht, da man als Lehrkraft häufig Fehler registriert und daraus den folgenden Unterricht ableitet - mir geht es so. Möglich wäre auch, über Assistenten das Nacharbeiten oder die Hausaufgabenbetreuung zu organisieren, die in Halbtagesschulen zurzeit nicht angeboten wird. Was würde ihr abgeben? Worin hättet ihr gerne eine Unterstützung? |
| ... | | von: ivy81
erstellt: 14.07.2017 00:42:23 |
Bei meinem Abstecher ans Förderzentrum durfte ich zwei Jahre lang in einem guten Team arbeiten. Dieses bestand aus je einer tüchtigen, kompetenten und gut ausgebildeten Pflegekraft, HPU und HFL. Wir haben uns sehr eng im Team abgesprochen, vieles gemeinsam geplant und uns alle Aufgaben der täglichen Routine geteilt. Dabei war es eigentlich in vielen Situationen eher unerheblich, wer von uns nun welchen "Titel" hatte. Natürlich habe ich meine Unterrichtsstunden selbst vorbereitet und auch die Zeugnisse geschrieben. Trotzdem lief durch die Zusammenarbeit der Alltag um vieles runder, als an einer Grundschule. Schon allein das ständig bestehende Problem der Aufsichtspflicht (wenn man mal noch eine Kopie braucht oder eine Mama anrufen muss, etc) ist damit quasi nicht vorhanden. Unterrichtsbeobachtungen sind im Team viel leichter, weil man im Eifer des Gefechts allein doch gern mal etwas übersieht. Als sehr positiv habe ich auch die ständige Rückmeldung über mein Verhalten bzw. meinen Unterricht empfunden. Dadurch konnte ich viele Fehler vermeiden und ganz anders auf Probleme reagieren. Egal, ob ich nun in einer Stunde "nur" mit der Pflegekraft in der Klasse bin, oder einen höher Qualifizierten Kollegen an der Seite habe, allein die Anwesenheit eines zweiten Erwachsenen bringt in meinen Augen schon eine Entlastung. Deshalb wäre ich grundsätzlich dafür, immer zu zweit in einer Klasse zu sein. |
| nicht-lehrendes Personal | | von: missmarpel93
erstellt: 14.07.2017 06:01:35 |
Das Dilemma steckt in der bundesdeutschen Finanzierung der Schulen. Die alleinige Finanzierung aller Ressourcen außer den personalkosten für die Lehrkräfte obliegt den Kommunen als Schulträgern. Sie müssen also die Kosten für das nicht-lehrende Personal stemmen. Die Zuweisungen der sekretariats- und Hausmeisterstunden sind angesichts der Größe einiger Schulen ein schlechter Witz. Hinzu kommt dass jede Stadt oder gemeinde für sich die Bemessungsgrundlagen nach eigenem Gutdünken festsetzen kann. Bis jetzt mussten hier in NRW Sozialarbeiter- und Schulassistenzstellen - sofern die Kommune diese nicht finanzieren wollte - durch Umwandlung von Lehrerplanstellen "erkauft" werden. Um die gestiegenen bürokratischen Verpflichtungen erfüllen zu können, müssten die Wochenstundendeputate ermäßigt werden bzw. für die hohe Zahl übergreifender Verwaltungs-, Koordinatoren-, Beratungsätigkeiten müsste die Zahl der Entlastungsstunden je Schule (allgemeiner Topf) erhöht werden. Diese Maßnahmen gehen allerdings zulasten der Bundesländer. Solange Bundesländer und Kommunen versuchen jeweils auf Kosten der anderen Seite Sparmaßnahmen umzusetzen, wird sich nichts ändern. Das einfachste wäre eine Änderung der Zuständigkeiten im Bildungswesen. Die allgemeine Zuständigkeit für Grund-, Förder und Hauptschulen solte bei den Kommunen liegen, die für allgemeinbildende, weiterführende Schulen der SekI und Berufsschulen bei den Landkreisen bzw. kreisfreien Städten. Die Zuständigkeit für GY und Schulen mit gymnasialer Oberstufe fiele dann einzig und allein in die Zuständigkeit der Länder bzw. Bezirksregierungen. Dies hätte zur Folge, dass lediglich die Lehrkräfte der SekII ihren bisherigen Dienstherren/Arbeitgeber vehielten. Alle anderen Lehrkräfte wären dann Bedienstete der Kommunen (Städte bzw. Kreise). Um das umzusetzen, müssten die Städte und Kreise aber über eine vergleichbare Finanzausstattung verfügen, da sonst Schulbildung noch stärker in Abhängigkeit der finanziellen Situation des Schulträgers geraten würde. Die Alternative wäre - außer bei Grundschulen - die Gesamtzuständigkeit auf die Länder zu übertragen, die dann Sachaufwandsträger alerr weiterführenden Schulen wären. |
| Ich frage mich schon lange, | | von: rfalio
erstellt: 14.07.2017 07:04:55 |
warum ein akademisch ausgebildeter A12/A13 Beamter - Protokolle schreiben muss - Akten führen muss - Inventarlisten führen muss - Schreibarbeiten erledigen muss - Geräte repariert - Netzwerke einrichtet - Eltern sozial (nicht pädagogisch) berät u.v.a.m? Dafür sind wir doch völlig überbezahlt und oft auch nicht ausgebildet. Warum muss eine Schulleitung Wirtschaftspläne aufstellen statt einen geschäftsführenden Beamten zu haben wie jede andere größere Behörde? Bei Inklsionsschülern hatten wir jetzt mehrfach Betreuerinnen, die das Arbeiten in der Klasse ungemein erleichterten, nicht nur mit den Inklusionsschülern! Da wird am falschen Ende gespart bzw. sogar Geld verschwendet, weil eine Lehrerstunde für solche ARbeiten eigentlich zu teuer ist. rfalio |
| HPU? HFL? | | von: seplundpetra
erstellt: 14.07.2017 09:36:48 |
Nie gehört... Ich würde mich auch jemanden für die Bürokratie wünschen. Ich muss auch sagen, dass mir persönlich das herumsinnen auf Klassenfahrtsprogrammpunkten durchaus Spaß macht, aber die Organisation und vor allem die Abrechnung selbiger nebenher nicht viel Freude bereitet hat - genaus wie das Klassenkonto und das ständige Geldeinsammeln in Klassen, die kein Konto haben. Auch die großen Gelddurchläufe bei Klassenfahrten über das eigene, private Konto sind mir ein Graus - gerade, wenn sich die Elternschaft gegen ein Klassenkonto entschieden hatte. Und die nervigen Eltern, die immer behaupten man würde sich auf deren Kosten bereichern (ist nicht mir, aber Kolleginnen passiert, was eine Prüfung sämtlicher Belege und Kontenbewegungen durch Schulleitung und Schulelternbeiratsvorsitzende zur Konsequenz hatte und wobei herauskam, dass beschuldigte Kollegin privat mehrere Hundert Euro in die Klasse investiert hatte, weil manche Eltern einfach nie gezahlt haben - immerhin waren die Eltern dann ruhig). Bei uns an der Schule lief es in i-Klassen so, dass wir den Unterricht für die (leider viel zu wenigen) Stunden, in denen wir "Doppelbesetzung" (ab und zu sogar mit Förderlehrkraft) hatten, uns entsprechend abgesprochen haben und ich nicht noch zu dem sowieso dreifachdifferenzierenden Material, das ich erstellt hab, eine 4. Differenzierungsstufe für die Fördis parat haben musste. Das hat die Förderlehrkraft übernommen. Aus organsitorischen Gründen fielen die Doppelbesetzungen leider auch mal schnell weg und man war alleine, hatte aber immerhin Material bekommen. Schulsiozialarbeiter wären wichtig. Wir haben eine, aber sie kam meist nicht "hinterher", was nweiß Gott nicht an ihr sondern an der Fülle an Schülern lag, die wirklich Bedarf hatten und haben. Alle Schüler, die bei ihr waren, konnten sich glücklich schätzen. Und ich würde mir wünschen, dass es noch mehr Kindern möglich wäre sich von solchen wichtigen Personen Unterstützung bei ihren Problemen holen zu können (die häufig nicht schulischer Natur sind, sich aber auch in der Schule äußern). Das hätte vielleicht auch dazu geführt, dass ich nicht so viele "Sozialtermine" außerhalb der Schulzeit hätte wahrnehmen müssen, denn dauernd "Hausbesuche" bei schwierigen Familiensituationen durchzuführen, damit überhaupt ein Schulabschluss in Reichweite kommt, das ist schon belastend - auch die ewigen Telefonate. Da würde ich mir auch Entlastung wünschen. |
| was mir spontan einfällt: | | von: kathrin74
erstellt: 14.07.2017 18:25:27 |
wenn ich alleine an die zig Stunden am Kopierer stehen denke, die im neuen Schuljahr wieder anstehen... Verwaltungskram wie Aktenführung, Protokolle in Konferenzen führen Hinter Eltern her telefonieren, weil Schüler xy fehlt Klassenorgakram, insbesondere Geld und Zettel einsammeln Raum- und Werkzeugpflege im Technikraum Stundenlange Einkäufe um das Material in Technik zu besorgen |
| Auf den 1. Blick | | von: ivy81
erstellt: 14.07.2017 22:04:58 |
Sieht das nach paradiesischen Zuständen aus. Hat die Sache auch einen Haken? @seplundpetra: Heilpädagogische Unterrichtshilfe und Heilpädagogische Förderlehrerin |
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