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Forum: "Ärger über IGS"
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| Ärger über IGS | | von: kunoschlonz
erstellt: 27.12.2005 13:24:25 |
Hallo Leute,
ich bin inzwischen im 5.Jahr an einer Integrierten Gesamtschule und tippe schon seit Tagen an den Verbalen Beurteilungen rum, bei uns gibt es keine Mitarbeits und Verhaltensnoten , sondern die Schüler erhalten bis ins 8.Schuljahr einen kleinen Brief, der meistens so ca. 1 Seite lang wird. Das "schöne" an dem brief ist, dass man dort um den heißen Brei herumreden muss und eine Verhaltensänderung der Schüler in den seltensten Fällen eintritt. Besonders toll ist es auch, dass man dort als Schüler erst ab der 9.Klasse sitzenbleiben kann, d.h. die Schüler werden mit zig 5er und 6er noch versetzt. Das ist echt klasse, ein tolles System, nicht wahr? Damit motiviert man natürlich die Schüler zu arbeiten. Pisa lässt grüßen!!!!!!!
Besonders interessant sind die Teamsitzungen und Konferenzen, die fast jeden Montag stattfinden. Dort werden über irgendwelche Dinge parliert, die total wichtig sind, so dass man dort eigentlich nur seine Zeit absitzt. Man könnte diese Zeit natürlich zur Unterrichtsvorbereitung nutzen, aber die Konferenzen sind natürlich wichtiger!
Auch klasse sind die Arbeitspläne, die einem praktisch in einem Hauptfach vorschreiben, was man in der Woche machen muss. Da bleibt einem noch Freiraum um eigene Ideen zu verwirklichen.
Interessant sind auch die Vergleichsarbeiten. Wir sollen in der Jahrgangsstufe alle die gleichen Arbeiten schreiben, manchmal noch an unterschiedlichen Tagen. Natürlich spricht sich da kein Schüler ab und weiß schon vorher die Aufgaben. Und so was nennt sich Vergleichsarbeit.
So jetzt habe ich meinen Unmut über die IGS freien Lauf gelassen und hoffe, dass mir das Christkind meinen Weihnachtswunsch erüllt: Weg von der IGS im Sommer 2006!
LG Kunoschlonz
P.S. Es wäre echt toll, wenn sich Leidensgenossen und auch einige IGS-Überzeugte melden würden :) |
| Bist irgendwie frustriert? | | von: keinelehrerin
erstellt: 27.12.2005 14:23:13 |
Hallo.
Was du so schreibst, erinnert mich an die Waldorfschulen.
Wir haben uns vor zwei Jahren intensiv mit deren System beschäftigt, weil wir für unsere Kinder eine Schule ohne Druck und Ellenbogen wünschen.
Gerade diese Beurteilung, die wenn sie richtig geschrieben ist und nicht nur leere Worthülsen enthält, finde ich besser als undifferenzierte Noten, die nur aus einem Wort bestehen.
Bei den Beurteilungen steht der ganze Mensch, mit seiner Entwicklung, im Mittelpunkt. Da steht nicht nur, Lesen: Befriedigend. Nein, da steht, dass das Kind sich angestrengt hat (oder auch nicht), dass es Fortschritte gemacht hat, jetzt schon dieses oder jenes Wort fließend lesen kann, oder auch besser sein könnte, wenn es wollte.
Persönlich finde ich das viel ansprechender, wir Großen werden ja auch nicht nur auf sechs Zensuren reduziert.
Das "Mitschleifen" von schwächeren Schülern ist sicherlich ein Problem. Der Gedanke der dahinter steht, ist aber nachvollziehbar. Es gibt Schüler, die halt in einzelnen Fächern schwächer sind, dafür aber hier und dort Stärken haben. Jeder in der Klasse soll sehen, das kann er gut, hier kann er helfen, dort hapert es, hier brauche ich Hilfe. Das Sozialgefüge innerhalb der Klasse wird gefestigt. Und die Kinder werden auf das Leben vorbereitet, teamfähig erzogen.
Nicht alles was die Waldorf-Schulen machen, ist das Gelbe vom Ei. Aber diese Dinge finde ich extrem in Ordnung und richtungsweisend, auch für staatliche Schulen.
Was ich jetzt nicht einordnen kann, ist, welche Eltern ihre Kinder zu dir in die Schule geben. Die Waldorf-Schulen suchen sich ihre Eltern nach Gesichtspunkten aus, die der Waldorf-Pädagogig entsprechen. Von daher sind auf diesen Schulen eigentlich nur sehr engagierte Eltern anzutreffen, die sich auch sehr für die Erziehung ihrer Kinder interessieren und eng mit der Schule zusammenarbeiten.
Abschließend muss ich auch sagen, dass unsere Tochter leider nicht aufgenommen werden konnte, weil die Klasse an ihrer obersten Kapazität angekommen ist und mehr als 40 Kinder nicht machbar sind - kann ich verstehen und nachvollziehen, wenn auch sehr traurig.
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| wir nehmen alles auf :( | | von: kunoschlonz
erstellt: 27.12.2005 15:43:21 |
Unsere Schule ist zwar eine Gesamtschule, sie sollte daher zu 1/3 aus Gymnasialschülern, 1/3 Realschülern und 1/3 Hauptschülern bestehen. Das ist aber nur Theorie, wir haben fast keine Gymnasialschüler , dafür haben wir aber umso mehr Sonderschüler, da wir inzwischen auch Schwerpunktschule sind. Und ich denke, dass diese Kinder nicht immer bei uns richtig gefördert werden können. Die Eltern wollen, dass das Kind zu uns kommt und wir müssen es "ausbaden". Es klingt hart, aber es ist so.
Natürlich kann man ein Kind mit einem Art Bericht besser beschreiben, aber es gibt ja bei uns schon richtige Noten in allen Fächern und die Kinder wollen dies auch so. Natürlich kann man jetzt argumentieren, wenn sie nie Noten bekommen würden, würde ihnen auch nix fehlen. Das stimmt schon, aber ein Betrieb möchte schließlich nackte Fakten sehen, also ne Note und nicht irgendetwas, was auslegungssache ist. Deshalb haben wir in der 8.Klasse bis zur 10.Klasse die Kopfnoten in Mitarbeit und Verhalten wieder eingeführt.
Und unser Elternklientel ist meistens so, dass sie die Erziehung oft auf die Schule und die Lehrer abwälzen. Schwerpunktschule halt :( |
| @kunoschlonz | | von: aloevera
erstellt: 27.12.2005 16:28:37 geändert: 27.12.2005 16:35:16 |
Nach allem, was du schreibst, kann ich deinen Frust in etwa nachempfinden.
In Brandenburg war es bis vor einigen Jahren auch so, dass Schüler auf Wunsch der Eltern "aufrücken" konnten, d.h. sie mussten nicht sitzenbleiben, wenn die Eltern das nicht wollten, und das an normalen Gesamtschulen.
Ich arbeite an einer normalen Gesamtschule ohne Integration und da es in Brandenburg keine Hauptschulen gab und gibt, ist das Leistungsniveau in einigen Klassen dementsprechend schlecht.
Wo aber sollen die schwächeren Schüler hin, wenn es keine andere Schulform für sie gibt? Für viele ist der Hauptschulabschluss nun mal das höchste, was sie erreichen können.
Und was die Eltern anbelangt, die Einstellung, "die Schule wird´s schon richten", d.h. Erziehungsarbeit der Schule zu überlassen, diese Tendenz zeigt sich nicht nur in Gesamtschulen, sondern greift m.E. inzwischen auf alle Schulformen über.
Wir nehmen im übrigen auch alles auf, was nicht in die Realschulen und an die Gymnasien geht. In Brandenburg werden reihenweise Schulen wegen Schülermangel geschlossen, so dass viele Schulen ums nackte Überleben kämpfen. Allerdings ist es dann für viele Gesamtschulen nur eine Frage der Zeit, wann es das Aus bedeutet, nämlich dann, wenn nicht mehr genug Schüler die Leistungen für die gymnasiale Oberstufe erbringen. |
| re | | von: kunoschlonz
erstellt: 27.12.2005 16:33:40 |
Du hast schon recht und an einer Gesamtschule sind nun mal alle Kinder vorhanden, das ist klar, aber bei uns läuft halt wirklich so vieles falsch. Und bei uns in RLP gibt es noch Hauptschulen, aber die sind oft am Sterben und dann macht man dann daraus ein Regionalschule oder ne IGS. Ob das aber das Richtige ist? Wie hat ein Realschulrektor zu mir mal gesagt: Es gibt nun mal auf dem Bau Leute, die machen nur den Speis an, was anderes können sie nicht, den Speis machen sie aber gut. Dafür sind sie zu gebrauchen.--> Es kann also nicht jeder Mittlere Reife oder Abitur bekommen, bei manchen fehlen halt die geistigen Fähigkeiten. Bringt es dann etwas, diese Schüler einfach so weiterkommen zu lassen? Und man gibt ihnen nachher noch nen Hauptschulabschluss, ohne dass sie ihn verdient haben? Damit tut man doch denen Unrecht, die wirklich etwas für ihren Abschluss gemacht haben, denke ich jedenfalls. Leistung sollte honoriert werden, ist meine Meinung. |
| ?! | | von: silberfleck
erstellt: 27.12.2005 18:59:24 |
Ich arbeite an einer Regionalen Schule und unterrichte die Fälcher Physk / Chemie und (wenn viele Kollegen netterweise fachfremd P/C unterrichten auch) Biologie.
Unsere Schule ist Regelschule, d.h. im zweifelsfall müssen wir jeden Schüler nehmen, dessen Wohnort in unserem Schulbezirk liegt.
Ich bin auch der Meinung, dass Schüler unterschiedliche Fähigkeiten haben und einigen von ihrer Veranlagung her Grenzen gesetzt sind.
Da Benotung ja immer auch etwas mit der Vergleichsgruppe (sprich Klasse ) zu tun hat, habe ich in der Regel ein entsprechendes Notenspekrum (1-6). Nach der Klasse 7 trennen wir aufgrund der Anzahl der besuchten R Kurse, der Noten in den Hauptfächern und dem Notendurchschnitt in R und H Klassen.
Nun werden aus den guten H Schülern zum größten teil R Schüler. In den H Klassen fehlen häufig die Spitzen, die die anderen ansporen, die R Klassen haben z. T Probleme mit dem R Stoff.
Problemlösung?
Außerdem haben wir einige Problemschüler, die leider den anderen viel Zeit zum lernen nehmen, aber selber viel mehr persönliche Hilfe benötigen.
D. h. wir werden beiden Seiten nicht gerecht.
Kopfnoten gibt es bei uns in allen Klassen, wobei meines Wissens in RLP auf Bewerbungszeugnissen keine aufs Zeugnis kommt (9H und 10R).
Und wenn mit "Kuschelpädagogik" gemeint ist alles immer nur "schönzureden" bin ich völlig dagegen.
Ich versuche meinen Schülern zu vermitteln, dass ich sie als Person respektiere ( und natürlich auch erwartem dass ich akzeptiert werde), dass es aber im Zusammenleben von Menschen Regeln gibt, die für alle Beteiligten gelten. Ich mühe mich nach Kräften ihnen Wissen zu vermitteln (und noch vieles mehr) und ihre persönliche Situation zu Berücksichtigen.
Trotzdem merke auch ich, dass ich manchmal den Eindruck habe gegen Windmühlen zu kämpfen.
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