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Forum: "Nachteilsausgleich in Englisch. Ab wann kann dieser aufgehoben werden?"
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| Nachteilsausgleich in Englisch. Ab wann kann dieser aufgehoben werden? | | von: niki78
erstellt: 10.08.2012 23:53:15 |
Hallo liebe "Leidensgenossen"
in diesem Jahr ist meine Klasse im Jahrgang 7 (Hessen/ Integr. Gesamtschule).
Ein Schüler meiner Klasse erhielt im fünften Jahrgang aufgrund der Ergebnisse der HRP Notenschutz (ich unterrichte selbst nicht das Fach Deutsch, sondern das Fach Englisch). Im Jahrgang 6 wurde dieser in Absprache mit der Deutschkollegin und nach Konferenzbeschluss in einen Nachteilsausgleich umgewandelt.
In Englisch erhielt dieser Schüler mehr Zeit in Proben und im Unterricht, falls notwendig größere Schrift etc., stärkere Benotung des mündlichen Teils.
Er erhält außerschulische Förderung.
Ich hielt es nicht mehr für angebracht, den Nachteilsausgleich in 7 fortzuführen.
Wer kennt sich aus? Wann kann man den Nachteilsausgleich aufheben? Welches wären begründete Ausnahmefälle, um diesen nicht aufzuheben?
Sind meine Argumente nachvollziehbar?
Hier einige Fakten:
1. Der Schüler hat eine Sehschwäche. Setzt aber oft nicht die Brille auf oder diese ist in Reperatur.
Der Schüler sitzt bei mir in der ersten Reihe.
2. In Proben nutzt er nicht die Zeit, die man zusätzlich zur Verfügung stellt. Zudem hat er Konzentrationsprobleme...dreht sich zu den Mitschülern um, kommentiert die Aussagen der Mitschüler oder lässt sich in Gespräche verwickeln, fängt mit der Lehrkraft Themen an zu diskutieren, die nicht zum Thema passen. Erkläre ich eine Englischarbeit, Aufgabe für Aufgabe, zu stellt der Schüler Fragen zur Aufgabe 1 (Beispiel), wobei diese besprochen wurde. Dies bekommt der Schüler allerdings nicht mit, da dieser schon die letzte Seite im Auge hat. Raubt sich selbst Zeit.
3. Der Schüler schreibt sehr oft nicht die HA etc. ab, dass es doch schneller und einfacher ist, diese bei einem Mitschüler nach der Schule abzuschreiben.
4. Ich bekomme Entschuldigungen, Der Schüler könne die Vokabeln nicht lernen. Es würden zwei schriftliche Arbeiten anstehen.
5. Der Schüler sagte selten, dass dieser die Bilder/ Schrift (ich habe immer Comic S. Größe 12 fett, 1,5 Zeilenabstand)) nicht lesen bzw. erkennen kann.
6. Im Arbeitsheft nahm dieser sich nicht die nötige Zeit (Sehr leichte Aufgaben wurden nicht, teilweise oder nur unordentlich bearbeitet. Wie im Schnellverfahren. Das Wörterbuch sollte benutzt werden, es war also leistbar.) Die Schrift ist sehr unordentlich (der Schüler kann auch anders schreiben) und es stand schon das Wort Dildo im Heft (na ja, halt ein Schüler, aber nimmt dieser die Aufgabe ernst?!)
7. Die Vokabeltests zeigen, dass die deutschen Wörter LRS typische Fehler aufweisen, allerdings kann der Schüler (wenn er lernt)ordentlich schreiben und ein Großteil der Vokabeln sind im Englischen richtig geschrieben. Viele Vokabeln sind allerdings fehlend und würden, sollten diese nach Aussprache bewertet werden, nicht richtig sein.)
Ich persönlich sehe nicht den Bedarf, aber der Vater des Sohnes ist sehr anstrengend, kommt mit dem Schulgesetz von 2006 und der Meinung seiner außerschulischen Förderung (die Frau meint, er hätte starke LRS-Tendenzen), so dass ich schon überlege durch einen Konferenzbeschluss, den Nachteilsausgleich zu reaktivieren.) Allerdings hat der Schüler in Deutsch auch keinen N. mehr.
Langsam hinterfrage ich mich schon selbst. Habe keine Lst, dass dieser Vater gleich wieder zur Schulleitung rennt und sich beschwert. Manchmal denke ich, dass der Vater die Regeln macht. Welche Rechte habe ich? Ist meine Argumentation richtig?
Bin über jede Hilfe, jeden Tipp äußerst dankbar. |
| hmmmm | | von: palim
erstellt: 11.08.2012 03:55:50 |
Du bist an einer INTEGRIERTEN Gesamtschule!
Der Schüler hat doch offenbar Förderbedarf, wenn er eine starke Sehschwäche hat und LRS (droht).
Wie wäre es mit
- auf A3 kopierte Klassenarbeiten, die erheblich größere Schrift haben, die er auch lesen kann
- mehr Zeit zum HA abschreiben, differenzierte HA der Menge nach, dafür müssen DIE dann aber wirklich da sein,
- klare Regeln, welche Aufgaben er in welcher Zeit erledigen soll
- vielleicht benötigt er eine Lupe? die könntest du in der Schule liegenlassen
- ... bestimmt gibt es noch mehr Möglichkeiten
5. Der Schüler sagte selten, dass dieser die Bilder/ Schrift (ich habe immer Comic S. Größe 12 fett, 1,5 Zeilenabstand)) nicht lesen bzw. erkennen kann. Obwohl ich verstehen kann, dass du die Unterstützung des Kindes seitens der Eltern nicht ausreichend findest, finde ich deine Erwartungshaltung übertrieben.
Was zöge es denn nach sich, wenn er keinen Nachteilsausgleich hätte und normal bewertet werden müsste?
Palim |
| Nachteilsausgleich | | von: caldeirao
erstellt: 12.08.2012 23:01:35 |
in Brandenburg entscheidet die Klassenkonferenz über den Nachteilsausgleich. Es muss irgendetwas vorliegen, z.B. eine LRS oder Dyskalkulie oder sonderpädagogogischer FB oder eine nachgewiesene Krankheit (z.B. hatte bei uns ein Mädchen mit Epilepsie einen Nachteilsausgleich).
Auch ist für mich nicht klar, auf welcher Basis der Nachteilsausgleich gewährt wurde. Hat das Kind sonderpädagogischen FB im Bereich sehen? Dann seid ihr verpflichtet, Nachteilsausgleich zu gewähren- jedenfalls nach brandenburgischen Gesetz.
Deine Begründungen kann ich aber zum Teil nur schwer nachvollziehen. Hast du dich mal versucht, dich in das Kind hineinzuversetzen? Stell Dir vor, alle AB`s sind in Schriftgröße 4 geschrieben. Mit äußerster Anstrengung kannst Du es lesen. Dann bist Du aber auch schnell müde. Schriftgröße 12 kann ich meinen Förderschülern in Klasse 7/8 kaum anbieten. Das ist denen zu klein, warum ist es so schwierig, dem Kind in einer größeren Schriftgröße die AB´s anzubieten. Wie viele Kinder lassen ihre Brille weg, weil sie sich schämen, das Kind hat wahrscheinlich besonders dicke Gläser. Vielleicht hat das Kind schon innerlich aufgegeben, weil sich eh niemand für die Probleme interessiert und immer wenn es Defizite zeigt, wird es gerügt. Muss so ein Kind immer besonders brav sein, damit es das Wohlwollen der LuL erntet und den damit verbundenen Nachteilsausgleich erhält, was für das Kind Grundvoraussetzung zum Lernen ist.
Manchmal ist es auch ganz interessant nach den Ursachen des Verhaltens zu forschen. |
| Blick eine ehemaligen Schülers | | von: sockendiebin
erstellt: 25.11.2014 12:27:13 |
Hallo
Ich möchte mich mal zu Wort melden, da ich heute Lehramt
studiere aber als Schülerin selbst Schwierigkeiten mit
dem
Sehen hatte. Du beklagst, dass dein Schüler unaufmerksam
ist und "Mist" macht in seiner Zusatzzeit. Das kann daran
liegen, dass wenn man schlecht sieht man sich auf
Leseaufgaben oder allgemein alles, bei dem man genau
schauen muss unglaublich Konzentrieren muss. Nach einer
Weile ist dann die Luft raus, dann hilft auch mehr Zeit
nicht. Wobei ich als Kind glücklich über mehr Zeit
gewesen
wäre, denn bei mir kam niemand auf die Idee, dass mir das
helfen könnte, obwohl ich meist nicht mit Arbeiten fertig
geworden bin. Dazu kamen blöde Kommentare von Lehrern
mein
Brille sei doch gar nicht so stark so schlecht könnte ich
gar nicht sehen oder ich sollte mir doch eine stärkere
Brille kaufen, wenn ich nicht genug sehe. Die bei mir
jedoch nichts bringt. Es ist prinzipiell unangnehm immer
nach einer Sonderrolle zu Fragen, nach extra Kopien oder
sonst etwas zu Fragen. Wenn etwas abgeschrieben werden
musste was ich nicht erkennen konnte hab ich entweder von
einer Freundin abgeschrieben oder es gelassen. Mir ist es
heute noch unangenehm an der Uni nachzufragen, wenn ich
etwas nicht erkennen kann. Man muss ja jedes Mal die
eigene
Schwäch preisgeben und um eine Sonderbehandlung bitten.
Und
gerade, wenn die Sehhilfe nicht von klein auf da ist
schämen sich Kinder häufig dafür. Ich würde den
Nachteilsausgleich bestehen lassen, aber methodisch etwas
überlegen, wie du die Anstrengung der Konzentration etwas
mindern kannst, z.B. mehr Möglichkeiten des Hörens und
mündliche Aufgaben. Auch vergrößerte Kopien können
wirklich
eine große Entlastung sein. Was gar nicht geht sind
Gruppenarbeiten mit einem Blatt für mehrere Schüler.
Zusammengefaast:
Schlechte Sehen macht durch erhöhte Konzentration müde --
>
Disziplinloses Verhalten
Brillen sehen aus Sicht vieler Kinder doof aus, also
wollen
sie sie nicht benutzen.
Es ist unangenehm seine Schwäche immer wieder erneut
preis
zugeben um eine Sonderbehandlung zu verlangen, besonders,
wenn man sich nicht verstanden fühlt und fürchtet nicht
ernst genommen zu werden.
Diesen Link habe ich vor Kurzem zufällig entdeckt und
haöte
ihn für einen guten Überblick.
http://www.integrationskinder.org/schule/lehrerinformatio
ne
n.pdf |
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