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Forum: "Töpfern..... aber wie???"
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| Töpfern..... aber wie??? | | von: sunshine1977
erstellt: 19.08.2009 17:59:45 |
Hallo ihr Lieben
Ich habe heute erfahren, dass ich imneuen Schuljahr eine "Töpfer-AG" leiten darf und habe keine Ahnung, wie man töpfert
Ich habe das ja selbst vorgeschlagen undmir schon reichlich Literatur bestellt, um das Thema anzugehen. Freue mich riesig darauf.
Meine Frage nun an die "erfahrenen" Töpfer-Kollegen unter euch: wie würdet ihr zeitlich eine solche AG planen? Ich habe 2 Std (90min.) die Woche für die AG, bin aber skeptisch, ob ich da nicht mit denKids grad den Ton raus hole und dann auch gleich wieder wegräumen kann?! Denkt ihr es ist sinnvoller, alle 2 Wochen eine 3-stündige AG anzubieten?
Gibt es bestimmte Hinweise, die ich den Kindern VOR der Arbeit mit dem Ton besprechen muss? Ich hoffe ja, die bestellten Bücher geben genug Aufschluss, aber von den Erfahrungen der Kollegen hat man doch am meisten
Hat vielleicht auch noch jemand eine Idee für ein Gemeinschaftstonprojekt? Wir haben eine tolle Tonkachelwand an der Schulhausfront, an der jedes tonende Kind eine Kachel gestaltet hat. So etwas in der Art würde ich auch gerne mit allen Kindern gestalten, etwas was das Schulhaus verschönert und dekoriert.
Wäre echt spitze, wenn Ihr mir Tipps geben könntet!
Eure sun |
| Habe selbst | | von: janne60
erstellt: 19.08.2009 19:12:08 |
privat viele Jahre getöpfert und immer davon geträumt, sowas in der Schule zu machen. Leider haben wir weder die Räume noch Brennofen usw. dafür. Insofern ist mein ganzer Neid schonmal mit dir.
Ich würde zu der 3-Stunden-AG tendieren, denn allein Auf- und Abbau, Saubermachen usw. dauert seine Zeit. Vielleicht kannst du ja auch variieren, je nach dem, was hergestellt werden soll
Ganz wichtig ist der Umgang mit dem Ton: Ein bisschen Materialkunde sollte zu Beginn sein, die Kinder müssen wissen, dass sie mit Ton nicht wie mit Knete arbeiten. Das Tonstück, das du vom Hubel abschneidest, muss zuerst kräftig geschlagen werden, d.h. mit Schmackes auf eine Plastikfolie am Boden werfen, um die eingeschlossene Luft herauszukriegen. Lufteinschlüsse bringen das Werkstück beim Brennen zum Platzen und dann sind frustierte Gesichter vorprogrammiert.
Fang mit einfachen Formen an, damit die Kinder mit dem Material vertraut werden z.B. Daumenschälchen: Kugel formen, in die Handfläche legen und mit dem Daumen allmählich eine Vertiefung drücken und so ein Schälchen formen.
Mit langen Würsten kannst du Gefäße aufbauen (immer gut verschmieren). 2 Teile fügt man mit Schlicker zusammen (das steht bestimmt in deinen Büchern).
Gearbeitet wird auf Stofftüchern, z.B. alte Bettlaken (sonst klebt der Ton am Tisch fest)
Zum Formen und Gestalten kannst du alles verwenden, was der Haushalt hergibt (ausrollen z.B. mit dem Nudelholz)
Ton trocknet sehr schnell aus, deshalb immer in Plastik aufbewahren, unbenutztes immer schnell wegpacken (kleine Mengen z.B. in Margarinedosen). Ist er trotzdem mal eingetrocknet, kann man noch Schlicker daraus machen.
Es gibt noch Einiges beim Brennen und Glasieren zu beachten, frag einfach, wenn du noch Infos brauchst.
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| Kurs | | von: janne60
erstellt: 20.08.2009 10:30:59 |
Wenn es einen Kurs gibt, empfehle ich dir, vorher einen zu machen. Man vermittelt leichter etwas, das man selbst beherrscht. natürlich gibt es auch den Ansatz, sich mit den Kindern gemeinsam experimentell auf die Sache einzulassen, aber ich finde, dafür ist die Zeit zu knapp und bei einer AG, die alle 3 Wochen stattfindet, sollte dann nicht noch die halbe Zeit was schiefgehen.
Ich hatte damals einen Kurs belegt, der hier in der Gemeinde angeboten wurde und nach dem 10. Abend (als eigentlich Schluss war) zum Selbstläufer wurde, d.h. es wurde daraus ein Töpferkreis, der 1mal wöchentlich zusammenkommt (geleitet von einer ausgebildeten Keramikmeisterin). Dort habe ich auch erfahren, dass wie überall, jeder so seine Methoden hat, auch wenn sie vielleicht unorthodox sind. So wird z.B. in Büchern die Methode, Werkstücke mit dem Fön zu trocknen verpönt; bei uns war das die gängige Art, den Arbeitsprozess zu beschleunigen.
Also auch hier gilt: "Versuch macht kluch"
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| habe auch | | von: gwendolynnn
erstellt: 20.08.2009 14:16:12 |
einige Jahre getöpfert und ein paar Töpfer-“Workshops“ gegeben.
Ich kann mich allem, was Janne schreibt, anschließen.
Und ich würde unbedingt empfehlen, wenn du keine (oder auch nur wenige) eigene Erfahrungen mit Töpfern hast, vorher einen Kurs zu besuchen.
Falls du keine Zeit/Möglichkeit mehr haben solltest, vor Beginn deiner eigenen Töpfer-AG, einen Kurs/oder ein paar Unterrichtsstunden zu belegen, würde ich empfehlen, auf jeden Fall die wichtigsten Grundtechniken und auch ein paar Werkstücke vorher selber auszuprobieren.
Im Vergleich mit anderen Kunsthandwerker-Techniken (z.B. Goldschmieden, Seidenmalen u.a.) ist Ton der Werkstoff, (und Töpfern das Handwerk), mit dem (bei dem) - so sind zumindest meine Erfahrungen – man am meisten (nicht nur angenehme) Überraschungen erleben kann.
Lass dich von Anfangsproblemen aber nicht abschrecken – bei einigen Sachen ist es eben auch wichtig, sie mehrmals bzw. sie auf unterschiedliche Weisen auszuprobieren. Und gerade beim Töpfern ist m.M.n. eben das Erfahrungswissen so wichtig.
Ansonsten kann ich dir nur gratulieren, dass du so eine AG starten kannst. Töpfern lässt eine ungeheure Bandbreite von Gestaltugnsmöglichkeiten zu, viel mehr als andere Form- und Modelliertechniken (wie z.B. Salzteig, Pappmachée od.ähnl.)
Kacheln zu gestalten finde ich eine sehr gute Idee für ein Gemeinschaftsprojekt, erfordert aber schon ein ganz klein bisschen Können und Erfahrung - finde ich; und ich würde die Kinder erstmal eine ganze Zeit lang individuell mit Ton gestalten und ihre Erfahrungen machen lassen und erst später ein Gemeinschaftsprojekt starten.
ein paar weitere Ideen für Gemeinschaftsprojekte:
zu einem bestimmten Thema Elemente/Figuren gestalten, die man hinterher, in allen möglichen Varianten an-/aufhängen kann.
z.B. Blätter/Blattformen wüde zum bald anstehenden Herbst ganz gut passen.
oder - bald ist Weihnachten - weihnachtliche Figuren per Ausstechformen oder entspr. vergrößerten Schablonen gestalten.
(hier kann ich dir gerne noch weitere infos geben).
Auf jeden Fall viel spaß und gutes Gelingen !
@ janne: die Fön-Trocken-Methode ist nach meiner Erfahrung eigentlich eher bei gestandenen Keramik- und Töpfermeistern verpönt – alle Achtung dass eure graduierte Kursleiterin das zugelassen hat!
neugiere Nachfrage: habt ihr am selben Veranstaltungstermin getöpfert, die Sachen trocken-gefönt und dann ab in den Brennofen ? oder erst die geschrühten und glasierten Teile für den zweiten Brand trockengefönt ?
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| . | | von: fossy
erstellt: 21.08.2009 12:30:41 geändert: 21.08.2009 13:02:53 |
Ich habe mehrere Jahre selbst eine Keramik-AG in der Grundschule leiten dürfen. Aus dieser Erfahrung heraus empfehle ich wöchentlich 2 Stunden zu arbeiten (inklusive Vor- und Nachbereitung). 14tägig 3 Stunden hintereinander diese AG zu machen, finde ich zu lange; vor allem, weil die Kinder ja noch keine große Erfahrung haben und somit auch keine großen Projekte in Angriff nehmen. Außerdem ist es doch schöner, jede Woche so ein tolles Angebot besuchen zu dürfen.
Ich töpfere manchmal sogar im Kunstunterricht - also in 45 Minuten. Wichtig ist es, wenn Dinge in der Arbeitszeit nicht geschafft werden, müssen sie mit feuchten (nicht nassen) Tüchern abgedeckt und in eine Tüte getan werden. So bleiben sie normalerweise 1 Woche lang in bearbeitbarem Zustand.
Einfache Arbeiten für Anfänger, die auch in kurzer Zeit gestaltet werden können, sind beispielsweise:
flache "Blätter"-Schalen
- geschlagenen Ton ausrollen (wie Plätzchenteig aber nicht dünner, als 5mm)
- kurz vor Ende des Auswalzens ein schönes Laubblatt auflegen (Ahorn sieht immer gut aus)
- die Blattrippen müssen auf dem Ton liegen und werden durch die Walze eingedrückt
- das Blatt bleibt auf dem Ton liegen und es wird drumherum geschnitten (Blatt löst sich allein im Trocknungsprozess, falls Reste auf dem Tonstück bleiben, verbrennen sie im Ofen)
- wenn die blattförmige Tonplatte ein wenig aufgewölbt wird erhält man eine flache Schale
Hier siehst du ein Beispiel - allerdings sind die Blattrippen nicht gut zu erkennen
http://img.dawanda.com/Product/2106/2106693/big/1229352056-392.jpg
http://img.dawanda.com/Product/2106/2106693/big/1229351876-55.jpg
Ebenfalls einfach sind kleine Igelchen:
- aus Tonklumpen Igelform drücken
- Gesicht gestalten
- Stacheln einritzen oder mit "Häkchen" gestalten
http://www.geschtalten.ch/images/igel.jpg
Wenn die Igelchen etwas größer werden, sollten sie am "Boden" etwas ausgehöhlt werden, weil die Gefahr des Platzens damit geringer wird.
Schnelle Ergebnisse erhältst du auch, wenn aus gewalztem Ton Formen mit Plätzchenausstechern ausgestochen und diese nach dem Brennen zu einem Windspiel verbunden werden. Größere Formen können auch auf Stäbe montiert zur Deko für Blumentöpfe genutzt werden.
http://i88.photobucket.com/albums/k178/kirkoe/blog/blogIMG_2893.jpg
Viele andere Ideen erhältst du sicherlich in deinen Büchern. Wichtig ist, wie schon die Vorschreiber sagen: selbst probieren!
Weiterhin empfehle ich für alle Anfänger auf das Aneinandersetzen von Teilen zu verzichten, soweit es geht. Viele Misserfolge entstehen, weil die Verbindungen nicht so gelingen oder sich dann beim beim Trocknen oder Brennen lösen.
Nette Anregungen findest du auch hier:
http://www.kinder-keramik.de/Kinderkunst.htm
Außerdem stehen zwei neue Links im Linkportal Kunst.
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| ... | | von: gwendolynnn
erstellt: 21.08.2009 17:33:53 geändert: 21.08.2009 17:38:09 |
@sunshine
Zu deiner Nachfrage bezüglich Ausstechformen s.d. Ausführungen u. link-Hinweise von fossy (danke für deine Mühe)
à propos Ausstechformen: in großen Kaufhäusern oder gut sortierten Haushaltwarengeschäften gibt es von den gängigen weihnachtlichen Ausstechformen auch größere Varianten, z.B. ca. handflächen-große Sterne, Herzen und Monde – aus solchen getöpferten Teilen ließen sich auch etwas größere Windspiele/Mobilés gestalten, mit denen man sehr gut große (Schul-?)Räume, -Flure etc. dekorieren kann – würde ich aber keinesfalls am Anfang machen, bzw. nicht als erstes Gemeinschafstprojekt.
Die von *fossy* erwähnten Igel finde ich sehr gut für den Anfang geeignet und ebenso wie die von *janne* beschriebenen Daumenschälchen
Mir fällt noch ein (aber nicht gerade für die allererste Anfangszeit): Schneckenhäuser (so bis ca. Faust-Größe) – lassen sich sowohl per Hand formen und per Werkzeug “fein“-modellieren (evtl. aushöhlen, damit n.d.Brennen nicht zu schwer), als auch per Wulsttechnik aufbauen (dazu auch s.u.) - kleinere (u. per Wulslttechn. aufgebaute) braucht man u.U. nicht unbedingt auszuhöhlen.
ansonsten, auch wenn ich mcih wiederhole: so viel wie möglich vorher selber ausprobieren - finde ich unumgänglich wichtig. Es gibt beim Töpfern so viele kleine Zwischenschritte, die oft ausschlaggebend sind, oder "Kleinigkeiten“, die einfach wichtig sind zu wissen. Und so viele Feinheiten und Finessen, die sich nur eingeschränkt (oder gar nicht) theoretisch vermitteln lassen, die man einfach erst durch Selber-tun erfährt und "be-greift“.
@fossy
danke für die links zu tollen Bildern !
Und: ja, natürlich lassen sich auch in 45 min einfache/kleine/schnelle Sachen "töpfern“, vor allem auch dann, wenn Lehrer / Kursleiter die Hauptarbeiten in Sachen Vor- und Nachbereitung und evtl. noch Aufräumen übernehmen
Jedoch: Töpfern hat meiner Meinung nach auch etwas mit ausprobieren und „entstehen lassen“ zu tun, und das braucht: Zeit und Geduld - einmal für das Formen und Modellieren per se, aber eben auch für das weitere Ausgestalten z.B. Dekorieren wie (Ein)Ritzen, Einkerben etc.
Außerdem fände ich es auch nicht gerade verkehrt, die Kinder bei den Vor- und Nachbereitugnsarbeiten mit einzubeziehen (Aufräumen nicht zu vergessen), und das könnte hin und wieder selbst bei 9 0 m i n schon mal knapp werden.
Deinem Rat für Anfänger, auf das Aneinanderersetzen von Ton-Teilen zu verzichten, möchte ich auf jeden Fall (was Arbeiten mit Platten(technik) u. Anschlickern anbelangt) zustimmen.
Für die sog. Wulsttechnik würde ich u.U. (je nach Situation – und das ist dann halt auch abhängig von der Teilnehmerzahl und eben von der zur Verfügung stehenden Zeit) eine Ausnahme machen: beispielsweise kleine Schälchen mit Tonwülsten aufgebaut; oder, was auch sehr dekorativ ist: kleine Schneckenhäuser per Wulsttechnik.
Wenn das vom Lehrer/Kursleiter gut erklärt wird, wenn es ausführlich gezeigt wird und wenn u.U. etwas nach-/mitgeholfen wird – dann dürfte Wulst-Technik auch für schon etwas "fortgeschrittene Anfänger“ (und auch im grundschulalter) – m.M.n. kein Problem sein (natürlich nicht für ganz frische Anfänger), nur – pardon – in 45 Minuten ist das eben nicht zu haben, und innerhalb 90 min evtl. etwas knapp.
@ janne
danke f.d. info - so ungefähr hatte ich mir das auch gedacht...
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| Vor- und Nachbereiten | | von: fossy
erstellt: 21.08.2009 20:44:44 |
Das Vor- und Nachbereiten ist natürlich keine Sache, die ich allein bewerkstellige - weder für eine AG noch im Kunstunterricht. Es ist wichtig, dass man Transport- und Aufbewahrungsmöglichkeiten findet, die möglichst effektiv sind, sodass man genügend Zeit für die Arbeit hat. (Ich nutze handliche Tabletts und beschriftete Kunststoffboxen in sinnvoller Größe. So findest alles schnell seinen Platz und kann in den Aufbewahrungsraum getragen werden.)
Dass Kinder in der Arbeitsgemeinschaft Zeit zum Ausprobieren haben sollten, finde ich auch. Wenn man ihnen mit einfachen Angeboten den Zugang gegeben hat, wie man mit Ton umgeht und was damit möglich ist, haben sie selbst Mut und tolle Ideen.
Trotzdem denke ich, dass 90 min wöchentlich für Grundschüler reichen. Meine Erfahrung zeigt, dass es nur selten vorkommt, dass Kinder sich allein an große Projekte wagen. Diejenigen, die es tun, können aber durchaus in Etappen arbeiten. Dass und wie unfertige Werkstücke eine Woche lang gut verpackt aufbewahrt werden können, ist auch etwas Lernenswertes.
Ein Nachteil bei 3stündigem Angebot alle 2 Wochen ist auch, dass man durch einmaliges Fehlen (Krankheit, Arztbesuch) mehr verpasst, als bei wöchentlichem Angebot.
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