Guten Morgen, rhauda.
Ich habe mir zu Deiner 2. Frage ein Beispiel ausgedacht, was für mich als Starkstromelektrotechniker sinnvoll erscheint.
Aufgabe : Ein idealer Transformator wird primärseitig an eine starre 50-Hertz-Quelle mit 1000 V angeschlossen. Die Oberspannungswicklung hat 760 Windungen, die Unterspannungswicklung 40. Sekundärseitig ist der Übertrager von zwei parallelen Verbrauchern belastet. Der Widerstand der ersten Last ist 19 Ohm, die Leistungsaufnahme der zweiten 111 Watt.
1. Berechnen Sie den Strom, der durch die zweite Last fließt!
2. Berechnen Sie den Primärstrom!
3. Was ist für den Übertrager die größere Last?
Lösung :
Ersatzschaltbild!
http://www.bilder-hochladen.net/files/6ju1-r-jpg.html
Randbemerkung: *Ich* würde den Sekundärstrom in die entgegengesetzte Richtung einzeichnen, da das die Betrachtungsweise des Trafos als symmetrischer Vierpol ist. Den Sekundärstrom in die gleiche Richtung wie den Primärstrom zu zeichnen, wäre "Kettenbepfeilung" des Vierpols und bis auf die Behandlung der Asynchronmaschine sollte man tunlichst auf den Mist verzichten, da die Kettenbepfeilung viele Vorzeichen in den Gleichungen ändert und sowas erfahrungsgemäß böse an den Baum gehen kann. Für den Schüler ist es jedoch besser, da auf der Sekundärseite das Verbraucherzählpfeilsystem angewandt werden kann, d.h. Strom und Spannung in die gleiche Richtung. Es gibt dann in den einfachen Gleichungen zum Rechnen keine Vorzeichenprobleme.
Übersetzungverhältnis ausrechnen
ü = N
1/N
2 = 760/40
ü = 19
Umrechnung auf die Unterspannungsseite
ü = U
1/U
2
U
2 = U
1/ü = 1000V/19
U
2 = 52,6V
zweite Last ausrechnen
Parallelschaltung: Die Spannung über allen Zweigen ist gleich.
P = U
22/R
2
R
2 = U
22/P = 52,6
2V
2/111W
R
2 = 24,9 Ohm
Zu 1.: Strom durch die zweite Last ausrechnen
R = U/I
R
2 = U
2/I
R2
I
R2 = U
2/R
2 = 52,6V/24,9Ohm
I
R2 = 2,11A
Sekundärstrom ausrechnen
Entweder Zusammenfassen der Lasten als Parallelschaltung
R = R
1 || R
2
R = R
1*R
2/(R
1)+R
2)
R = 11,1 Ohm
und dann den Sekundärstrom bestimmen
R = U
2/I
2
I
2 = U
2/R = 52,6V/11,1Ohm
I
2 = 4,74A
oder Stromfluß durch die erste Last ausrechnen und mit dem Knotensatz den Sekundärstrom bestimmen:
R = U/I
R
1 = U
2/I
R1
I
R1 = U
2/R
2 = 52,6V/20Ohm
I
R1 = 2,63A
I
2 = I
R1 + I
R2 = 2,63A + 2,11A
I
2 = 4,74A
Zu 2.: Umrechnung auf die Oberspannungsseite, Primärstrom
ü = I
2/I
1
I
1 = I
2/ü = 4,74A/19
I
1 = 0,25A = 250 mA
Zu 3.: Belastung des Übertragers
Die größere Laste ist der Widerstand mit dem geringeren Wert, da dieser mehr Strom zieht und den Transformator stärker belastet.
(Gilt allgemein für jede Quelle! Verbraucher mit geringem Widerstand = große Last, Verbraucher mit hohem Widerstand = kleine Last.)
Keine Ahnung, was die konkrete Aufgabenstellung war bezüglich der zwei Widerstände, aber hoffentlich habe ich halbwegs gut geraten und das Beispiel hilft Dir.
Tschau
Nachtrag
Die einfachste Ergebniskontrolle ist die Anwendung des Energieerhaltungssatzes. Die eingespeiste Leistung auf der Primärseite muß bei einem idealen Transformator gleich der Leistung auf der Sekundärseite sein.
Oder elektrotechnisch genauer: Die Durchgangsleistung ist mit der Eigenleistung identisch.
Man rechnet
U
1 * I
1 = U
2 * I
2
und es muß auf beiden Seiten die gleiche Leistung herauskommen. Dann ist die Chance groß, daß richtig gerechnet worden ist.
Für mein Beispiel oben:
U
1 * I
1 = 1000V * 0,25A = 250W
U
2 * I
2 = 52,6V * 4,74A = 249,3W
...ist also, von Rundungsfehlern in der Mitnahme der Zwischenergebnisse abgesehen, korrekt.