Guten Tag,

diese Frage richtet sich überwiegend an Sportlehrer, darf aber natürlich auch von anderen Mitgliedern gerne beantworten werden.

Ich bin Schülerin eines beruflichen Gymnasiums in NRW (Q1). Für das Fach Sport steht nun eine häusliche Aufgabe an, bei der ein Erklärvideo zum Thema Seilspringen erstellt werden soll. Dabei müssen bis zu 15 Elemente (z.B. Basic Bounce, Side Swing, etc.) erklärt und demonstriert werden. Dieses Video dient dann als einzige Bewertungsgrundlage für die Zeugnisnote und hat demnach einen großen Einfluss ins Abitur.

Jedoch finde ich dies ziemlich unfair. Schließlich hatten wir nicht eine einzige Sportstunde in diesem Halbjahr (weder praktisch noch theoretisch) und es gibt also keine andere Möglichkeit, seine Leistungen unter Beweis zu stellen und bewertet zu werden. Da Seilspringen nicht jedem liegt, wird dies auch bei vielen (mich einbezogen) negative Auswirkungen auf die Note haben. Ganz abgesehen davon, verfügt auch nicht jeder über den für diese Aufgabe erforderlichen Platz zu Hause.

Nun wollte ich fragen, ob es rechtlich überhaupt erlaubt ist, lediglich eine einzige Aufgabe als Grundlage für die Halbjahresnote zu werten, die dann auch noch ein Thema beinhaltet, das nie zuvor im Unterricht geübt wurde und zudem einige Schüler benachteiligt werden, da sie eventuell eine kleine Wohnung und/oder wenig Platz zu Hause haben. Und was kann man dagegen tun bzw. wie kann man dagegen angehen?

Ich freue mich über hilfreiche Antworten!

ash03  

hallo ash03,

wenn es denn eine*n an eurer Schule gibt, würde ich mich da mal informieren.

lg fulano

auch einen Fachbetreuer für Sport. Da würde ich mich erkundigen, wie die Leistungsnachweise für das Fach Sport geregelt sind. Ansonsten blieben noch

- die Schülersprecher (die können das bei der Schulleitung ansprechen),

- die Schulleitung selbst

- und wenn alle Stricke reißen: nachfragen bei der Schulaufsicht oder

- dem Kultus-/Bildungsministerium.

Zumindest unseres hier in Bayern gibt Eltern und Schülern die Möglichkeit, Auskünfte zu solchen Fragen zu erhalten. Das gibt es bei Eurem Kultus-/Bildungsministerium bestimmt auch. Bei einem der Genannten bekommst Du sicher kompetent Auskunft. Es sind besondere Zeiten, aber zumindest bei uns hier ist man sehr bemüht, daß den Schülern kein Nachteil aus der Situation erwächst. Und ich kann mir nur schwer vorstellen, daß das in Deinem Bundesland anders ist.

Viel Erfolg!  

LG  

Hesse

sind die üblichen Regelungen wegen Corona teils außer Kraft gesetzt. Die von dir vorgebrachten Argumente sind jedoch wohl nicht stichhaltig genug, um eine Berwertung zu verhindern. Die Bewertung im Fach Sport ist zudem grundsätzlich sehr schwierig, aktuell umso mehr. Da die Aufgabenstellung aber ein wichtiges und relativ eingerenztes Themengebiet umfasst und keine besonderen Materialien benötigt werden, erscheint mir dieser Fall nicht sonderlich problematisch.

ich finde diese Aufgabenstellung sogar recht kreativ, der Lehrer hat sich Gedanken gemacht, wie er mit einfachen Mitteln (Seil und Körpereinsatz) und aus der Ferne eine sportliche Aufgabenstellung anbieten kann, die eben NICHT zu Benachteiligungen führt. Ich hätte noch verstanden, wenn du als ersten Ablehnungsgrund genannt hättest, dass nicht jeder über die Mittel verfügt, ein Video zu erstellen (dann fiel mir aber ein, dass sich in Zeiten von Tiktok dieses Problem gewiss nicht mehr stellt). Das zweite war der Platz: Also eine Wiese oder ein Parkplatz lässt sich wohl überall finden.

Dein erster Einwand ist jedoch der, dass dir Seilspringen nicht liegt, nunja, Vieles liegt vielen nicht. Als Argument gegen die Aufgabe wäre mir das definitiv zu schwach.

Wie kann man etwas verlangen, was nie unterrichtet wurde?

Und zwar: Auch VOR Corona gab es nachweislich kleinen Sportunterricht! Da hätte doch Sport stattfinden müssen.

Eine rechtliche Frage:

- Wie ist das versicherungstechnisch abgesichert, wenn sich ein Schüler beim Seilspringen zu Hause (was platztechnisch wohl eher schwierig ist) oder im Freien (bei der derzeitigen Wetterlage) verletzt?

- Verletzt sich ein Schüler beim Sportunterricht im Rahmen der Schule, also im Schulbereich oder einer von Amts wegen schulbezogenen Sportveranstaltung außerhalb des Schulgebäudes  - immer unter Aufsicht einer Lehrkraft -, greift - bei uns in Ö - die Schülerversicherung. Nicht aber im privaten Bereich: Da kann es schon vorkommen, dass die eigene Versicherung feststellt, Seilspringen zu Hause sei wohl etwas daneben oder im Freien bei Schlechtwetter.

- Wer zahlt eventuelle Schäden zu Hause?

Fällt mir grade so ein und ich bin gespannt, wie die Rechtslage in D aussieht! Kann das jemand beantworten?

Die vorgebrachten Argumente von ash03 sind allesamt nachvollziehbar, auch die einzelnen Stimmen, die Bedenken gegen eine solche Art der Bewertung sportlicher Leistungen haben. Diese Ansichten kann ich nur unterstützen. Insbesondere scheint mir die Einwendung von dafyline bezüglich Verletzungsgefahren und die Haftung daraus nicht unerheblich. ash03 hat noch nie eine Anleitung zum Seilhüpfen bekommen. Verletzungen sind also mehr oder weniger schon vorprogrammiert. Die ganze Situation ist insoweit auch problematisch, als diese Übung mit einer Note bewertet werden soll, die für die Halbjahresnote bestimmend ist und letztlich auch Auswirkungen beim Abitur hat. ash03 ist daher zu empfehlen, dass sie sich an alle einschlägigen Stellen wendet, die ihr in diesem Zusammenhang auch von anderer Seite vorgeschlagen wurden, um ihr Anliegen darzulegen und sich ggf. zu beschweren.

elepa1

möchte nochmal bekräftigen, was aus meinem obigen sowie dem Beitrag von janne60 hervorging. Die Bedenken bezüglich der Abinote halte ich für übertrieben, da Sport nicht zwingend eingebracht werden muss. Wenn man sich dazu entscheidet, muss man eine entsprechende Leistung erbringen. Der TE sollte froh sein, dass er "nur" ein Lernvideo drehen muss. Hier lassen die Gymnasien in Sport wissenschaftliche Hausarbeiten verfassen, die mit der Facharbeit oder ersten Hausarbeiten an der Uni vergleichbar sind. Außerdem beherrscht man die grundlegenden Tätigkeiten beim Seilspringen seit der Grundschule, sodass ich diesen Einwand reichlich albern finde. Just my two cents!

ash03 hat noch nie eine Anleitung zum Seilhüpfen bekommen.

Es geht nicht nur um das Abitur an sich, sondern auch um ein eventuell entstehendes Defizit, das Auswirkungen auf das Abitur bzw. die Abiturzulassung haben kann. Auch eine Versetzung kann somit gefährdet werden.

Die Aussage, dass man Seilchenspringen in der Grundschule lernt, kann ich nicht so bestätigen. Ich bin 6 1/2 Jahre in einem Land zur Schule gegangen, in dem weibliche Schülerinnen nicht am Sportunterricht teilnehmen. Deswegen habe ich das in der Grundschule nicht gelernt. Auch Mitschüler aus meiner Klasse, die in Deutschland auf eine Schule gegangen sind, hatten kein Seilchenspringen gelernt. 

woher weißt du das alles so genau? Bist Du der Sportlehrer?

Jedes Bundesland hat andere Festlegungen. Ob die Euren damit übereinstimmen, ist fraglich.

An unserer Grundschule gibt es kein Seilspringen. Außerdem geht es hier wahrscheinlich nicht um über das Seil hüpfen, sondern man muss Kunststücke mit dem Seil machen- sprich eine Performenz hinlegen. Das ist nicht jedermanns Sache.

Wenn ich Sport als Abifach wähle, dann sicher mit einer bestimmten Idee. Da spielt Seilspringen eher eine untergeordnete Rolle und Aussetzen der Sportnote im Abi ist sicher eine schlechte Alternative.

Ich finde diese Aufgabe auch unmöglich und ich glaube nicht, dass man mit dieser einen Note eine Teilnote für das Abitur festlegen darf. Bei meinem Neffen ist das beim Abi so, dass JEDE Note, die er bekommt, ins Abi eingeht. In diesem Fall kannst Du sicher nichts machen. Aber als einzige Note im Halbjahr???? Das halte ich für ein Gerücht. Bei uns sollte Sport draußen gemacht werden und wenn ich mich recht erinnere, war der November noch sehr warm. Da gab es also Möglichkeiten. Wie wurden die genutzt?

Wie peinlich ist das denn, wenn ein 18-jähriger junger Mann oder Frau mit dem Springseil im Park ungelenkig eine Permormenz hinlegt, mit Musik untermalt und das Ganze auch noch filmt. 

1. Gibt es einen Lehrplan oder wie immer das heißt. Der sollte nach Möglichkeit erfüllt werden.

2. Es gibt rechtlich einen Vertrauensschutz. Du hast dir unter bestimmten Voraussetzungen das Fach Sport gewählt und die können nicht so einfach außer Kraft gesetzt werden. Es geht schließlich um das Abitur.

An deiner Stelle würde ich versuchen den "Dienstweg" einzuhalten und auf dem kommunikativen Weg das Problem klären.

1. Beratung mit dem Klassenlehrer oder Tutor oder ...

2. Beratung mit dem Schulleiter

3. Beratung mit dem Schulamt oder wie das bei euch heißt.

4. Anwaltlich beraten lassen

Auf jeden Fall würde ich aber das Video drehen und es gleich unter der Bemerkung abgeben, dass Du dagegen vorgehen wirst. Eine Nichtabgabe kann eine 6 bedeuten und du weißt ja nicht, wie entschieden wird.

Hast Du schon mal mit dem Lehrer gesprochen? Ich gebe zum Anfang auch auf, ein Video zu drehen. Wenn die SuS sich nicht ganz blöd anstellen, bekommen sie von mir eine 1. Das ist sozusagen mein Geschenk für das Fach (Nawi) zum Start von mir. Vielleicht tickt dert Lehrer ja auch so.

Und bleib sachlich. Es steht dir nicht zu, eine Bewertung mit fair oder unfair zu bewerten. Die Frage ist hier, gibt es eine gesetzliche Grundlage dafür oder nicht. Ich würde da eher in die Argumentation gehen, dass eine Note nicht dein Leistungsvermögen wiederspiegelt kann und das sollte ja so sein. Schau da in euer Schulgesetz und hole dir die richtige Formulierung heraus,