Ich verzweifle bzw. zweifle an mir selbst! Die Deutscharbeit meiner 6. Klassen habe ich so konzipiert, wie zwei vorherige Übungen im Lehrbuch; außerdem hatte ich im Unterricht zweimal gesagt, wie ich die Arbeit angelegt habe. Schließlich sitzen die Schüler vor den Klassenarbeitsaufgaben, die ich aus Zeitgründen (und damit sie auch auf die Arbeitsanweisungen achten) nicht mehr erkläre - und blicke in lauter ratlose Gesichter. Es kommen die tollsten Fragen. Die Kinder verstehen die Arbeitsanweisungen nicht!!! Dabei haben wir alles, was dort verlangt wird, gründlich geübt.
Die Schüler bekamen ein Blatt mit verschiedenen Zeugenaussagen zu einem Schulunfall mit folgenden Aufgaben:
1. Lies den Text und unterstreiche alles Wichtige und streiche Unwichtiges durch.
2. Schreibe die Stichpunkte zu Zeit/Ort, Vorgang und Folgen in dein Heft.
3. Die Klassenlehrerin muss über den Vorfall einen Bericht für den Schulleiter schreiben. Hier ist der Anfang:
(Es folgen fünf Sätze im Perfekt mit immer den gleichen Satzanfängen)
Überarbeite den Anfang, indem du in allen Sätzen
a) die Verben unterstreichst und dann ins Präteritum setzt und
b) die Satzstellung so umstellst, dass der Text sich besser anhört.
4. Schreibe den verbesserten Anfang ins Heft und schreibe den Bericht weiter.
Am Ende stellte sich heraus, dass der Knackpunkt für einige war, dass sie nicht wussten, w o sie den kurzen Anfangstext überarbeiten sollten!!! Ansonsten dürfte das doch nicht so schwer zu verstehen sein - zumal die Kinder den Begriff "überarbeiten" schon oft genug gehört haben!
Jetzt habe ich etwa ein Viertel der Arbeiten (=einen halben Klassensatz einer Klasse) durchkorrigiert und dabei festgestellt, dass die meisten den Anfang in der falschen Zeitform einfach abgeschrieben, den Rest aber richtig weitergeführt haben. Sie haben den Unterschied gar nicht gemerkt!