Wenn die KollegInnen seit 5 Jahren das Lehrwerk benutzten, ist da ja nicht so lang. Da hat gerade jede 1x eine 1. Klasse genommen (bei 4-Jahres-Rhythmus) und man kann ja nicht wissen, ob sie geneigt sind, schon wieder zu wechseln.
Mir geht es wie janne: Wir haben noch nicht gewechselt und mir graut davor, weil ich unendlich viele zusätzliche Materialien zum Lehrwerk habe, die ich ergänzend einsetze und ein Wechsel viel Arbeit nach sich ziehen würde.
Ein ehemaliger SL hat mal gesagt, dass es auch von Vorteil sein kann, die Mängel eines Lehrwerkes zu kennen und auszubessern, statt immer auf Neues zu hoffen.
Dass in den Verlagen die herausragenden Didaktiker sitzen, kann ich nicht erkennen, Praktiker oft auch nicht. Gerade neue Lehrwerke haben häufig gravierende Mängel, gerade Fibeln auch sprachwissenschaftliche Fehler, die Umsetzung mancher Aufgaben im Unterricht entbehrt jeder Grundlage und Erfahrung im Erstunterricht.
Zudem finde ich es erschreckend zu meinen, man würde sich stumpf nach Lehrwerk richten. Gerade das ist nicht die Aufgabe einer Lehrkraft. Material abarbeiten können auch andere. Offensichtlich fehlt da aber auch der Einblick in die Arbeit und den Unterricht.
Die Kenntnisse, die man für den Erstunterricht benötigt, gehen weit über das Erschließen eines Lehrwerkes samt Handbuch hinaus. Die Buchstabenreihenfolge kann unterschiedliche Gründe haben, EINER davon ist, dass man möglichst früh bereits aus den ersten Buchstaben viele unterschiedliche Wörter bilden kann um einem Auswendiglernen der Ganzwörter entgegen zu wirken. Hieraus entsteht sozusagen das Glücksrad-ERNSTL oder aber MALIOPE-TNSR oder anderes. Bei sehr vielen Lehrwerken hat man nach 10-12 Buchstaben die häufigsten gelernt und kann dann auch Materialien anderer Lehrwerke problemlos einsetzen, die nach gleichen Prinzip arbeiten, wenn auch in z.T. anderer Reihenfolge.
Ein weiterer Grund wäre, dass man Vokale einsetzt, die in jeder Silbe vorkommen, und die Silbenstruktur zur grundlegenden Idee erhebt und häufig mit einfließen lässt. Bei derartiger Vorgehensweise müsste man zur Buchstabeneinführung des AU in der Analyse darauf eingehen. Fraglich ist, ob a und u bereits bekannt sind, zudem müssen die Kinder an dieser Stelle lernen, dass 2 Grapheme einen Laut wiedergeben.
Noch ein anderer ist, dass man klingende Laute vor Plosiven bevorzugt, da damit das Bilden von Silben für die schwächeren Kinder besser gelingt. Dazu kommt, dass man ähnliche Laute, aber auch ähnliche Buchstaben zeitlich trennt,z.B. p und b nicht unmittelbar hintereinander einführt.
Ein weiterer Grund kann auch in Schreibrichtungen oder Einfachheit der Buchstaben liegen, da man die motorische Herausforderung Anfang 1 nicht unterschätzen sollte. Meiner Meinung nach ist dies aber inzwischen hinter die anderen Gründe zurückgestellt worden.
Die unterschiedlichen Begründungen würden jeweils unterschiedliche Reihenfolgen festlegen, somit muss man letztlich eine Abwägung treffen oder einen Mittelweg suchen, sprachwissenschaftlich vorzugehen, Schwerpunkte oder Prinzipien einzusetzen und dennoch leseförderlich zu arbeiten.
Wenn ein Lehrwerk eingeführt ist, das aufbauend vorgeht, ist es unsinnig, gerade am Anfang von der Buchstabenreihenfolge abzuweichen. Ein Springen ist kaum möglich, schon gar nicht zu Beginn des Schuljahres, da es eine Weile braucht, bis die SuS überhaupt das System von Schrift verstehen und mit den ersten 10 Buchstaben in der Regel schon genug gefordert sind. Hier zeigt sich schon früh deutlich, wem das Lesen und Schreiben mühelos gelingt und wer viel Übung investieren muss, z.T. weil Vorläuferfähigkeiten nicht genügend ausgebildet sind oder Einschränkungen vorliegen, die beeinträchtigend wirken (Aussprache, Hörvermögen, Hörverarbeitung, phonologische Bewusstheit). Auch das muss ein gutes Lehrwerk in den Blick nehmen, denn dies muss im Unterricht aufgegriffen werden, um den Schwächeren die notwendige Förderung binnendifferenziert gewähren zu können, während die anderen herausfordernde Aufgaben erhalten. Gerade in dieser Hinsicht ist die dauerhafte Kritik an der Anlauttabelle und das Vermeiden dieser Aufgaben ein großer Rückschritt, da man den guten Schülern darüber eine Möglichkeit des Zugangs zum Schreiben nimmt.
Ausnahmen in der Buchstabenreihenfolge werden im Unterricht sozusagen aus aktuellem Anlass vorgenommen, z.B. N wie Nikolaus oder W wie Weihnachtsmann, dabei aber als Exkurs eingesetzt.
In Mathematik sehe ich das anders, da ist das Springen oder Ändern einfacher. Da wir in der Vergangenheit etwa alle 4 Jahre ein neues Mathebuch hatten und ich bisher in jedem 1. Schuljahr ein anderes Lehrwerk nutzen musste, habe ich einen recht guten Überblick und für mich eine Richtschnur, an die ich das Lehrwerk zumeist anpasse. In diesem Jahr bin ich zu Gunsten eines wieder neuen Lehrwerkes davon abgewichen, und bemerke nun, dass dies ungünstig war.