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Forum: "Weniger Lehrer!"
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| es gibt so viele Wege... | | von: palim
erstellt: 20.04.2011 12:36:38 |
Man kann ein und denselben Tatbestand vielfach artikulieren.
Tatsache 1 ist: In den nächsten Jahren erfolgt eine hohe Zahl an Pensionierungen, vor denen die Parteien bisher lieber die Augen verschlossen haben.
Hinzu kommen immer häufiger Lehrkräfte, die durch BurnOut oder anderes aus dem Dienst treten.
Tatsache 2 ist: Es gibt nicht genügend ausgebildete Lehrkräfte auf dem freien Markt. Es gibt auch nicht genügend Studenten für das Lehramt. Zur Zeit werden Fächer, in denen zu wenige Bewerber vorhanden sind, als Mangelfächer ausgelobt.
Daraus ergibt sich, dass in den nächsten Jahren nicht genügend Lehrkräfte zur Verfügung stehen.
Nun kann man sagen,
- dass man ausländischen Fachkräften eine verbesserte Chance geben möchte und ihre Abschlüsse anerkennen will.
- dass es für SchülerInnen besser ist, wenn sie auch mit Nicht-Lehrerinnen Kontakt haben.
- dass Inklusion wichtig ist und die Förderschulen aufgehoben werden, um die Förderschulkräfte den anderen Schulen zuzuordnen, dabei aber die Versorgung möglichst niedrig ansetzen, da man auf keinen Fall mehr Lehrer einsetzen kann.
- "Ganztagsschulen" ausloben, die aber offen sind und im Nachmittagsbereich Honorarkräfte unter Tarif vom Förderverein anstellen lassen.
- Lehrkräfte mit Fachschulausbildung als "Lehrer" erklären und an Schulen voll unterrichten lassen.
- Die Lehrerausbildung verkürzen, damit schneller neue Lehrkräfte zur Verfügung stehen und bei sinkenden Hürden und verkürzter Studienzeit vielleicht mehr Jugendliche diesen schnellen Weg wählen.
Oder man sagt, dass man frei werdende Lehrerstellen nicht wieder besetzen will.
Bei allen diesen Möglichkeiten sollte man als Partei aber immer auch sagen, dass Bildung sehr wichtig ist.
Palim |
| Die Schuldigen sind immer die anderen! | | von: galadriel
erstellt: 21.04.2011 08:00:59 |
"...das Bildung wichtig ist."
Ich glaube genau DAS ist das Problem. Gesagt wird vieles, aber esnn es gerade um Energiepolitik, Wahlkampf oder Aufrüstung oder sonstwas geht, bleibt es eben beim Sagen.
Wäre den Menschen (und ich meine damit nicht nur die Politiker, denn die haben WIR in ihr Amt gewählt!)die Bildung wirklich so wichtig, wie sie immer sagen, würde man das Problem anders angehen.
Die Schuldigen sind immer die anderen und ich glaube nicht, dass sich das in Zukunft großartig ändern wird - leider.
Und abgesehen davon: Ja, wir haben als Lehrer sehr viel Arbeit und sehr viel Verantwortung.Ja, wir sind wohl einer der schlechtbezahltesten Akademikergruppe. Ja, unser Beruf wird oft maßlos unterschätzt und natürlich würden wir auch die neben-unterrichtlichen Aktivitäten gern vergütet bekommen... ABER: Wir haben es uns ausgesucht! Und es ist klar, dass auch mal Phasen dabei sind, wo mehr Arbeit zu erwarten ist. Das ist in der freien Wirtschaft nicht anders - eher sogar schlimmer. WIR mussten keine Kurzarbeit leisten, uns wurde kein Gehalt gekürzt und nicht nahe gelegt, uns etwas neues zu suchen.
Und trotzdem ist alles, was wir tun: meckern!
Schlimm sowas.
Ich bin ab Sommer die einzige Kunstlehrerin an unserem Gym und es wird auch in nähster Zukunft keine weitere Kunstlehrerin eingestellt. Das ist nicht schön und bedeutet mehr Kleinkramarbeit für mich aber hat auch durchaus sein Gutes. Ich bin meine eigene Fachkonferenz, muss mich nicht mit Abstimmungen herumschlagen, was wann wo an neuen Materialien gekauft wird, kann meine beiden Räume nach Lust und Laune gestalten und bekomme von meinem Chef für alles Mögliche Rückendeckung, weil er die Mehrarbeit zu schätzen weiß (ich weiß, das tun leider nicht alle Chefs).
So tragisch finde ich die Entwicklung also für mich persönlich nicht.
Jetzt könnte man natürlich wieder herumlamentieren, ob das pädagogisch vertretbar ist, wenn die Kinder mich von Klasse 5 - 13 ertragen müssen ohne Abwechslung usw.... aber ehrlich gesagt: Da müssen sie halt mal durch.
Kuschelpädagogik und 5 Lehrer für 3 Schüler mit integrierter Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung ist schlichtweg unrealistisch und wird es bei uns auch langfristig bleiben.
Ich möchte niemanden hier persönlich angehen, weil ich die Arbeit von Kollegen durchaus sehr schätze und natürlich auch selbst mal meckere, aber dieses ewige "Alaaaaaaaarm, es gibt weniger Lehrer" halte ich einfach für unangemessen. |
| Nds ist mal wieder ganz vorne mit Chaos | | von: rhauda
erstellt: 21.04.2011 11:15:09 geändert: 21.04.2011 11:16:35 |
as Kultusministerium in Niedersachsen glänzt mal wieder durch geniale Voraussicht:
IN eimem Haurick-Verfahren wurde ein neues Schulgesetz durchgedrückt, in dem als zentraler Punkt für die Realchule sogenannte Profile eingerichtet werden - Sprachen,
Wirtschaft, Gesundheit und Soziales, Technik.
NUn ist es aber so, dass es so gut wie keine Technik-Lehrkräfte in Niedersachsen gibt, da der Studiengang etliche jahre ausgesetzt wurde.
Clever, wie die die Kultusbehörde ist, haben sie uns Qualifizierungsmaßnahmen für bereits bestehende Lehrkräfte angeboten - leider aber so wenige, dass es bei dem derzeitigen Turnus wohl 15 Jahre dauert, bis alle Schule entsprechend versorgt sind.
An fast allen RS, die ich hier im Umkreis kenne, wären Leute bereit, sich nachzuqualifizeren für das Fach, ein Platz in einer Fortbildung gleicht jedoch einem Sechser im Lotto.
Mich ärgert das kolossal, denn über das Statistikprogramm hat doch die Behörde die exakte Übersicht über die Verfügbarkeit von Fachlehrern - und zwar landesweit mit einer Genauigkeit von +/- 2%.
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| . | | von: palim
erstellt: 21.04.2011 17:37:39 geändert: 21.04.2011 17:38:35 |
Stimmt rhauda,
aber für die anderen Schulen haben sich die Menschen im Ministerium auch schöne Neuerungen ausgedacht und verteilen FoBi-Plätze im Gießkannenprinzip.
Zur Inklusion habe ich den 6er im Lotto gezogen und bin ab Mitte Mai im Bilde (je nachdem, was die FoBi bietet).
Ich kann gala zwar verstehen, dass sie darauf verweist, dass es mal mehr oder mal weniger Arbeit gibt, an meiner Schule ist es aber in den vergangenen 10 Jahren, die ich überblicken kann, stetig mehr geworden. Unterricht wird zur Nebensache und Erholungszeiten gibt es nicht. Es ist immer zu viel und wird stetig mehr.
Von Seiten der Politik hört man dann Sätze, an denen man merkt, dass sie den Wandel in der Schule gar nicht mitbekommen haben. Sie denken immer noch, dass wir uns nachmittags auf dem Tennisplatz oder im Garten tummeln und uns nur anstellen.
Meckern ist das eine, ein realistisches Bild in die Gesellschaft tragen das andere.
Und wenn in einem Nebensatz steht, dass es bald weniger LehrerInnen geben könnte, dann sollte man auch ein Wort darüber verlieren, dass gar keine LehrerInnen verfügbar sind und die verfügbaren völlig überarbeitet sind.
Das gibt es auch in der freien Wirtschaft, aber auch da muss ich es ja nicht gutheißen und auch da wird der Fachkräftemangel die nächsten Jahre bestimmen.
Ob Unternehmen demnächst auch zum Ausdruck bringen, dass sie in Zukunft weniger Ingenieure einstellen möchten?
Palim |
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