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Forum: "Muss ich Praktikanten akzeptieren?"
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| Muss ich Praktikanten akzeptieren? | | von: marie-jo
erstellt: 20.02.2016 07:42:32 |
Guten Morgen, ich habe ein kleines Problem. Ich bin relativ neu an meiner Schule und habe, da ich fachfremd Musik unterrichte, einen Praktikanten (gerade fertig mit dem Abi) von der Schuleitung an die Seite bekommen. Er ist musikalisch total fit, aber auch sehr eng mit der Schulleitung. Nun habe ich das Gefühl , und es auch durch eine Lehrkraft bestätigt bekommen, dass er der Chefin heimlich Bericht über meinen Unterricht abgibt. Des Weiteren musste ich letzte Woche die Musikstunde ausfallen lassen und dafür Deutsch machen, da die Deutschstunde auf Grund von Lehrermangel und Klassenzusammenfügung ausfiel, aber eine Klassenarbeit anstand. Mein Fehler war, es ihm zwischen Tür und Angel zu sagen, worauf er mich anpampte, dass hätte ich mir ja auch ehr überlegen können. Dann lief er zur Chefin und beschwerte sich, so dass ich von ihr noch einen Dämpfer bekam. Ich hatte jedoch das Okay der Planerin und hätte es gar nicht zeitiger sagen können, da ich es auch erst 2 Stunden vorher erfuhr! Nur drei Tage später kam er nicht zur geplanten Geschichtsstunde (die Chefin war auch außer Haus und mit ihr hatte er es garantiert abgesprochen, nur ich wusste nichts, und stand da wie doof und habe gewartet). Ich habe das Gefühl, dass die beiden sich gegen mich verschworen habe. Ich empfinde ihn auch als unsympathisch, da er sich in den Unterricht einmischt, ohne zu fragen, Strafen an Schüler verteilt, ohne es mit mir abzusprechen und es sogar geschafft hat, in der letzten gemeinsamen Stunde einen Schüler als "Trottel" zu beschimpfen. Zur Chefin brauch damit nicht gehen, die feiern sogar gemeinsame Familienfeste, so eng sind die! Muss ich ihn als Praktikanten akzeptieren oder kann ich ihn auch ablehnen und wie gehe ich da am Besten vor? Danke für eure Hilfe! |
| Hat deine Schulleiterin einen Knall oder was? | | von: lupenrein
erstellt: 20.02.2016 09:12:11 |
Du unterrichtest fachfremd - vermutlich nach Aufforderung durch deine Schulleiterin oder zumindest mit ihrer Billigung.
Dann muß sie wissen, daß fachfremder Untericht in der Regel die Qualität nicht hat, die ein Lehrer mit der entsprechenden Fakultas erteilt.
Das zu beurteilen obliegt ihr allein. Das muß sie schon selbst machen.
- Warum muß der Schnösel eigentlich als Praktikant bei dir aufschlagen?
- nur bei dir?
- wenn nicht, was sagen die Kollegen/Kolleginnen?
- wie lange muß er?
- wie lange wird er wirklich?
- wird er bezahlt?
- von wem?
Der Kleine hospitiert, das ist alles!
Wenn er deinen Unterricht (für den du verantwortlich bist) stört, schmeiß´ihn raus!
Sollte die Schulleiterin anderer Meinung sein, kannst du sie ja fragen, welchen pädagogischen Nutzen die durch den nicht zum Unterricht befugten Schüler mehr oder minder ständig durchgeführte Demontage deiner Autorität haben soll und wie lange Zeit du nach seinem "Abgang" dafür bekommst, den durch den Schüler angerichteten Flurschaden wieder zu reparieren.
Ich würde die Schulleiterin um ein klärendes Gespräch bitten, ihr unmißverständlich klarmachen, daß ein Schüler kein Recht hat, in deinen Unterricht einzugreifen. Das ist m. M. nach Landesrecht überhaupt nicht statthaft - möglicherweise könnte die Schulleiterin sogar ein Problem mit ihrem Dienstherrn bekommen - du hast die Verantwortung, und wenn sich Eltern zu Recht beklagen, bleibt der schwarze Peter bei dir.
du hättest ihn ja stoppen können....- wie praktisch.
Das würde ich mir auf keinen Fall bieten lassen.
Mir kommt es nach deiner Schilderung so vor, als handele es sich nicht um eine staatliche Bildungseinrichtung namens "Grundschule", sondern eher um eine private Einrichtung der Stiftung: "Jugend forscht".
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| deutliche Regeln setzen | | von: palim
erstellt: 20.02.2016 09:18:47 |
Wie du den Praktikanten "an die Seite bekommen" hast, weiß ich ja nicht, aber generell bin ich in meinem Unterricht selbst der Chef.
Egal, wer das sitzt, hält sich an die Regeln, die ich vorgebe. Wenn der Praktikant also mit in deinen Unterricht geht, darf er das tun, was du ihm erlaubst. Greift er ein, musst du ihn bremsen und klar sagen, was du von ihm erwartest und was nicht.
Im übrigen würde ich das auch der/dem SL erklären, wenn er nicht im Unterricht war und im Anschluss meint, etwas klären zu müssen: Zunächst wird bei dir nachgefragt, wie deine Sichtweise ist, dann erläuterst du, warum du eingeschritten bist.
Und wenn sich jemand nicht an die genannten Regeln hält, dann muss er den Raum verlassen.
Palim |
| rausschmeißen | | von: missmarpel93
erstellt: 20.02.2016 14:04:05 geändert: 20.02.2016 14:08:12 |
Die SL kann Dich allenfalls bitten, einen Praktikanten zu betreuen. als Kompensation gibt es ggf. Entlastung.
Ergeht eine dienstliche Weisung einen Praktikanten zu betreuen, gibt es die Möglichkeit schriftlich zu widersprechen.
Praktikanten dürfen lediglich im Unterricht hospitieren, greifen sie in das Unterrichtsgeschehen ein, verletzen sie die Regeln. Sie maßen sich Kompetenzen an, die ihnen nicht zustehen. Praktikanten gelten auch im Sinne des Schulgesetzes nicht als "lehrendes Personal". Damit ist ihre Stellung eindeutig. In Absprache mit der unterrichtsführenden Lehrkraft, können Praktikanten kleinere Unterrichtssequenzen durchführen, ggf. sogar eine ganze Unterrichtsstunde, wenn diese vorher gemeinsam geplant wurde. Der Praktikumsbetreuer bleibt dennoch in der Verantwortung für den Unterricht und hat deshalb das Recht jederzeit in den "Unterrichtsversuch" des Praktikanten einzugreifen.
Im vorliegenden Fall kommt die SL ihrer Verantwortung gegenüber die in ihrem Zuständigkeitsbereich eingesetzten Lehrkräfte nicht nach (Fürsorgepflicht). Das rechtfertigt bereits eine Beschwerde bei der vorgesetzten Behörde. Ich würde auf jeden Fall den Lehrerrat der eigenen Schule und auch den zuständigen Personalrat bei der Schulaufsicht (Bezirksregierung) einschalten.
Den Praktikanten würde ich mit der Begründung, dass er sich Kompetenzen anmaßt, die ihm nicht zustehen, aus dem Unterricht entfernen. Sollte die SL daraufhin eine dienstliche Weisung erteilen, den Praktikanten weiterhin mit in den Unterricht zu nehmen, der Weisung mit Kopie an die Dienstaufsicht widersprechen. Die Weisung der SL deshalb in jedem Fall schriftlich geben lassen. |
| Eigentlich | | von: caldeirao
erstellt: 20.02.2016 14:48:13 geändert: 20.02.2016 14:48:32 |
ist die Idee, wenn man fachfremd unterrichten muss, eine Person mit fachlicher Kompetenz zur Seite zu stellen, gut. Die Könnte Tipps und Anregungen geben. Ich persönlich wäre für solche Aktionen offen.
Aber was hier abgeht, grenzt ja eher an eine Spionage und gleichzeitig an eine Überschreitung der Kompetenzen im doppelten Sinne.
Gleich Montag früh wäre bei mir Feierabend. Ich würde über das Wochenende noch mal Dinge zusammentragen (möglichst mit Datum und Uhrzeit), wo er a) seine Kompetenzen überschritten hat und b) wo er Fehlleistungen in Deinem Unterricht gebracht hat (für die du im schlechtesten Fall sogar gerade stehen musst). Er hat Dein Vertrauensverhältnis gründlich zerrüttet und mit solch einem Praktikanten würde ich nicht zusammen arbeiten.
Du bist auch nicht verpflichtet, mit Deinem Praktikanten deine pädagogischen Entscheidungen abzusprechen bzw. ihm diese zu begründen. Wenn Du gut bist, kannst Du ihm die mitteilen, aber Du kannst ihn auch vor vollendete Tatsachen stellen. Wieso rechtfertigst Du Dich, dass Du ihm die Stundenplanänderung so spät mitteilst. Da läuft auch bei Dir gründlich etwas schief. Ich hätte meiner Schulleiterin eine passende Antwort gegeben. Hier empfehle ich Dir, einfach selbstbewusster aufzutreten und Dir soetwas zu verbitten.
Ansonsten haben die anderen Dir schon gute Hinweise gegeben, wie Du weiter verfahren könntest.
Was mich noch interessieren würde, auf welcher Basis macht er sein Praktikum? Ist das mit dem Schulamt abgesprochen? Gibt es eine Vereinbarung?
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| es ist schon beschämend | | von: fruusch
erstellt: 20.02.2016 17:33:04 |
was für Persönlichkeiten hierzulande als SL eingesetzt werden. Hier scheint es jemand mit einem ausgeprägten Kontrollwahn zu sein. Das Vorgehen, diesem (offensichtlich privat befreundeten) Praktikanten Sonderrechte einzuräumen, ist hochgradig unprofessionell - man könnte prüfen (lassen), ob eine Dienstaufsichtsbeschwerde diesbezüglich Erfolg verspricht. Hierzu wäre es erforderlich, dass du über alle Vorkommnisse penibel Tagebuch führst, mit Nennung möglicher Zeugen.
Mein Rat:
Wende dich sofort an den Personalrat und schildere das Problem. Mit der SL würde ich nur noch im Beisein eines Vertreters des PR sprechen.
Den Praktikanten (der meiner Meinung nach hier nicht die treibende Kraft ist, sondern ebenfalls von der SL missbraucht wird) würde ich vor der nächsten Stunde genau über seine Rechte und Pflichten aufklären, und ihn bei erneuter Übertretung seiner Kompetenzen aus dem Unterricht entfernen. Den Tipp, ihn mal selber einen Unterrichtsversuch halten zu lassen, könnte man hier aufgreifen, um ihm mal zu zeigen, wie das Leben als Lehrkraft wirklich ist. Eventuell findet ihr dadurch ja doch noch zueinander und das Praktikum kann wirklich als solches laufen anstelle dieser entsetzlichen Show, die deine SL hier abzieht. |
| Erstmal cool bleiben und um Gespräch bitten | | von: kaddikeks
erstellt: 20.02.2016 19:42:02 geändert: 20.02.2016 19:48:38 |
Bitte deine Schulleiterin um ein Gespräch, um über die Situation Musikunterricht plus Praktikant zu sprechen.
In diesem Gespräch sagst du dann,
(1) dass du gerne bereit bist, in einem studierten Fach hospitieren zu lassen und dass du dir wünschst, vorher gefragt zu werden.
(2)dass du weder in Musik noch in einem anderen Fach, welches du fachfremd unterrichtest, Praktikanten betreuen/ jemanden zum Hospitieren haben möchtest. Ist ja irgendwie sinnfrei, da ein Praktikum doch bei jemand Qualifiziertem abgeleistet werden sollte.
(3)dass du Deutsch gemacht hast, um die Klasse auf die Probe vorzubereiten und dass du solche Freiheiten bezüglich der Stundentafel auch zukünftig nutzen wirst. Ob da Bedenken bestehen und wenn ja, welcher Art?
(Dass der Praktikant mal nicht erschien, würde ich nicht erwähnen. Macht ja nix, oder? Da ist man als ausgebildeter Lehrer schon flexibel, selbst wenn der Praktikant eingeplant war. War er das überhaupt? Ein Praktikant darf freilich Fehler machen. Unerwünschte Aktivität, unpassende Bemerkungen gegenüber Schülern. Das besprecht ihr dann hinterher. Du bist der Profi und bleibst fair und korrekt.)
Du weißt nicht, wie Chefin und Praktikant zueinander stehen. Vielleicht hat auch deine Chefin ihn aufs Auge gedrückt bekommen. Durch die augenscheinlich bestehende private Verbindung.
Kurzum: Halte dir den Praktikanten vom Leib, bleibe dabei aber sachlich und entspannt. Personalrat und Co kannst du als zweiten Schritt einschalten. |
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