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Forum: "Umgang mit Risiken durch neue Medien"
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| Umgang mit Risiken durch neue Medien | | von: szimon
erstellt: 10.10.2021 23:14:47 |
Hallo liebe Lehrgemeinschaft, als Sozialpädagoge begleite ich seit Jahren eine Vielzahl von Kindern und Jugendlichen. Dabei habe ich auch mit Schulen und Lehrkräften Kontakt. Gelegentlich bekomme ich mit, wie es besonders ab Sekundarstufe 1 zu Ratlosigkeit in Hinblick auf die Folgen von digitaler Mediennutzung kommt. Damit meine ich Themen wie Cybermobbing, Sexting, Gaming-Sucht usw.. Ich frage mich, ob ihr ebenfalls solche Erfahrungen macht und welche Themen euch auffallen? Was denkt ihr, wo muss man da ansetzen? Schule, Elternhaus? Danke für eure Rückmeldung! Viele Grüße, Simon |
| Die Thematik ... | | von: halb27
erstellt: 11.10.2021 19:23:07 geändert: 11.10.2021 19:24:40 |
bewegt mich seit längerem auch sehr, nur kann ich leider keinen konstruktiven Beitrag leisten. Ich fürchte auch, dass es kaum effektive Lösungen gibt, denn wir leben inzwischen seit geraumer Zeit in einer Welt, in der hauptsächlich wegen der asozialen Medien es zu einer geradezu Smartphone-Sucht gekommen ist, die den größten Teil der Bevölkerung erfasst hat. Beim Spazierengehen sehe ich vielfach Eltern, die auf ihren Spielpätzen sicch mehr mit ihren Handys beschäftigen als mit ihren Kindern, und Eltern, die handyglotzend ihren Kinderwagen schieben. Einen zwei Häuser weiter lebenden Nachbarn habe ich noch nie ohne Handy in der Hand gesehen. Ich weiß auch nicht, wie man aushäusig im Monat mehrere GB sinnvoll verbraten kann, wie sie die meisten Tarife bieten (okay, es gibt sinnvolle Szenarien). Und die Auswirkungen der eigenen Zurschaustellung in den asozialen Medien führt dazu, dass viele Menschen, insbesondere Mädchen, sich als unvollkommen empfinden. Und weiter zu den benannten Themen wie Mobbing. Schrecklich! Nur leider: wegen der eingespielten faktischen Bedeutung der asozialen Medien bin ich sehr pessimistisch bezüglich Lösungen. Man kann das alles thematisieren und sollte es auch. Ich fürchte nur, dass das letztendlich wenig erfolgreich ist. Ich freue mich aber, wenn hier Antworten kommen, die auch mich die Dinge positiver sehen lassen. |
| @ szimon | | von: emiliach
erstellt: 11.10.2021 21:36:30 |
Ich finde es immer sehr schwierig, bei solchen Fragen Antworten zu geben und kann mich eigentlich auch nur auf persönliche Beobachtungen und Erlebnisse beziehen.
Dass die "neuen Medien" eine unendliche Vielfalt in der Kommunikation und in der Selbstdarstellung und somit auch in der vermeintlichen Sozialisierung darstellen, ist vermutlich unbestritten. Wie diese Möglichkeiten im Einzelnen gut genutzt und kanalisiert werden können, hängt von, meiner Meinung nach, sehr, sehr vielen Faktoren ab.
Meine Beobachtungen und Erlebnisse lassen sich wie folgt beschreiben:
Jeder Mensch wünscht sich ja im Grunde persönliche Aufmerksamkeit und Zuwendung und wenn diese nicht in dem Maße im "realen Leben" gegeben ist, wie gewünscht, dann bekommen eben diese Austauschmöglichkeiten einen sehr hohen Stellenwert und bieten eben eine Plattform dafür, sich auszutauschen und darzustellen. Je nach Motivation wird hier eben auch gemobbt, gesext und provoziert.
Soweit so gut, oder auch so schlecht.
Du fragst, wo man ansetzen könnte oder sollte? Ich denke, überall.
Die Werte, die Menschen/Kinder/Jugendliche vermittelt bekommen, verinnerlichen sie. Also ist vermutlich mal das Elternhaus erste Prägungsstelle, wenn ich das so sagen darf. Was wird da gelebt? Was wird da gemacht, was Kinder fördert, neugierig und wissbegierig zu werden? Erhalten sie genügend Aufmerksamkeit in Bezug auf ihre Bedürfnisse und ihre Neugier?
Sofern es hier ggf. Defizite gibt, bleibt den Pädagogen die nicht immer freudvolle Aufgabe, diese zu identifizieren und entsprechend gegenzusteuern.
Keine leichte Aufgabe. Insebesondere dann nicht, wenn die Fokussierung auf die Medien, inkl. des Erhalts der Selbstbestätigung über eben diese Mediennutzung schon fortgeschritten ist.
Das waren mal meine ersten Gedanken dazu. Wäre schön, wenn man sich hier weiterhin konstruktiv darüber austauschen könnte, denn das Thema ist wirklich wichtig.
Grüßle emi |
| @halb27 | | von: szimon
erstellt: 11.10.2021 21:37:43 geändert: 11.10.2021 21:42:26 |
Ich denke, die ganze Thematik bringt Vor- und Nachteile mit sich. Ein gesundes Maß im Umgang ist natürlich von Nöten. In erster Linie sollte man dazu beitragen, dass jeder Schüler in einem gewissen Alter über die aktuellen Geschehnisse in der Medienwelt aufgeklärt und mit den Folgen bekannt gemacht werden. Das würde nicht an allen spurlos vorbeigehen. Viele Kinder- und Jugendliche sind sich vielleicht garnicht darüber bewusst was sie da tuen und alleine das muss geändert werden. Welche Themen sind den die, die bei euch am auffälligsten sind? |
| Es gibt so unendlich viele Themen | | von: klexel
erstellt: 11.10.2021 23:07:27 geändert: 11.10.2021 23:50:42 |
Es geht schon los mit der richtigen Suche im Web. SuS müssen lernen zu erkennen, dass nicht immer der erste Eintrag bei Google der beste ist. Die richtigen Quellen zu finden und Suchergebnisse einzuordnen will gelernt sein.
Fake News sind ein riesiges Problem. Heute las ich eine Meldung, dass schon Kinder von 5 - 12 Jahren auf Fake News hereinfallen (Weiß nicht mehr wo, und die Prozentzahl weiß ich auch nicht mehr). Aber es war erschreckend. Zur Aufklärung zu diesem Thema gibt es Unmengen von hilfreichen Seiten.
(Cyber)mobbing ist sicher auch ein großes Problem. Verletzungen und Gemeinheiten, auch Drohungen über Whatsapp kennt wohl jedes Kind. Klar kann man sagen, dann geh raus aus Whatsapp - oder Insta - oder Tik Tok. Aber der Gruppendruck ist für viele sicher zu groß, das schaffen Kinder kaum.
Natürlich ist da erstmal das Elternhaus gefordert. Ich fürchte nur, dass die meisten Eltern da überfordert sind, nicht wissen, wie und wo man Hilfe findet. Und ob es wirklich alle Eltern interessiert?
Dann sind wohl wieder mal die Schulen dran. Da es nirgends regelmäßigen Informatikunterricht in allen Bundesländern und allen Schulen gibt, schon gar nicht für die Kleinen, muss man halt versuchen, solche Themen irgendwo reinzumogeln, wenn überhaupt Zeit dafür ist. Und wenn die Klasse kein WLAN hat, keine ausreichenden Endgeräte? Dann ist man ziemlich hilflos.
Ich fürchte, wie bei allen digitalen Themen hinken wir in Deutschland mal wieder böse hinterher. Irgendwann wird die Not groß genug sein, um diese Themen im Stundenplan zu implementieren.
Die Frage ist natürlich auch, wie informiert und fit die KollegInnen in diesem Thema sind. Das ist für viele sicher auch eine Herausforderung.
Eine hilfreiche Seite, die viele Aspekte abdeckt und die gerade aktuell verschiedene online-Seminare anbietet, ist https://www.klicksafe.de/
Auch diese Seite ist hilfreich https://bit.ly/3mGxYdb
Ich selber unterrichte ja nicht mehr, bin also nicht an der Front. Aber das, was ich oben beschreibe, sind Schilderungen von KollegInnen, die immer mal wieder auf unserer FB-Seite auftauchen.
Aufklärung in jeder Hinsicht ist sicher dringend vonnöten. Aber ob das auch bei den SuS ankommt. So wie die Schockbildchen auf den Zigarettenpackungen gibt es ja auch extra Filme für SuS, die die Probleme und Gefahren ziemlich drastisch darstellen. Wie sie bei den SuS ankommen? Keine Ahnung.
Ganz aktuell heute bei news4teachers zum Thema.
"DRESDEN. Rund ein Drittel der Sachsen besitzen laut einer Studie nur ein geringes Wissen über Medien. So lautet der zentrale Befund einer von der Landeszentrale für politische Bildung vorgenommenen Untersuchung. Als größtes Problem wird dabei Desinteresse angesehen. «Medienkompetenz ist auch Demokratiekompetenz. Denn nur wer Quellen, Akteure und deren Interessen erkennen und kritisch hinterfragen kann, kann selbstbestimmt am demokratischen Diskurs teilnehmen», sagte der Direktor der Landeszentrale, Roland Löffler, am Montag." (n4t) https://bit.ly/3lysWQw |
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