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Forum: "Lehrer mit AD(H)S?!"
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| Hier! Ich! | | von: balule
erstellt: 05.11.2006 13:58:28 geändert: 05.11.2006 13:59:34 |
ADHS
1) Soll ich Diagnostik und Therapie über meine Krankenkasse laufen lassen oder lieber privat aus meiner eigener Tasche bezahlen (z.B. spätere Verbeamtung,...)?
Keine Erfahrung, weil nicht therapiert
2) Habt ihr im Berufsleben aufgrund AD(H)S Probleme?
Nicht mit den Schülern, weil uns das ADHS verbindet (Schule für Erziehungshilfe)
Nicht mit der Schulleitung, weil die froh ist um meine "Hummeln im Hintern".
Mit einigen wenigen Kollegen, weil sie "nicht mitkommen" --> O-Ton Schulrätin bei Verbeamtung
3) Ist "Lehrer" wohl eine gute Berufswahl für einen ADS`ler?
Kommt auf die Art des AD(H)S an. Leidet sie darunter? Mit ADS zweifle ich. Aber mit einer ADHS, die sie steuern kann auf jeden Fall
4) Haltet ihr eure Gehirnstoffwechselstörung geheim oder weiss euer Kollegium bescheid?
Nunja, nachdem sich die meisten meiner Kollegen doch recht gut auskennen, könnte ich es wohl nicht verheimlichen
Fiele mir auch sehr schwer, weil ADHSler einen starken Hang zur Wahrheit haben
5) Hat jemand von euch durch ADS einen Schwerstbehindertenausweis (Vor-/Nachteile)?
Gibt es sowas?
Ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich
o einen vollen Lehrauftrag an einer E-Schule in der Oberstufe
o Kooperationslehrerin
o Theater-AG
o täglich mind eine Stunde hier
o einen großen Freundeskreis
o Hund und Terrarien
o meinen Mann
nicht miteinander vereinbaren könnte, wenn ich kein ADHS hätt |
| Beratung bei Fachleuten suchen! | | von: leva
erstellt: 05.11.2006 14:03:51 |
Deine Freundin sollte sich unbedingt von Fachleuten beraten lassen. Neben der Beratung durch den behandelnden Arzt könnte sie z.B. die Schwerbehinderten-Beratung oder den Schulpsychologischen Dienst aufsuchen.
Zu deinen Fragen:
1) Soll ich Diagnostik und Therapie über meine Krankenkasse laufen lassen oder lieber privat aus meiner eigener Tasche bezahlen (z.B. spätere Verbeamtung,...)?
Es macht keinen Sinn, diese Dinge selbst zu bezahlen, denn bei einer späteren Verbeamtung müsste deine Freundin ohnehin alle gesundheitlichen "Beeinträchtigungen" oder Problem angeben. Würde sie es verschweigen, könnte sie später ihren Beamtenstatus incl. Pensionsansprüchen verlieren!
2) Habt ihr im Berufsleben aufgrund AD(H)S Probleme?
Ich kenne keine Kollegin mit AD(H)S, habe aber im Rahmen der Ausbildung eine Lehrkraft in Ausbildung erlebt. Das ging gar nicht!!! Massive Probleme traten auf! Die Kollegin fabrizierte nur Chaos und war nicht in der Lage, ihren Berufsalltag zu organisieren.
3) Ist "Lehrer" wohl eine gute Berufswahl für einen ADS`ler (ich denke/hoffe ja!)?
Aufgrund der Erfahrungen mit der LiA würde ich sagen - nein!
4) Haltet ihr eure Gehirnstoffwechselstörung geheim oder weiss euer Kollegium bescheid?
Ich glaube, man kann das nicht geheim halten. Jeder merkt sowieso, dass etwas nicht in Ordnung ist. Wenn man es geheim hält, wissen die Kollegen nur nicht, wie sie das Problem benennen sollen.
5) Hat jemand von euch durch ADS einen Schwerstbehindertenausweis (Vor-/Nachteile)?
Ich glaube, ein Schwerbehindertenausweis wäre eine große Hilfe, denn Schwerbehinderte werden bei gleicher Eignung und Leistung vorrangig eingestellt und haben besondere Rechte. Nachteile sehe ich nicht. Wenn überhaupt eine Einstellung in den Schuldienst in Frage kommt, wäre es m.E. die einzige Chance.
Ich möchte deine Freundin nicht entmutigen, halte es aber gut, sich vorab genau bei Fachleuten zu informieren. Bei alldem kommt es natürlich auf den Einzelfall und den Grad der Störung an. Trotzdem - es wäre bitter, die Ausbildung zu absolvieren und später dann aufgrund der Erkrankung nicht eingestellt zu werden. Bei uns in Schleswig-Holstein ist man inzwischen - trotz Lehrermangel in einigen Bereichen - sehr streng mit der Gesundheitsprüfung. Es gab in der Vergangenheit zu viele Lehrkräfte, die aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig pensioniert werden mussten. Hier möchte man durch eine strenge amtsärztliche Überprüfung vorbeugen.
Ich drücke deiner Freundin die Daumen, dass sie für sich einen guten Weg findet!
Liebe Grüße
Leva
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| Also, meine Kollegin Schulleiterin | | von: clausine
erstellt: 06.11.2006 16:11:01 geändert: 06.11.2006 16:14:45 |
ist auch eine ADHS-Frau und daher eine richtige "Heizkiste". Ich erlebe sie als sehr impulsiv, ehrlich(!!!), empathisch und engagiert, gerade für die ADS-Kinder unserer Schule. Eigene Erfahrung kann eben auch solch eine Auswirkung haben.
Ein Problem hat sie allerdings: sie braucht Unterstützung, was Termine, Infos usw angeht, aber dafür gibt es ja mich, den Terminkalender, die BASS und andere hilfreiche Kolleginnen.
Ich sehe keine Nachteile darin, mit ADS Lehrer zu werden, sicher kommt es auf die "Ausmaße" an. |
| Auf das Ausmaß kommt es an! | | von: leva
erstellt: 06.11.2006 18:37:24 |
Es gibt bestimmt viele Leute, die leichte Defizite oder Probleme im Bereich der Aufmerksamkeit haben. Und wer solche Probleme hat, zeigt sich sicher oftmals verständnisvoll anderen gegenüber, die auch diese Schwierigkeiten haben.
Aber das scheint mir etwas anderes zu sein, als die Probleme, die sich bei einem echten ADHS im Sinne einer ärztlich diagnostizierten und behandlungsbedürftigen Störung zeigen.
Die Beeinträchtigungen der Kollegin, die ich kennengelernt habe, waren so groß, dass für mich nicht vorstellbar war, wie sie das Unterrichten bewältigen könnte. Sie kam zu spät und war völlig desorientiert. Während der Veranstaltung suchte sie ständig ihr Arbeitsmaterial und ihre Tasche, welche bis zum Ende der Veranstaltung unauffindbar blieb. Sie war nicht in der Lage, dem Gespräch richtig zu folgen. Während eines Beratungsgespräches unter vier Augen konnte sie ihre Schwierigkeiten nicht klar benennen und kam in ihren Schilderungen nicht auf den Punkt. Dabei zeigte sich, dass sie nicht nur berufliche Dinge (Unterrichtsplanung, Zeitmanagement, Arbeitsmaterial,...) sondern auch ihr Privatleben nicht ohne Hilfe bewältigen konnte (Wohnungssuche, Umzug, Finanzen usw.).
Wie soll jemand, der so große Schwierigkeiten hat, mit sich selbst klar zu kommen, andere unterrichten? Sie ist doch gar nicht in der Lage, die Bedürfnisse oder die Lernfortschritte ihrer Schüler wahrzunehmen.
Jemand mit so ausgeprägter ADHS als Lehrkraft - nein, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. |
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