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Forum: "Audidative Wahrnehmungsstörung"
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| Audidative Wahrnehmungsstörung | | von: schokli
erstellt: 21.02.2008 11:37:41 |
Hey ihr Lieben,
ich habe zur Zeit ein großes Problem. Ich studiere Lehramt im 4 Semester und habe einen Bruder, der jetzt in der zweiten Klasse ist. Vor einem halben Jahr hat eine Logopädin herausgefunden, dass er eine audidative Wahrnehmungsstörung hat.
Dies äußert sich z.B dadurch, dass er gar nicht wirklich mitbekommt, was die Lehrerin sagt, wenn andere Kinder neben im Sprechen. Er wird sehr schnell abgelenkt und hat Konzentrationsschwierigkeiten. Hinzu kommt, dass er sich für die Aufgaben, die er in der Schule bearbeiten muss, zumindest im Fach Deutsch, viel Zeit nimmt und dadurch langsamer ist als andere Kinder. Ich merke selber, dass ich ihm Dinge mehrmals sagen muss, weil er gar nicht zuhört oder einfach abgelenkt ist durch andere Sachen. Meine Mutter ist wirklich am Verzweifeln, weil sie alles mit ihm macht, damit es besser wird. Er geht regelmäßig zur Logopädie, die meiner Mutter auch sagen, dass es schon viel besser wird, aber die Probleme in der Schule bleiben natürlich.
Zudem kommt hinzu, dass meine Mutter mich gestern zum Elternsprechtag mitgenommen hat und ich mir einfach mal angehört habe, was die Lehrerin so über ihn sagt. Ich muss sagen, ich bin erschüttert, wie wenig sie sein Arbeiten und Mitarbeiten schätzt und würdigt. Er hat so gesehen keine Schwierigkeiten mit dem Lernstoff, hat eine schöne Schrift, arbeitet sehr sauber, ist in allem aber halt etwas langsamer als andere Kinder. DIe Lehrerin hat gestern die ganze Zeit nur erzählt, er wäre in diesem und jedenem zu langsam. Keine einzige positive Sache hat sie über meinen Bruder erwähnt. Als es dann um das Schriftbild ging, sagte sie, dass seine Schrift schon "zu" ordentlich wäre. Das muss man sich wirklich mal vorstellen. Ich war empört, weil sie das anscheinend wieder auf seine Langsamkeit geschoben hat. Ich bin mit meinem Latein wirklich am Ende. Was kann man mit dem Kind üben, wie soll man mit der Lehrerin umgehen? Ich bin eigentlich immer davon ausgegangen, dass man nicht nur die negative Dinge eines Kinder hervorhebt, sondern auch mal positive Sache über ein kind sagt. Er ist wirklich ein lieber Junge, der ein bisschen träumerisch ist und wirklich die Ruhe weg hat. Anscheinend soll das aber nicht so sein. Ich habe immer gedacht, dass dieses Langsame mit der Zeit von selber weg geht. Oder täusche ich mich da?
Sicherleich bin ich mir bewusst darüber, dass viel mit seiner Wahrnehmungsstörung zusammenhängt und die damit verbundene Konzentrationsschwierigkeit. Was kann man genau machen, üben etc.? Was haltet ihr von der Einstellung von der Lehrerin?
Es wäre wirklich nett, wenn ich mal ein paar Meinung von Fachkräften zu diesem Thema lesen könnte, da ich ja sogesehen mich noch "im Anfang meines Studiums" befinde..;)
Ich würde mich sehr über Antworten freuen.
Liebe Grüße,
Schokli |
| Bin mir nicht sicher... | | von: sommerlaune
erstellt: 21.02.2008 18:11:14 |
... ob "auditative" und "auditive" Wahrnehmung das Gleiche ist. Letztere ist bei vielen meiner Schüler beeinträchtigt. Ich erkenne deine beschriebenen Symptome genau wieder: Verbalsprachlicher Input kann nur schwer aufgenommen, gespeichert und verarbeitet werden. Das zeigt sich dann oberflächlich als "unkonzentriertes" Verhalten. Man muss sich aber mal vorstellen, uns würde einer 20 Minuten auf chinesisch "vollblubbern" - da würde wohl jeder von uns irgendwann abschalten. Ähnlich ergeht es halt den Kindern: Bei ihnen kommt sprachlich nicht so viel an (was kein Problem von mangelndem Intellekt, sondern von auditiven Wahrnehmungs- und Verarbeitungsschwierigkeiten ist), daher suchen sie sich andere Beschäftigungen im Unterricht = "Störung"
Weitere AUffälligkeit ist, dass diese Kinder häufig bis in die 4. Klasse hinein die Laute b/p, d/t und g/k nicht richtig unterscheiden können (kein PRoblem der ÄHnlichkeitshemmung!)Und auch einige meiner Schüler "kompensieren" ihre mangelnde MItarbeit, um es mal so zu nennen, mit einer extrem sauberen Darstellung.
In der normalen Grundschule sind diese Kinder schnell überfordert, weil es sprachlich zu rasant zugeht. Daher kommen sie dann zu uns an die Sprachheilschule. Wir unterrichten zwar auch den normalen Grundschullehrplan, allerdings gestalten wir unseren Unterricht anders: Reduzierte Verbalsprache, zusätzlich mit visuellen Unterstützungen, einfach formulierte Arbeitsaufträge, zusätzliche Therapie etc.
Es gäbe da noch einiges zu berichten. Wenn du Interesse hast, kannst du mir gerne eine persönliche Nachricht zukommen lassen.
Auf jeden Fall sollte dein Bruder genauer untersucht werden, um auch Beeinträchtigungen des Hörorgans als Ursache auszuschließen. Und möglicherweise wäre dein Bruder an einer Sprachheilschule ganz gut aufgehoben. Wie gesagt, zu uns kommen immer mehr Kinder mit solchen Schwierigkeiten...
Grüßle,
sommerlaune |
| Aw: | | von: schokli
erstellt: 22.02.2008 11:54:31 |
Hallo..
vielen lieben Dank für eure Antworten. Die haben mir schon sehr geholfen. Ich meine auch die "auditive Wahrnehmungsstörung". Tut mir leid, wenn ich mich unklar ausgedrückt habe.
@Sommerlaune...meine Mutter ist schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und dies sagten, dass es etwas mit der Schließung seines Trommelfells zu tun hätte. Das würde bei meinem Bruder nicht eindeutig funktionieren. Die Logopädin sagte auch, dass man diese auditive Wahrnehmungsstörung in den Griff bekommen kann. Er war schon im kindergarten bei einer anderen Logopädin, da er Schwierigkeiten mit der Aussprache hatte. Eine auditive Wahrnehmungsstörung hat sie aber nicht festgestellt, so dass sie erst in der 2. Klasse diagnostiziert wurde. Ich habe zur Zeit Semesterferien und werde mich dann stärker mit meinerm Bruder befassen (Konzentrationsübungen etc.). Ich habe nur ANgst, dass er irgendwann keine Lust auf die Schule hat, weil ihm das alles zuviel wird. Im MOment geht er noch gerne zur Schule, aber es wird ja auch nicht weniger mit dem Lersntoff, denen die Kinder ausgesetzt sind. Was mich nur wundert, ist, dass er wirklich überhaupt keine Probleme in Mathe hat. Die Wahrnehmung ist da und die Mathelehrerin ist sehr gut mit ihm zufrieden. Kann es da denn wirklich solche Unterschiede in 2 Fächern geben, dass in Deutsch solche Probleme vorhanden sind und in Mathe alles super klappt. Oder kann es an den Anforderungen eines einzelnen Lehrer liegen. Ich weiß, dass ich viele Fragen stelle, die ihr mir wahrscheinlich nicht beantworten könnt, aber ich mache mir soviele Gedanken, weil ich in meinem Studium ja immer wieder mitbekomme, wie die Anforderungen mit den Jahren an die Kinder steigen und Angst habe, dass mein Bruder wirklich dicht macht und irgendwann von der Schule nichts mehr wissen möchte....
ich werde meine Mutter auf jeden Fall sagen, dass sie sich mit der Logopädin unterhalten soll, auch wenn die Logopädin der Ansicht ist, dass mein bruder sich wirklich verbessert hat. Aber, wenn die Lehrerin einem sagt, dass sie keine Verbesserung bei meinem Bruder sieht, kann einen das schon wirklich verletzten.
Jedenfalls bedanke ich mich für eure schnellen Antworten. Ihr habt mir sehr geholfen!
Liebe Grüße
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