Wir haben da das reinste Musterkind
im 6. Schuljahr: gut erzogen, aufmerksam, ordentlich, fleißig, ein richtiges Schätzchen. Dieses Kind ist nicht dumm, wissbegierig und seine Mappen könnte man nahezu einrahmen. Unnötig zu sagen, dass er auch zu allen möglichen Themen Zusatzmaterial anschleppt. Na ja, bei den Mitschülern hat er eine Außenseiterrolle, er ist ihnen eben zu brav. Aber das ist nicht das Problem, da er offenbar trotzdem akzeptiert wird.
Das Problem liegt in seinen Leistungen im sprachlichen Bereich (Deutsch 4-, Englisch 5, Französisch 6). Der Junge hat spät Sprechen, Lesen und Schreiben gelernt und hinkt dadurch den anderen hinterher. Er liest sehr stockend, schreibt extrem langsam und fehlerhaft. Ich gebe ihm meist schon etwas länger Zeit als den anderen, sonst würde er nur Misserfolge haben. Leider hat er auch schlechte Ergebnisse, wenn es nicht ums Schreiben, sondern ums Ankreuzen von Antworten, z. B. zum Leseverstehen, geht. Selbst bei großer Rücksicht auf LRS - alles in sprachlichen Fächern hat mit Lesen und/oder Schreiben zu tun!
Unsere Fördermöglichkeiten haben da ihre Grenze. Er ist natürlich im Förderunterricht, aber das reicht offenbar alles nicht.
Das Elternhaus ist in Ordnung; Mutter und Großeltern kümmern sich viel um ihn und sind sehr kooperativ, den Vater sieht er seltener, weil der Kapitän ist.
Ich ziehe das Kind mit viel Wohlwollen durch, bewerte seine schriftlichen Leistungen nicht so stark usw. Aber wenn er seinen Rückstand nicht aufholt, wird er vermutlich irgendwann bei uns scheitern.
Jetzt haben seine KL und ich überlegt, ob für dieses Kind nicht eine andere Schulart als die Realschule geeigneter wäre. An einer Hauptschule geht er unter, lernbehindert ist er auch nicht. Wegen seiner Interessen im musisch-künstlerischen Bereich sowie an Fächern wie Bio, Geschichte, Erdkunde usw. dachten wir an eine Waldorfschule. Aber leider haben wir keine Erfahrung damit. Kann mir jemand einen Rat geben?