Hallo,
meine persönlichen Erfahrungen sind anders und der Artikel ist in meinen Augen sehr schlecht.
Franz Horst Wimmer ist sehr eng mit Herrn Hüther befreundet, einem sehr bekannten ADS Kritiker. Dieser wurde durch das ALM Projekt bekannt, dass vielleicht einige hier gesehen haben. Als Tante eines betroffenen Kindes sehe ich es als sehr schlimm an, wie systematisch leidende Kinder und ihre Eltern sofort angegriffen werden, wenn sie den Weg der Medikation gehen.
Viele dieser Kinder haben bereits eine jahrelange Schreckensreise hinter sich, bevor die Eltern sich überhaupt der Medikamntentherapie zuwenden.
In dem Artikel bedint man sich an jedem Klischee, dass in Bezug auf ADS irgendwo bekannt ist. Natürlich kann Methylphenidat als Droge missbraucht werden. Aber dies kann mit Antidepressiva ebenso geschehen wie auch mit Hustensaft. Ein Medikament, von einem Facharzt verordnet, sollte man deswegen nicht von Haus aus sofort als Droge hinstellen.
Auch das Thema: Man möchte die Kinder mit Methylphendiat nur ruhig stellen, ist völliger Unsinn. MPH wirkt genau gegenteilig, es ist ein Stimulanz und regt die Dopaminregelung im Gehirn an. Hyperaktive Kinder werden dadurch ruhiger, dass stimmt. Aber eben nur, weil ihr Gehirn endlich die ganzen Reize aussortieren kann und nicht durch ein ständiges rumtoben den DRuck abbauen muss. Im übrigen gibt es auch ADS ohne Hyperaktivität. Diese Variante hat mein Neffe sich ausgesucht.Wenn er zu viele Informationen um sich herum hat (z.B. im Zug oder auch in der Schule), wird er extrem ruhig und zieht sich in sich zurück. Er schaltet dann richtig ab und bemerkt kaum noch etwas, dass um ihn herum geschieht. Er ist unsicher, anhänglich und ängstlich. Ob das ein angenehmes Gefühl ist? Ich glaube nicht. Gerne erzähle ich Euch mehr darüber, wenn es Euch interessiert. Nur eines noch: Bevor meine Schwester sich für Medikamente entschied, wurden viele Tests gemacht, Konzentrationstrainings versucht und naturheilkundliche Hilfe gesucht. Ausser viel Geld und Zeit, die verloren ging, hat es leider nichts gebracht. Man kann es ähnlich sehen, wenn man es z.B. mit Diabetes vergleicht: Hier würde auch keiner sagen: "versuch es erst einmal mit einer Diät, bevor Dein Kind sich spritzen muss... und überhaupt, hast Du es falsch ernährt und schlecht erogen, dass es so ist, wie es ist?"
Viele ADS Kinder wissen, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Unbehandeltes ADS kann schlimme Folgen haben, viele Menschen suchen sich Ersatzdrogen, die den Dopaminhaushalt beeinflussen wie z.B. das Rachen oder das Trinken. Von anderen Drogen möchte ich gar nicht anfangen, dass würde zu weit führen.
Aber eines möchte ich ganz klar nochmal sagen: Ritalin (also MPH) macht nicht kriminell, nicht müde und die Kinder auch nicht zu Robotern! Ein Medikament, dass richtig dosiert bei einer diagnostizierten Krankheit eingesetzt wird, soll helfen, dass sich der Kranke besser fühlt und mit sich und seiner Umwelt klar kommt.
Es gibt heute mehr Kinder mit ADS. Ob alle 100% richtig diagnostiziert sind, weiß ich nicht. Aber unsere Zeit ist schneller geworden und es wird immer mehr von den Menschen erwartet. Ein ADSler, der vor 30 Jahren Kind war, konnte mit der Krankheit anders umgehen als unsere Kinder heute. Schon alleine, weil eben nicht so viele Dinge um ihn herum passierten. Heute ist allein der Schulweg schon ein Kraftakt für ein ADS-Kind, überall Ablenkungen, viele Autos, der Lärmpegel ist sehr hoch. Die Klassen sind riesig, es wird in der Schule viel verlangt. Dies alles sind Mitschuldige daran, dass mehr ADS Kinder Medikamente brauchen als früher. Ändern kann man daran aber wohl leider nicht viel, denn die Möglichkeit, auf eine Alm zu ziehen und dort sein ADS Kind ohne Ablenkungen leben zu lassen, hat nunmal nicht jeder ;)
Liebe GRüße!
P.S.: Oh je, dass würde ja nun ein halber Roman, bitte verzeiht. Mich berührt das Thema nur sehr, da ich, wie bereits beschrieben, einen ADS Neffen habe. An seiner Entwicklung habe ich gesehen, was für ein Segen ein Medikament sein kann.... ein Medikament, gegen das ich am Anfang so kritisch eingestellt war. Ein ruhiger, lieber Junge, der oft unglücklich wirkte, sobald viel um ihn herum passierte, kann nun voll am Leben teilnehmen, hat Selbstbewusstsein aufgebaut und tobt nun wie verrückt durchs Leben und hat auch auf großen Veranstaltungen Spaß. SEIN Leben ist lebenswerter für IHN geworden!