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Forum: "Zeugnisbemerkungen"
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| Hier findet ihr einen unerschöpflichen Fundus, | | von: streberin
erstellt: 08.06.2006 17:10:56 geändert: 08.06.2006 17:15:17 |
aus dem sich alle bayrischen Grundschullehrer bedienen (sollen, müssen, werden).
http://www.isb.bayern.de/isb/index.asp?MNav=0&QNav=12&TNav=1&INav=0&Pub=593
Ich erlaube mir allerdings auch noch meine eigenen Formulierungen hinzuzfügen.
Ein Beispiel:
Sozialverhalten
... brachte häufig durch Worte und Taten zum Ausdruck, dass sie ihre Mitschüler annahm. Sie kümmerte sich oft darum, dass erkrankte Klassenkameraden Materialien bekamen, hielt sich an vereinbarte Absprachen und erfüllte Aufgaben für die Gemeinschaft eigenverantwortlich. Mit den Mitgliedern ihrer Gruppe arbeitete sie sinnvoll zusammen. Bei Gesprächen erzählte sie von sich und ihren Erlebnissen und interessierte sich für die Erzählungen anderer. Sie trat im Umgang mit ihren Klassenkameraden selbstsicher und partnerschaftlich auf und war so gut wie nie in Konflikte verwickelt. -/-
Lern-und Arbeitsverhalten
... zeigte am Unterrichtsgeschehen im Allgemeinen Interesse und beteiligte sich einsatzfreudig und ausdauernd am Gespräch. Den Stoff fasste sie in der Regel umfassend auf. Sie blieb auch über längere Zeit bei einer Tätigkeit und arbeitete häufig planvoll und ausdauernd. Während offener Unterrichtsformen wählte sie die Aufgaben eigenverantwortlich aus und bearbeitete sie gewissenhaft, zügig und ordentlich. Hausaufgaben fertigte sie sehr zuverlässig an. -/-
streberin |
| @ rolf, streberin, brigitte.... | | von: nilsiboy
erstellt: 08.06.2006 20:38:19 |
Naja... ich würde sowas schon schreiben. Ich halte es immer so: Ich schreibe vor allem das positive auf, das eher negative schreibe ich zwar auch, aber betone es nicht so und tret' es auch nicht so breit und schreibe ausführlich, was für ein dummer, ungezogener, unsensibler "Rotzlöffel" mein Schüler doch ist.
In der Klasse meiner Tochter hat die Klassenlehrerin Zwischenzeugnisse geschrieben... wenn du so Arbeitszeugnisse schreiben würdest, würdest du in den Knast wandern... (ihr wisst,was ich meine..) Naja, meine Tochter ist eine gute Schülerin (Deutsch 2 , Mathe 2, HSU 3) trotzdem stand im Zwischenzeugnis NUR negatives... kein bisschen positives, wie "Lernte fleißig und verfolgte ehrgeizig ihre schulischen Ziele..." wie meine Tochter es macht und ich auch gerne in meinen Zeugnissen schreibe. Stattdessen: hat Probleme bei der räumlichen Vorstellung (naja: Geoprobe +3....)Dann der Text zu Deutsch: meine Tochter stand in Deutsch zwischen 1 und 2 (bekam ja natürlich die 2, was sonst?!)und wenn man dann den Text liest, meint man, sie wäre der deutschen Sprache nicht fähig...
Ich hasse diese Zeugnisse und bin froh, dass ich sie bald los bin.. xD
Mein Tipp: Ich habe ALLE alten und neuen Zeugnistexte abgespeichert, und wenn ich in meiner neuen Klasse einen Schüler habe, der so ähnlich ist, wie einer aus meiner alten Klasse, dann kann ich gerad den alten Text nehmen, veränder ihn ein bisschen... fertig!
Liebe Grüße,
Nils |
| @rolf | | von: brigitte62
erstellt: 09.06.2006 16:40:12 |
Ja Rolf, die Frage war an dich. Danke für die Antwort. Du schneidest ein Thema an, das ich scon lange verfolge. Was ist ein Zeugnis?
Ein Gerichtsurteil ist es nicht. Ich schreibe ja auch nicht rein "Du bist rücksichtslos."
Ich handhabe es so: Das Zeugnis ist eine Rückmeldung für die Eltern, ein Bericht über das gelaufene Schuljahr. Darin steht etwas über die Entwicklung ihres Kindes, über den aktuellen Leistungsstand, über das Lernverhalten, Sozialverhalten usw. ... Hier benenne ich Stärken und Schwächen, denn es ist ein Bericht. Diesen Bericht bespreche ich auch vorher und nachher mit den Eltern. Für die Kinder schreibe ich einen Extrabrief - an das Kind in dem ich andere Schwerpunkte setze, je nachdem, was mir wichtig ist dem Kind mitzuteilen über das Schuljahr. Ich finde es schon legitim und denke jeder hat einen Anspruch darauf, dass ihm auch mitgeteilt wird, was andere an ihm kritisieren. Aber - und das ist entscheidend- die Kritik muss sachlich und nicht persönlich sein. Wir sehen ja auch in vielen Bereichen, wie schwer es ist, sachliche Kritik zu formulieren, ab auch wie schwer es ist damit umzugehen. Insofern teile ich Kindern mit - auch schriftlich - In diesem Schuljahr hattest du Probleme mit .... Wir müssen gemeinsam einen Weg finden, wie wir das ändern können." Den Eltern sage ich das in der für sie angemessenen Form, eben in Gesprächen und auch im Zeugnis.
Mein früherer Schulleiter vertrat auch die Position "nur Positives im Zeugnis". Das führte aber dazu, dass bestimmte Dinge verschwiegen wurden, weil sie nicht positiv ausgedrückt werden konnten. Kritik dann einfach gar nicht mehr zu äußern, ist ja auch keine Lösung.
Von all diesen pädagogischen Argumenten mal ganz abgesehen, erleben wir ja heute auch immer häufiger, dass all unsere Handlungen und Äußerungen plötzlich justiziabel werden. Wenn ich im Zeugnis den Eltern nicht deutlich mitteile, dass ihr Kind nun mal noch nicht sicher bis 20 rechnen kann, habe ich ein Problem, wenn ich später Fördermaßnahmen durchsetzen will. Nach dem Motto "Es war doch alles in Ordnung." Eine Portion Selbstschutz ist heutzutage bei mir auch immer dabei. |
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