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Forum: "von der Gerechtigkeit des Lehrers..."
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| Hm... | | von: neala
erstellt: 12.09.2008 12:50:47 |
... ich hab's gelesen, kann's aber - ehrlich gesagt - nicht ganz nachvollziehen, was vielleicht auch daran liegt, dass ich in der Realschule unterrichte.
Was mich aber wundert... zumindest in BW werden die Empfehlungen strikt nach den Notenschnitten in Deutsch und Mathe (auf die Kommastelle genau ausgerechnet) erteilt. So hab ich das zumindest seinerzeit in Schul- und Beamtenrecht gelernt. Und da heißt es auch: Bei einem Schnitt (s.o.) von 2,5 und besser erhalten die Schüler eine Empfehlung "für das Gymnasium oder die Realschule oder die Hauptschule", bei 3,0 für "Realschule oder Hauptschule" und ab 3,1 für die Hauptschule. Dieses "oder" bedeutet nicht, dass sich die Lehrer aussuchen könne, welche Empfehlung sie erteilen, sondern lediglich, dass das Kind mit dieser Empfelung das Gymnasium, die Realschule oder die Hauptschule besuchen kann. Da bleibt ja dann eigentlich kein Spielraum für die im Artikel beschriebene Benachteiligung, oder sehe ich das jetzt falsch? |
| Alte Kiste, rolf! | | von: veneziaa
erstellt: 12.09.2008 16:28:09 |
Diese Erhebung ist nun wirklich nichts Neues - ich halte sie für sehr glaubwürdig, leider!
Dass die Eltern meist der Empfehlung der Grundschullehrer folgen, kann ich hingegen NICHT bestätigen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich jedoch, dass nach der 4. Klasse oft Fehlurteile abgegeben werden - in beiderlei Richtungen. Gerade habe ich zwei Kinder in meiner 7. Gymnasialklasse sitzen, die sehr gute bis gute Noten haben, die jedoch von den Grundschullehrern nicht als "gymnasialgeeignet" befunden wurden. Beide Kinder sind türkischer Abstammung...
Andererseits erlebe ich gerade bei einer Kollegin, dass ein Spross aus bildungsbürgerlichem Elternhaus die Realschule mit Müh und Not schafft. Natürlich hat jetzt die Kollegin schuld, die das Kind mobbt.
Es ist tatsächlich oftmals (!) der pure Zufall, an welche Lehrer (und Eltern) man gerät, leider bin auch ich davon überzeugt!! |
| Ich | | von: ninniach
erstellt: 12.09.2008 17:59:28 |
sehe es zwar schon als Problem, dass die Kinder aus sozial schwachen Familien weniger Chancen haben, allerdings kann Schule so, wie sie zur Zeit stattfindet, die Defizite, die manche Kinder mitbringen, nicht einfach so ausgleichen. Sicherlich ist das nicht gerecht, aber ich musste letztes Jahr für meine Viertklässler auch ein Statement abgeben darüber, welche Schule ich für geeignet halte. Das mache ich nach meinem besten Wissen. Da spielt in Hessen viel mit rein, nicht nur die Noten, sondern auch das Arbeits- und Sozialverhalten und auch wie so eine Note entstanden ist.
Bei dem derzeitigen G8-Stress habe ich allen Eltern gesagt, dass es schwierig wird mit dem Gymnasium. Eine Empfehlung habe ich nur in den Fällen ausgesprochen, in denen ich es mit Kindern zu tun hatte, die leicht aufnehmen und die die guten Noten ohne viel Aufwand erreichen. Kinder, die immer sehr viel für eine gute Note tun mussten, habe ich nicht empfohlen, weil ich auch weiß, dass da ein ziemlich großer Sprung ist am Gymnasium.
Irgendwann bekam ich auch den Vorwurf, dass ich die beiden Kollegenkinder in meiner Klasse wohl bevorzugen würde. Klar, beide wurden von mir ohne zögern empfohlen. Logisch, das hängt sicher auch mit dem Elternhaus zusammen, allerdings weniger damit, dass ich mir überlegt habe, dass die Mütter Lehrerinnen sind und das Kind deshalb aufs Gymnasium muss, sondern mehr damit, dass die Kinder in anderen Verhältnissen groß geworden sind, als andere. Da lief dann eben nicht fünf Stunden am Tag die Glotze und es wurde kein neuer Computer gekauft, obwohl die Kinder dringend einen Schreibtisch gebraucht hätten.
Natürlich sollte Schule das abfedern und auffangen, aber damit sie das kann, muss sich einiges bewegen. An manchen Stellen frage ich mich aber schon, ob es okay ist, dass man die Eltern einfach so aus der Verantwortung für ihre Kinder entlässt und sagt, Schule muss machen oder ob es nicht richtig ist, dass ein Teil auch an den Eltern hängen bleibt. Der einzige Grund, aus dem ich dann doch immer wieder denke, dass Schule eigentlich abfangen müsste, ist, dass die Kinder sich ihre Eltern ja nicht ausgesucht haben. |
| Naja. | | von: elceng_th
erstellt: 13.09.2008 14:49:52 geändert: 13.09.2008 14:51:25 |
Die Schule könnte als Tagesschule mit Tageserziehung und organisierter Freizeit sogar viel beitragen.
11 Stunden Tagesschule (7.30 Uhr - 18.30 Uhr), Sonnabend als Schultag, 8 Stunden Schlaf (unbewußter Zustand ohne Relevanz für Erziehungseinwirkung), nachschulische Hausaufgaben (Projekte, Abhandlungen, Stoffnachbearbeitung, ...), Frühstück, Abendbrot, bißchen ausspannen.
Ein solcher geregelter Tagesablauf bringt Stabilität und reduzierten Erziehungseinfluß.
Das, was im allgemeinen als Erziehung bezeichnet wird, muß hauptsächlich bis ins 6. Lebensjahr erfolgen; was bis dahin an Benehmen, Hilfsbereitschaft usw. nicht in die Kinder gebracht wurde, ist extrem schwer nachzuholen.
Und in dem Alter, also ab ein paar Wochen nach der Geburt (Schutzzeit wegen der psychischen Mutter-Kind-Beziehung/ Vater-Kind-Beziehung) bis unmittelbar vor die Einschulung kann ebenfalls der Staat nachhaltig Einfluß ausüben mit Hilfe von Kinderkrippen und Kindergärten.
Was in dem Alter anerzogen wird, muß später nicht ausgetrieben werden.
Bspw. geregelter Tagesablauf zwischen 6.00 Uhr und 18.00 Uhr, Erziehung zum veranschlagten Erziehungsideal und zum Verhalten in der Gemeinschaft, pädagogische Förderung als Vorschule wie Zahlenraum bis 20, Mengenlehre, Sprecherziehung, Motorik, Eigenständigkeit, Unterstüzung der Schwachen usw. usf.
Es ist also mittels Strukturpolitik und Methodik leicht möglich, daß die ersten zwei Stufen eines durchdachten Bildungssystems, nämlich Kinderkrippe-Kindergarten und Tagesschule, großen positiven Einfluß auf die Kinder permanent und nachhaltig ausüben können.
Von wegen Schule schafft es nicht.
Natürlich muß allerdings diese Katastrophe einer Katastrophe, die sich jetzt so "Schule" nennt, umgebaut werden.
Wäre aber in wenigen Jahren erreichbar, sofern es clever gemacht wird.
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| Genau | | von: klexel
erstellt: 13.09.2008 14:58:02 |
11 Stunden Tagesschule (7.30 Uhr - 18.30 Uhr), Sonnabend als Schultag, 8 Stunden Schlaf (unbewußter Zustand ohne Relevanz für Erziehungseinwirkung), nachschulische Hausaufgaben (Projekte, Abhandlungen, Stoffnachbearbeitung, ...), Frühstück, Abendbrot, bißchen ausspannen.
Dann hätte man auch nicht mehr so viel Zeit, solche Elaborate von sich zu geben... |
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