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Forum: "Frage zu einem bevorstehenden Elterngespräch"
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| Frage zu einem bevorstehenden Elterngespräch | | von: mitzekatze
erstellt: 16.04.2010 15:18:26 geändert: 16.04.2010 15:19:10 |
Heute hat sich die Mutter einer Schülerin (aus der "verhaltenskreativen" 7. Klasse (RS NRW), von der ich hier schon öfter berichtet habe)über das Sekretariat in meine Sprechstunde am Montag angemeldet.
Die Eltern haben von mir schon im Februar einen Elternbrief über das schlechte Arbeits- und Sozialverhalten ihrer Tochter erhalten. Das Mädchen arbeitet nur nach mehrmaliger Aufforderung, nörgelt nur herum ("Ich habe aber keinen Bock!", "Wie doof ist das den jetzt schon wieder?", ...), bringt ihr Material, wie Lineal, Zirkel und Bleistift so gut wie nie mit. Nach dem Elternbrief besserte sich das für ca. 1 Woche, dann ging es wieder so los. Eine Bemerkung unter ihrer Mathearbeit (gerade noch die Note 4)bewirkte eine Besserung für ein bis zwei Stunden. In Physik ist es genauso. Die Tests waren alle vier bzw. fünf. Mündliche Beteiligung besteht aus "Weiß ich doch nicht!"
Nun haben wir am Mittwoch einen Test geschrieben, den ich ihr wegen Abschreibens vom Nachbarn nach einer Ermahnung weggenommen habe und mit sechs bewertet habe.
Am Ende der Stunde fragte sie mich dann, ob sie jetzt nächste Woche einen "blauen Brief" bekäme. Ich (Trottel) habe bejaht, bevor ich nachdenken konnte.
Die Sektratärin richtete mir aus, dass Frau x ihre Tochter falsch eingeschätzt sieht, die 6 unrechtmäßig sei, da Schüler y auch abgeschrieben habe und ich nichts gemacht hätte und überhaupt könne ich ihre Tochter nicht leiden, ....
Eine Kollegin sagte mir, das Frau x sehr streitbar sei und ihrer Tochter (die zuhause die Fakten gern verdreht) alles glaube. Ich überlege nun, wie ich der Mutter gegenübertreten kann. Der Klassenlehrer und der Referendar (der in der Klasse hospitiert) sind nicht da. Zum Glück habe ich alles, was die Schülerin gemacht bzw. nicht gemacht hat, vor der Rückgabe kopiert und mir auch sonst fleißig Notizen gemacht.
Bis zum Elternsprechtag(29.4.) will die Mutter auf keinen Fall warten und am Telefon will ich nicht.
Die Tochter würde auch ohne diese 6 in Mathe und Physik einen "blauen Brief" bekommen.
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| Uff | | von: briefoeffner
erstellt: 16.04.2010 15:32:42 |
Da hat sich ja eine ganze Menge angesammelt.
Mir fällt auf, dass du keine konkrete Frage ans Forum hier stellst.
Das zeigt ein wenig, dass du da mittlerweile wie es scheint, leider ein bisschen konfus bist.
Mein Eindruck (der natürlich keinen Anspruch auf Richtigkeit hat):
Die Familie ist unstrukturiert und kann ihre Erziehungsaufgaben nicht zum Wohle der Tochter wahrnehmen.
In ihrer Hilfslosigkeit und Überforderung richtet sich gegen die Schule Aggression.
Dieser Termin, der so dringend von der Problemfamilie gewünscht wird, zeigt, wie wichtig es ihnen ist, aus der scheinbaren Defensive in die Offensive zu gehen; es wird wohl versucht werden, den Spieß dahingehend umzudrehen, dir als Lehrkraft Vorwürfe zu machen.
Das Gespräch wird nicht viel bringen mit dieser Haltung.
Hast du nicht einen guten Mediator, dem du vertraust und der dich unterstützt?
Ich würde das Gespräch nicht alleine führen wollen.
Da du wohl noch länger mit dem Kind arbeiten musst, halte ich es für wichtig (bei allen Schwierigkeiten), die Eltern irgendwie mit ins Boot zu holen.
Je nachdem, was es für Leute sind, könnte man verschiedene Strategien anwenden.
Am förderlichsten ist es sicherlich, wenn du ihre Antihaltung bzgl. Schule, die ich aus deiner Schilderung meine erkennen zu können, entschärfen könntest.
Das ist mein persönlicher Eindruck.
Hoffe, ich konnte dir ein bisschen damit helfen. |
| Möglichkeiten | | von: palim
erstellt: 16.04.2010 15:43:28 |
Ich würde mir im Gespräch (Eltern + Schülerin) erst einmal anhören, was die Schülerin zu Hause erzählt hat.
Dazu würde ich mir währenddessen Notizen machen und die Schülerin dann fragen, ob sie das so unterstützen ggf. unterschreiben kann.
Danach würde ich anhand der Materialien, die du ja zur Hand hast, deine Sicht der Dinge darlegen.
Zur Schlichtung könntest du anbieten, dass die Schülerin die Klassenarbeit alleine noch einmal nachholt.
Ggf. würde ich mir eine weitere Lehrkraft mit zum Gespräch holen - sozusagen als weiterer Beobachter, damit hinterher nicht weiterhin anderes behauptet wird. Auch könntest du dann von dem Gespräch ein Protokoll anfertigen (unter Mitschrift des Kollegen), das in der Akte landet.
Wenn es letztlich nicht allein an der Klassenarbeits-6 liegt, dass die Schülerin einen blauen Brief bekommt, würde ich das Ganze nicht so hoch hängen,
mich bei einer so streitbaren Mutter aber sehr wohl absichern.
Eine weitere Lösung könnte ein Vertrag sein bezüglich des Verhaltens im Unterricht o.ä.
Palim |
| Elterngespräche | | von: silberfleck
erstellt: 16.04.2010 18:05:15 geändert: 16.04.2010 18:09:11 |
sind für mich wichtig und sie gehören zu unserer professionellen Arbeitsweise. Daher gehört zu jedem Elterngespräch mindestens eine kurze Aktennotiz.
Es ist dein Recht, einen Kollegen oder eine Kollegin mit in das Gespräch einzubeziehen, es muss sich dabei nicht zwingend um einen Lehrer handeln, der die Schülerin kennt. Häufig wird dadurch ein Gespräch sachlicher.
Ich betone gerade bei "schwierigen Eltern" immer, dass es einzig und allein darum geht, der Schülerin dabei zu helfen einen Schulabschluss zu erlangen und dabei die Realität des Lebens im Auge zu haben.
Du bist die Fachfrau für das Lehren in der Schule und deswegen kannst auch nur du entscheiden, ob es sich um einen Täuschungsversuch handelt und welche Maßnahmen du ergreifst (wir würden ja auch keinem Handwerker vorschreiben, wie er unsere Waschmaschine zu reparieren hat oder?). Und wer erwischt wird, hat halt Pech gehabt.
Und für die Gesprächsführung rate ich dir folgendes: Nach der Begrüßung festlegen, wie lange du Zeit für das Gespräch hast (und es dann auch wirklich beenden!), ruhig bleiben und dir keinesfalls deine Kompetenz absprechen lassen.
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