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Forum: "Notenschlüssel in der Grundschule - wie ist das denn?"
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| Notenschlüssel in der Grundschule - wie ist das denn? | | von: wom69
erstellt: 18.04.2012 20:16:00 |
Ich muss gleich vorweg schicken: Ich selber bin Gymnasiallehrerin und habe jetzt als Mutter einen Drittklässler, der gute Noten hat.
Trotzdem bin ich total geplättet über:
1. das sehr hohe Anspruchsniveau in den Proben. (unglaublich viel und schwieriger Transfer)
2. die Notenschlüssel.
Und deshalb jetzt meine Frage: Kann man an der Grundschule z.B. bei 48 Punkten die Note 1 von 48-45 geben, die Note 2 von 44-38, die Note 3 dann aber von 37-27???? Denn so wird es an der Grundschule meines Kindes gemacht - und zwar grundsätzlich bei allen Proben! Ich hatte mich nämlich schon gewundert, wie bei so knappen Abständen von der Note 1 und 2 dann doch so selten die Noten 5 und 6 herauskommen. Da uns leider auch keine Notenverteilungen oder Schlüssel mitgeteilt werden (Begrüdnung: Datenschutz) habe ich eine Weile grbraucht, um dahinter zu kommen, wie man auch insgesamt zu Schnitten von 3,xx kommen kann. :))
ICH kenne vom Gymnasium halt nur solche Verteilungen, die linear verlaufen, also 20-18, 17-15, 14-12 usw.
Uns wurde am Anfang des Jahres eine Übersicht zu den Notenstufen ausgeteilt, und da steht sinngemäß: Die Note 3 bekommt man, wenn man alles weiß, ws im unterricht besprochen wurde bzw. im Heft steht. Die Note 2 bei problemlösendem Denken, die Note 1 nur bei sehr kreativen und originellen Antworten.
Ganz ehrlich: So schauen bei mir NUR meine Oberstufenklausuren aus...
Liebe Grundschulkollegen, könnt ihr mir da weiterhelfen? Bei uns sind jetzt schon einige Kinder (und Eltern) sehr stark verunsichert. |
| Vielleicht auch was ganz anderes... | | von: ivy81
erstellt: 18.04.2012 22:01:34 |
Evtl. Mitleid mit den Schülern?
Bei so einer Bewertung kann ich mir lebhaft vorstellen, was da abläuft. Von "oben" wird vorgegeben, möglichst wenig Einser und Zweier zu vergeben, indem man einen sehr strengen Schlüssel ansetzt.
Im Ref hab ichs so erlebt. Bei den 48 Punkten vom 1. Beitrag wären es dannach 48-45 = 1, 44 - 40 = 2 usw.
Das kam daher, dass sich die weiterführenden Schulen beschwert hatten, die Noten der Grundschüler seien zu gut. Dazu kamen dann noch andere "Ratschläge" um Proben schwieriger zu machen, die sich ganz gut mit dem decken, was oben beschrieben wurde. Wenn man dann als Lehrerin eigentlich mit extremem Bauchweh nach diesem Schema bewertet, weil man seine Schüler ja nicht total demotivieren möchte und auch die Anstrengung hinter dem Ergebnis sieht, könnte da dann doch eine kleine "Mogelei" bei den Dreiern der Lehrerseele zumindest etwas Frieden verschaffen. |
| Erklärungsversuch | | von: palim
erstellt: 18.04.2012 22:26:23 |
Da du die Klassenarbeit "Probe" nennst, geht es um Bayern. So findet sich vermutlich eine KollegIn aus BY, die dazu auch STellung nehmen kann.
Insgesamt ist es bei uns (Niedersachsen) so, dass die einzelnen Fachkonferenzen den Notenschlüssel bzw. die Leistungsbewertung festlegen... und wie klexel schon schreibt, werden diese natürlich offen gelegt und können von Eltern nachgefragt werden.
Auch wir haben einen Notenschlüssel mit Prozenten,
die 1 geht bis 95% (früher mal nur bis 97%)
die 2 geht bis 80%
die 3 geht bis 70%
die 4 geht bis 50%
die 5 geht bis 25%
und die 6 alles darunter
Wichtig ist aber auch, wie die Aufgaben gestellt sind, denn die Schwierigkeit der Aufgaben beeinflusst ja maßgeblich die Punktzahl, die die Kinder wirklich schaffen können.
Dazu gibt es (gab es schon immer) Anforderungsbereiche
siehe http://www.4teachers.de/?action=wiki&id=Anforderungsbereiche&wikiaction=
die alle bedacht werden müssen.
Es gibt mit den neuen Curricula (seit Kompetenzen) auch neue Vorgaben zur Leistungsbewertung und allmählich kommt in vielen Schulen auch in den Klassenarbeiten an, was da in den Curricula steht. Deshalb ist nun vieles anders als früher, denn die Anforderungen sind schon erheblich höher und die Aufgaben anders geworden.
Das gilt auch für die Grundschule und hier merkt man die Änderungen auch sehr stark inhaltlich, da manches aus Klasse 5/6 jetzt in der Grundschule auftaucht und vieles viel eher erlernt werden soll.
Außerdem ist es so, dass früher in den Klassenarbeiten überwiegend Reproduktion und Reorganisation abgefragt wurde. Bei alten Klassenarbeiten war es häufiger (zumindest was ich überblicke) möglich, allein durch Reproduktion (Mappe auswendig lernen und hinschreiben) eine 4 oder 3 zu erreichen. Das ist nun nicht mehr so.
Wir haben die Vorgabe, dass die Hälfte aus dem Anforderungsbereich II sein muss. Die andere Hälfte wird (nicht gleichmäßig) aufgeteilt in Transfer und Reproduktion.
Außerdem sind die Aufgaben an sich komplexer geworden, da offenere Aufgaben gestellt werden und Bereiche bzw. Inhalte stärker miteinander verknüpft werden. Das kann man sehen, wenn man sich die Aufgabenbeispiele in den Bildungsstandards, die ja für ganz Deutschland gelten, oder VERA ansieht.
Palim |
| Noch ein paar Anmerkungen... | | von: wom69
erstellt: 19.04.2012 18:27:53 |
Vielen Dank euch allen!!
Um auf eure Fragen noch kurz einzugehen:
- @janne: Ja, das mit dem Notenschlüssel finde ich auch recht nett. Vor allem die Begründung mit dem Datenschutz. ICH muss meinen Schülern im Gymi den Notenschlüssel immer mitteilen... javascript:copyit('grinsen');
- @klexel: Bei uns lebt nicht nur 1 Lehrer im Wolkenkuckusheim, sondern die Proben werden jahrgangsweise erstellt. Und erst NACHDEM alle Lehrer korrigiert haben, wird der Notenschlüssel festgelegt. Interessant, oder? Es gab nämlich auch mal eine Matheprobe, die einen gaaaaaaaanz anderen Notenschlüsel hatte. Aber die war auch mit geschätzten 50% Transfer.
- @palim: Dazu kommt, dass hier wirklich viel Transfer dabei ist. Das bedeutet dann aber, dass mein (an sich sehr selbstädniges) Kind sich ohne meine Hilfe nicht auf die Proben vorbereiten kann. So kommen z.B. in Mathe Sachaufgaben dran, obwohl keine Sachaufgaben geübt wurden. (Das mach ich dann daheim...) Oder es werden Lernwörter geübt, aber es wird dann ein Fremdwörterdiktat geschrieben.
- @ivy: Ja klar, genau darum geht es. Die Parole dieser Grundschule ist auch ganz offiziell: Wer von uns ans Gymnasium oder die Realschule geht, schafft das dann auch. Dies kann ich tatsächlich bestätigen, denn ich habe selber schon einige aus meinem Dorf unterrichtet - in der Regel sind das Schüler des oberen Drittels... Aber wir müssen hier halt auch noch eine Hauptschule bedienen - und da sitzen dann aber auch potentielle Realschüler...
Generell kann ich sagen, dass mein Sohn Deutsch- oder Matheproben schreibt, die ich nicht jedem meiner gymnasialen Fünftklässler vorlegen könnte...
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