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Forum: "Binnendifferenzierung und Noten"
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| Binnendifferenzierung und Noten | | von: pitufita
erstellt: 24.08.2013 13:57:00 |
Hallo zusammen,
vielleicht könnt ihr mir mit ein paar Ideen oder Literaturhinweisen auf die Sprünge helfen.Ich unterrichte Spanisch in der Oberstufe an einer Schule mit sehr überschaubarer Schülerzahl. Nun habe ich zum ersten Mal folgendes Problem:
Mein Kurs in der 11. Klasse besteht zu einem Drittel aus Schülern, die Spanisch schon in der Mittelstufe, d. h. seit 4 Jahren gelernt haben und zu zwei Dritteln aus absoluten Anfängern (die wiederum zur Hälfte bereits eine andere romanische Sprache oder Latein in der Mittelstufe hatte; die andere Hälfte hat als Fremdsprache bisher nur Englisch gelernt). An eine Teilung des Kurses ist laut Schulleitung aber nicht zu denken, alle sitzen also im gleichen Unterricht.
Mit dem inhaltlich-methodischen Aspekt (Binnendifferenzierung im Unterricht) werde ich, wie ich im Moment denke, einigermaßen klar kommen, auch wenn es mich ärgert, im Prinzip 8 Stunden vorbereiten zu müssen, aber nur 4 bezahlt zu bekommen - und mich im Unterricht vierteilen zu müssen.
ABER: Wie sieht es mit der Benotung aus?
Klar bekommen die Anfänger ihre Anfänger-Klassenarbeiten und werden entsprechend benotet. Gleiches gilt für die mündliche Leistung. Aber was mache ich mit den Fortgeschrittenen? Im Unterricht bekommen sie Material, das (hoffentlich) ihrem Lernniveau entspricht und mit dem sie selbstständig arbeiten können. Dazwischen möchte ich natürlich auch ihnen immer wieder Gelegenheit zum Reden geben. Nur: Bekommen sie dieselben Klausuren wie die Anfänger? Das wäre lächerlich. Umgekehrt bin ich unsicher bei dem Gedanken, in einer Klasse zwei grundverschiedene Klausuren zu stellen.
Habt ihr Erfahrung mit diesem Thema? Gibt es da eine schulrechtliche Grundlage? Wäre für alle Anregungen dankbar.
Grüße
Pitufita
PS: Sorry wegen der epischen Breite des Threads...
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| ein absolutes Unding... | | von: fruusch
erstellt: 24.08.2013 16:13:04 |
...was die SL da von dir fordert. Ich halte es für nicht leistbar, denn die eine oder die andere Schülergruppe wird massiv darunter leiden müssen, höchstwahrscheinlich sogar beide.
Die Fortgeschrittenen werden zwar mit Materialien zum Selbststudium versorgt, aber das kann nicht dasselbe sein wie echter Unterricht - ihr Lernfortschritt wird also deutlich langsamer sein und am Ende nicht den Abituranforderungen genügen. Die Anfänger brauchen gerade in den ersten Monaten zu 100% deine Aufmerksamkeit, sonst schleichen sich beim Umgang mit der neuen fremden Sprache gleich so viele Fehler ein, dass diese kaum noch auszubügeln sind. Diese 100% kannst du ihnen aber nicht geben, sonst müsstest du die Fortgeschrittenen komplett fallen lassen.
Gemeinsame Leistungsüberprüfungen sind natürlich unmöglich, da sonst die eine Gruppe massiv unter- und/oder die andere Gruppe massiv überfordert wäre.
Frag doch mal deine SL, ob sie auch 6.-Klässler und 10.-Klässler gemeinsam in Mathe oder Deutsch unterrichten lassen würden - auf die Antwort wäre ich gespannt.
Was die rechtliche Lage angeht, kenne ich nur die Lage in RLP. Da steht in der Schulordnung, dass jedes Kind das Recht auf individuelle Förderung hat. Die ist in einem solchen "Monsterkurs" unter Garantie nicht gegeben - im Gegenteil, der Kurs ist darauf angelegt, dass der Lernfortschritt jedes einzelnen Kindes deutlich behindert wird. |
| Undinger und Unpädagogen... | | von: pitufita
erstellt: 25.08.2013 16:57:05 |
Lieber hbeilmann und alle anderen, die beim Lesen meines Beitrags nur mit dem Kopf geschüttelt haben... das ist natürlich völlig richtig. Diese Forderung ist ein Unding, leider aber nicht das einzige Unding, das in dieser Schule Realität ist - und meine zahlreichen Versuche, die Schulleitung von einer anderen Vorgehensweise zu überzeugen, haben nicht gefruchtet. Dass so eine Situation über kurz oder lang nicht folgenlos bleiben wird, versteht sich von selbst.
Trotzdem tut es gut, das noch einmal von einem Außenstehenden zu hören, mir wird nämlich suggeriert, ich solle mich "nicht so anstellen". Einziges Trostpflaster: die Schüler können in meinem Fach ohnehin keine Abiprüfung machen. (Dass sie dennoch die optimale Förderung bekommen sollten, ist klar, aber unter den Bedingungen mehr als fragwürdig.)
Aber darum geht es mir im Moment gar nicht, sondern ich frage mich, wie ich, vor allem in Bezug auf die Leistungsmessung, mit der (momentan nicht zu ändernden) Situation umgehen kann. Gibt es da jemanden, der ähnliche Erfahrungen hat? |
| Wenn | | von: klexel
erstellt: 25.08.2013 19:35:03 geändert: 25.08.2013 20:04:27 |
dieser Unterricht nicht zu Abiprüfungen führen wird/kann/soll, dann ist ja schon mal etwas Anspannung draußen.
Wie wäre es mit einer internen Regelung der Teilung, in dem ihr 14tägig unterrichtet, oder im Wochenwechsel - oder wie auch immer du 2 Gruppen wechseln lassen willst. (Ich weiß nicht, wie viele Wochenstunden die Schüler in Spanisch haben) - bei 4 Wochenstunden eben nur jeweils 2 Stunden.
Eine Gruppe mit den 'altgedienten' Schülern, und eine Gruppe mit den 'Neulingen':
Du sprichst insgesamt von relativ kleinen Gruppen.
Wenn du diese nun in diesem Sinne teilst, kannst du entsprechend konzentriert arbeiten und auch entsprechend schneller vorankommen. Daraus ergeben sich dann natürlich auch unterschiedliche Tests und Klassenarbeiten, die du dann aber auch entsprechend unterschiedlich bewerten kannst, notfalls, in dem du im Zeugnis eine Bemerkung zu A- und B-Kursanforderungen setzt.
Damit wäre allen gedient:
> du kannst entspannter arbeiten,
> die schwachen Schüler haben mehr Motivation und bessere Fortschritte,
> die fortgeschrittenen Schüler treten nicht auf der Stelle,
> alle Schüler können mit dir arbeiten und brauchen nicht so viele 'Selbstlernphasen'.
Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt?
Was spricht dagegen??
Wenn die SL nicht mitspielt, hast du ja noch immer die Möglichkeit der 'Erpressung', in dem du androhst, diesen unhaltbaren Zustand ans Schulamt oder was auch immer eure nächst zuständige Ebene ist, zu melden.
LG
klexel
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| Zu meinem Verständnis muss ich erst mal fragen | | von: caldeirao
erstellt: 25.08.2013 21:26:57 geändert: 25.08.2013 21:33:19 |
Ich habe nun wenig Ahnung von rechtlichen Dingen.
Haben alle das selbe Endziel? Ich könnte mir doch vorstellen, dass die Fortgeschrittenen andere Standards zu erfüllen haben als die Anfänger.
Eine Unterteilung für die Anfänger mit oder ohne ähnliche Spracherfahrungen würde ich nicht machen. Letztendlich haben beide das selbe Lernziel. Dann müssen sich die einen eben auf den Hosenboden setzen.
Aber um mal alle hier ein bisschen herunterzuholen. Für eine Grundschul- und auch Oberschul- bzw. Sek I-Lehrerin ist das Alltag. Da sitzen lernbehinderte , verhaltensgestörte, sprachgestörte usw. Kinder in einer Klasse, daneben in der GS die hochbegabten. Wenn sie Glück hat, ist es auch noch eine jahrgangsübergreifende Klasse oder ein Kind, das kein Wort deutsch spricht. Da ist Differenzierung, mehrere Lernangebote usw. an der Tagesordnung.
Es steht hier geschrieben, dass es sehr wenige SuS sind. Wie viel sind es denn genau? Ich weiß ja nicht, wie das insgesamt organisiert ist. Aber ich fand es an Oberschule immer ungerecht, dass im Wahlpflichtbereich die Französischlehrerin mit 10 dasaß, während sich die Naturwissenschafts- uns WAT- Lehrerin sich den Rest teilen durfte und dann jeder 28 hatte. Da hätte ich mir auch irgendwie einen jahrgangsübergreifenden Unterricht gewünscht und damit auch eine gerechtere Verteilung der SuS. Es gibt doch viel Unterrichtsmethoden, wie man solche Situationen für alle sinnvoll meistert.
Hast Du schon mal was von lernen durch Lehrer gehört? Das soll jetzt aber nicht heißen, dass die erfahrenen SUS die Hilfslehrer sind. Aber dadurch würden sich viele Möglichkeiten ergeben, Dich entlasten und für alls wäre es hilfreich.
Zu der Frage der Benotung:
Sie sind entsprechend der zuerreichenden Standards zu bewerten und die gibt der RLP vor. Also es steht die Frage: Haben beide den selben Rahmenlehrplan oder nicht. |
| Die Idee | | von: dafyline
erstellt: 26.08.2013 09:51:50 geändert: 26.08.2013 09:57:27 |
von palim ist gut.
Zu überlegen gibt es:
B nach dem GER entspricht bereits Matura/Abiturniveau und C ist eigentlich mit Muttersprache gleichzusetzen. Das wird also schwierig - so bietet etwa TELC nur Prüfungen bis B2 an.
Ich könnte mir als absolutes Ziel vorstellen, eine offzielle entsprechende Prüfung auf dem Niveau anzustrebven (da kann dann jeder das gewünschte/angestrebte Niveau abchecken lassen).
So wären die Noten eher ein Teil dessen, WIE sich die Schüler mit dem Vorhaben auseinandersetzen und nicht, WAS sie im Vergleich mit den anderen erreicht haben (das wäre ja extrem unfair bei so verschiedenen Voraussetzungen).
Ich könnte mir dazu auch ein Portfolio vorstellen und eine Selbstbeurteilung während der Lernzeit, denn das Ziel - sprich die Prüfung auf dem entsprechenden Niveau - ist ja gegeben.
Anerkannte Prüfungen gibt es bei
http://www.telc.net/, wo man auch die entsprechenden Niveaus (auch für Schüler!) einsehen kann und den Prüfungsaufbau, sowie Materialien dazu.
Ähnlich wird es z.B. in Österreich gehandhabt, damit ein weltweit geltendes Ergebnis nachgewisen werden kann. Das kann dann bei einem Aufenthalt (Praktikum, Studium) im fremdsprachigen Ausland gute Dienste leisten!
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