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Forum: "S gibt fast "leeren" Test ab"
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| S gibt fast "leeren" Test ab | | von: lamaison
erstellt: 09.04.2015 01:45:40 geändert: 09.04.2015 01:57:18 |
3. Klasse Musikarbeit: Jeder Schüler kann normalerweise diesen Test einigermaßen gut bearbeiten, auch wenn er nichts gelernt hat. Die 1. Aufgabe ist ein Hörbeispiel, das jeder im Raum Anwesende ohne große Vorbildung richtig lösen kann. Ich sehe, dass Schüler X gelangweilt nichts tut, fordere ihn mehrmals auf, endlich anzufangen und er gibt einen fast leeren Test ab, genauer gesagt er hat 7 von 46 Punkten und somit eine 5/6. Dieses Verhalten zeigt er auch in anderen Arbeiten, gibt einfach ab, lässt Aufgaben weg, z.B. mit der Begründung: Das gibt sowieso nicht viele Punkte. Wie oft habe ich ihn schon in anderen Lernzielkontrollen mit Engelsgeduld "überredet", noch Aufgaben zu lösen, die er eigentlich kann. Die schriftlichen Leistungen sind allerdings insgesamt nicht besonders gut.
Ähnliches Verhalten bei Fachkollegen, bestes akademisches Elternhaus, ziemlicher Druck.
Gebe ich ihm jetzt die schlechte Note oder führe ich wieder Endlosgespräche?
Sonst habe ich ihm immer die Note gegeben, die auch der Punktzahl entsprochen hat, aber so extrem war die Verweigerung noch nie. Ein Kollege hat ihm im ähnlich gelagerten Fall in der nächsten Stunde nochmal den Test gegeben, aber die schlechte Note, die er hatte, bekam lediglich ein plus, da er die 2. Chance auch nicht wirklich genutzt hat. |
| | | von: andre11
erstellt: 09.04.2015 08:03:56 |
Hallo
Also zuerst einmal bin ich der Meinung, dass bei der Erziehung zu einem selbstbestimmten Leben mit Entscheidungsmöglichkeiten auch die Entscheidung zum Nichts-Tun dazugehört, inkl. dem Tragen allfälliger Konsequenzen. Dennoch würde ich dies jedoch situativ differenziert betrachten und auf der Beziehungsebene immer wieder Kontakt suchen und Angebote machen, z.B. den Test wiederholen. Wenn ich das zu lese, scheint mir das Problem tiefer zu liegen, der Schüler scheint eine rechte Not zu haben, da er sich offenbar im Moment abgegeben hat und solche Angebote nicht wahrnehmen (kann). Die Leistungsverweigerung scheint für ihn die einzige Lösung im Umgang mit der Situation zu sein. Sofern es die zeitlichen Resscouren es zulassen und die Lehrer-Schüler-Beziehung tragfähig ist, würde ich das Gespräch suchen, ggf. im zweiten Schritt auch gemeinsam mit dem Elternhaus die Situation anschauen, nach möglichen Ursachen und Lösungen suchen. Bei einem "besten akademischen Elternhaus" könnte dies jedoch kein einfaches Unterfangen sein. Ich glaube, dass erst dann eine Wiederholung des Tests wirklich Sinn macht.
Ich hoffe das hilft ein bisschen, es ist schwierig aus der Distanz wirklich gute Tipps zu geben. Ich habe sehr viel mit solchen Schülern zu tun (arbeite als LP in der Kinder- & Jugendpsychiatrie) und Lösungen finden ist oft ein längerer Prozess und sind oft sehr verschieden.
Gruss André |
| ... | | von: rojiblanco
erstellt: 09.04.2015 09:46:16 |
Ich schließe mich meinem Vorredner an.
Sehe aber in der ganzen Nummer kein größeres Problem, da Du ihm (und jedem anderen Schüler) ja durchaus eine mündliche Mitarbeit abverlangen kannst. Zudem kannst Du durch zusätzliche "freiwillige" Angebote die SuS motivieren außerhalb des Tests die schriftliche Mitarbeit zu verbessern.
Wenn Dein Problem also die "schlechte Note" wäre, kannst Du das doch steuern in dem Du Alternativen anbietest.
Ob Du als Musiklehrer (Fachlehrer) der geeignete Ansprechpartner bist, musst Du entscheiden.
Was mich aber irritiert ist die Aussage:
besten akademischen Elternhaus
Verändert das Deine Sicht auf den Schüler bzw. seine Leistung? Was wäre, wenn er aus dem "schlechtesten akademischen Elternhaus" käme?!
Würdest Du Dich dann anders verhalten, weniger bemüht sein?!
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| . | | von: lamaison
erstellt: 09.04.2015 09:57:13 geändert: 09.04.2015 16:19:22 |
Also, ich bin die Klassenlehrerin, habe ihn 22 Stunden, da ist Musik dabei. Es laufen Gespräche mit den Eltern. Die versuchen, eine "medizinische" Ursache des Verhaltens feststellen zu lassen, die man möglichst medikamentös behandeln kann.
Eigentlich komme ich mit dem doch auch auffälligen Jungen gut klar. Seine schriftlichen Leistungen sind aber nicht so, wie man von ihm das erwartet. Ich unterstütze ihn viel und drücke auch oft Augen zu, aber ist es richtig, ihm bei den Tests eine Extrawurst zu braten und ihn das Ganze wiederholen zu lassen? Ich sehe schon eine Flut von anderen Eltern auf mich zukommen.
In dem Test gibt es eine gute Anzahl von Anzahl von Einsen. Er war nicht zu schwer.
Habe noch mal in meinen Unterlagen nachgeschaut. Vor ein paar Wochen haben wir eine benotete Bildergeschichte geschrieben. Er hat erst nach 30 Minuten gutem Zureden angefangen, ich habe ihn im Nebenraum zu Ende arbeiten lassen, weil alle anderen schon fertig waren. Ergebnis 3+.
Leider wird in BW ab der 3.Klasse alles benotet, da fällt manchmal einer, den alle für den Größten halten vom Pferd (ich weiß, dass das böse ist und das mit den Noten und der frühen Auslese ist ein anderes Thema und ich kann es hier nicht ändern).
@rojiblanco: Ich mache natürlich auch "andere" Noten. Bei der Bemerkung mit dem Elternhaus gebe ich dir teilweise recht, ich würde mich bei jedem Schüler bemühen, dass er sein Bestes gibt. Allerdings würden andere Eltern sagen: Wenn er nichts tut, dann geben sie ihm doch die 6. |
| Ein paar Aspekte | | von: ysnp
erstellt: 09.04.2015 12:04:17 geändert: 09.04.2015 12:28:27 |
Zuerst einmal hat Andre11 schon sehr viel zu der Sichtweise geschrieben, wie man diesen Fall sehen sollte.
Ergänzend meine Meinung/Erfahrung (Ich hole ein bisschen aus, vielleicht hilft dir ja der eine oder andere Aspekt etwas):
Ich selbst habe im Lauf meiner jetzt schon langen Praxis immer wieder Schüler mit ähnlichem Verhalten erlebt. Die Ursachen waren meist so:
Die Schüler oder Eltern erwarteten von sich mehr als sie zu leisten bereit oder fähig waren.
Entweder haben sie sich falsch vorbereitet oder überhaupt nicht vorbereitet oder sie konnten den Stoff trotz Bemühen nicht verinnerlichen. Das war allerdings der seltenste Fall.
Viele Kinder meinen komischerweise, wenn ich nichts hinschreibe ist es besser als wenn ich etwas Falsches hinschreibe. (Immer wieder muss ich im 1. Halbjahr der 3. Klasse Kinder dazu überreden, einfach einmal etwas hinzuschreiben, vielleicht stimmt ja etwas.)
Ich vermute einmal, dass dein Schüler sich schon eine Vermeidungsstrategie zugelegt hat. Und die bringt ihn natürlich nicht weiter. Doch wie gesagt, dieses Verhalten habe ich auch schon öfter - ausschließlich bei Jungs - beobachtet, vor allem bei Schülern, die entweder schwach sind und ständig Misserfolgserlebnisse einfahren oder Schüler, wo die Erwartungen zu den tatsächlichen Leistungen differiert.
Wenn bei dem Schüler schon viele Sachen gemacht wurden; z.B. die Eltern wussten, dass eine Arbeit geschrieben wird usw., dann würde ich persönlich die Arbeit, so wie sie ist, werten.
Mit dem Schüler würde ich ein Gespräch darüber führen in Bezug auf Ursachen (Vorbereitung) und was man das nächste Mal besser machen könnte.
Bei der nächsten Arbeit würde ich vor Abgabe genau schauen, wie und ob die Aufgaben bearbeitet wurden. (Manchmal weigere ich mich in der 3. Klasse bei solchen Schülern die Arbeit entgegenzunehmen, bis dieser nicht noch die eine oder andere Aufgabe versucht hat, denn viele geben zu schnell ab, Hauptsache, sie haben mit der Arbeit nichts mehr zu tun.)
Ansonsten, wenn bestimmte Maßnahmen nicht viel bringen, sollte man das Kind von Experten in Richtung Schulleistungsvermögen überprüfen lassen und mit Experten professionell auf Ursachenforschung gehen. Dann ändert sich auch oft die Einstellung der Eltern und der Umgang mit dem Kind, wenn hier eine Ursache gefunden wird.
Nachtrag:
Ich habe jetzt gesehen, dass du noch etwas ergänzt hast. Das Kind scheint ja richtig blockiert zu sein. Auf solche Kinder schaue ich bei Arbeiten besonders, was du ja schon tust.
Doch irgendwann geht es halt dann nicht mehr und dann muss man mit den Konsequenzen leben. Denn man muss auch sehen, dass Kinder sich an Extrabehandlungen gewöhnen und dann keinen Anlass sehen ihr Verhalten zu ändern. Vielleicht ist das ja auch bei dir so weit? Leider muss manchmal der Leidensdruck bei Eltern hoch genug sein, bis sie bereit sind, wirklich etwas Ernsthaftes zu unternehmen. |
| Themenverlagerung | | von: rojiblanco
erstellt: 09.04.2015 12:35:23 |
Ich hoffe ich entführe das Thema nicht auf ein Gleis wo es nicht hin soll, aber da vermehrt die Aussage auftaucht, dass die SuS besser was "Falsches" als "Nichts" hinschreiben sollen, wollte ich mal fragen warum...
Also im Lernstand 8 (Hauptschule) macht das Sinn. Da man für etwas Falsches nichts abgezogen bekommt. Sprich die Chance zu "raten" und zu "treffen" ist ohne Risiko.
ABER in normalen Tests empfinde ich das als Problem, da es Aufgabenstellungen gibt, wo die SuS genau dafür Abzüge bekommen.
Bsp. Zuordnungsaufgaben ... Wer etwas "richtiges" an der falschen Stelle einbaut, kann dann später es nicht mehr richtig lösen...
Solche Aufgaben gibt es in der HS in rauen Mengen. Sprich da ist es problematisch.
Ebenfalls erhöht es für mich als Lehrer den Aufwand der Korrekturzeit unglaublich ...
"Leer" ist ein Strich und fertig...
"Falsch" ist eine Korrektur.
Des Weiteren kommen meine SuS oft auf die Idee eine falsche Systematik fortzuführen, wenn Sie es im ersten Satz einfach mal falsch gestartet haben.
Hier wäre Ihnen geholfen, im ersten Satz nichts zu schreiben und vielleicht im vierten Satz, den sie können, die Systematik auszurollen auf die anderen Sätze.
Ich bin da wirklich extrem zwiegespalten...
zumal ich das Phänomen... Nichts schreiben, schnell abgeben durchaus kenne.
Stimme da aber meiner Vorrednerin zu. Das ist zum einen Teil Provokation (Versuch der Aufmerksamkeit) und zum anderen mangelnde Vorbereitung gepaart mit dem Wissen, dass es ehhh völlig egal ist.
Wie seht Ihr das?! Ist es generell besser zu raten oder die Lücke zu lassen?!
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