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Forum: "Schüler verweigert sich komplett - 5.Klasse RS"
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 | Schüler verweigert sich komplett - 5.Klasse RS |  | von: mrboone

erstellt: 02.03.2007 00:27:09 |
Hallo liebe Forenleser,
ich bin jetzt seit 2 Jahren an einer RS in NRW und seit letztem Sommer Klassenlehrer einer 5. Klasse mit 32 SuS.
Es kristallisierte sich relativ schnell ein Problem mit einem Schüler heraus, der sich sehr häufig nicht an Regeln hielt.
Erziehrische Maßnahmen wirkten in keinster Weise, die erste Ordnungsmaßnahme wurde nach einer Teilkonferenz eingeleitet (schriftlicher Verweis).
Die Mutter (alleinerziehend -> keine WERTUNG!!!) ist von dem Guten in ihrem Jungen überzeugt und glaubt auch eher ihrem Kind, anstatt die von meinem Kollegium gesammelten Fakten.
Wir geben uns wirklich Mühe, bauen eine Brücke für den Jungen nach der anderen....er dankt es mit totaler Arbeitsverweigerung und extremen Stören der restlichen 31 SuS.
Das Halbjahrezeugnis bestand aus 2x ausreichend, 1x ungenügend und der Rest war mangelhaft. Mein Kommentar auf dem Zeugnis:"........ zeigt nicht, das er die Grundfähigkeiten eines Realschüler beherrscht und anwenden kann."
Dazu muß man sagen, er hatte eigentlich auch eine HS-Empfehlung.
Nun sehe ich keinerlei Bemühen auf Seiten der Mutter, etwas zu ändern. Es muß sich aber etwas ändern, sonst drehen mir die restlichen 31 SuS auch noch durch. Die sind nämlich schon schwer angenervt von ihm.
Frage: Welche Möglichkeiten habe ich, auch ohne Einwilligung der Mutter etwas zu ändern? Ich kann den Jungen doch nicht bis zum Ende der Erprobungsstufe meine Klasse zerlegen lassen...?!
AO-SF habe ich mir schon durchgelesen, das dauert doch bestimmt mindestens ein halbes Jahr...?
Für Eure Erfahrungsberichte und Hinweise bin ich jetzt schon mal dankbar!!!
MrBoone |
 | Gespräch |  | von: kla1234

erstellt: 02.03.2007 12:37:30 |
Du hast doch sicher schon mit dem Jungen mal in Ruhe reden können, oder nicht? So eher privat von Mensch zu Mensch.
Ich stelle mir bei ungelösten Themen mit Kindern immer vor, ich hätte dieses Gespräch mit einem Erwachsenen. Das ergibt dann oft für mich einen kreativen neuen Blickwinkel.
Du kannst sagen, dass du zwei Möglichkeiten siehst für Schule und Mutter.
Entweder sich um ihn anders oder mehr kümmern FÜR die Realschule, oder auf die Hauptschule wechseln.
So wie er sich benimmt spricht alles dafür, dass er auf die Hauptschule will und das indirekt einfordert.
Falls er aber die Realschule nur abwehrt und schon eigentlich bleiben will muss er das irgendwie signalisieren. Und zwar nicht mit Schönbravlernen sondern damit, sich klarer zu beschweren.
Dann kann die Umgebung auch klarer reagieren und Druck wegnehmen oder Verständnis für Schwierigkeiten entwickeln.
Die andere Ebene ist die Mutter. Fühlt er sich nur unter Durck durch die Mutter, die Realschule bestehen zu müssen, oder schafft er es wirklich nicht, nicht zur Leistung bereit oder überfordert?
Du kannst ein bisschen auf das dreigliedrige System schimpfen, das von einem Kind in seinem Alter die Entscheidung erwartet, sich eventuell gegen die Mutter zu entscheiden, bzw sich selbst für Leistung=RS entscheiden zu können und den Erwartungsdruck der Mutter dabei aushalten zu können.
RS oder HS bedeutet, dass er sich jetzt schon überlegen muss, was für Berufsfelder er interessant findet.
Ich kenne einen ganz lieben Kerle, der auf die Hauptschule gewechselt hat. Jetzt ist er Schreinermeister und geht seinen Weg.
Es geht darum etwas zu wollen. In unserer Gesellschaft und unserem Regelschulsystem bekommen Kinder sehr schnell den Eindruck, dass die Eltern und die Lehrer diejenigen sind, die etwas wollen.Lernen muss etwas Schlimmes sein. Etwas, das man niemals freiwillig machen würde. In die Schule muss man....
Viel Glück
kla |
 | Nicht können oder nicht wollen? |  | von: ishaa

erstellt: 02.03.2007 19:46:03 |
Das ist oft eine gar nicht so einfach zu beantwortende Frage. Es gibt Schüler, die durch ihr Verhalten ständig signalisieren, ich könnt' ja schon, aber das/ihr seid mir einfach zu blöd und darum will ich nicht. Und manchmal dauert es einige Monate, bis wir dahinter kommen, das alles ist eine einzige große Abwehrhaltung, die davon ablenken soll, dass er/sie gar nicht kann, überfordert ist.
Ich würde versuchen, Kontakt mit den GrundschulkollegInnen aufzunehmen und mal ein wenig nachzuforschen, nachzuhorchen und auch genau zu beobachten: Versteht er Aufgabenstellungen, weiß er, was er tun soll? |
 | mehr Infos zu dem Schüler... |  | von: mrboone

erstellt: 03.03.2007 11:41:19 |
Hallo,
erstmal vielen Dank für die schnellen Reaktionen!!!
Mehr zu dem Schüler:
Gespräche mit dem Schüler sind schon zahlreich durch mich und auch Kollegen und Kolleginnen erfolgt. Ergebnis: er will nicht bei uns sein und macht deshalb nichts. Dazu kommt noch, dass er scheinbar durch seine Mutter nur "zugelabert" wird, von konsequenter Erziehung kann bei dem was ich gehört habe nicht die Rede sein.
Nachforschungen an der GS haben ergeben, dass sein Verhalten aber auch schon dort sehr auffällig war (O-Ton der Klassenlehrerin: der hat hier einige Kollegen 3-5 Jahre näher an die Pension gebracht)und es sogar geschafft, einen Polizei-Einsatz in der GS zu verursachen.
Er will zur HS!
Das wissen alle (auch seine Mutter).
Die will ihn aber nicht auf die nebenanglegene HS geben, da diese keine Nachmittagsbetreuung hat. Auf meine Vermittlungsversuche zu einem ortsansässigen Hort hat die Mutter nicht reagiert. Sie will ihn auf eine auf eine Schule in der Nachbargemeinde (mit Nachmittagsbetreuun) geben, die nehmen ihn aber nicht, weil die Mutter sich ja über die GS-Empfehlung hinweggesetzt hat. Nun scheint sie versuchen zu wollen, den Jungen nach den Sommerferien an der HS neu in der 5 anzumelden (geht das überhaupt?)
Ich habe nun natürlich Angst, dass diese Schulen sich alle weigern (und spätestens wenn sie sich bei meinem Schulleiter erkundigen werden sie dies tun)und ich den Jungen bis zum Ende 6 in der Klasse habe....
Ich fühle mich z.Zt. einfach nur alleingelassen. Die für uns zuständige Schulpsychologin hat Sprechstunde (telefonisch) am Mo. von 8:30 - 9:30. und ist auch dann nur selten zu erreichen. Wer kann einem dann noch helfen?
Gruß,
MrBoone |
 | Testen lassen! |  | von: ishaa

erstellt: 03.03.2007 12:15:45 |
Nach allem, was du so schreibst, wäre das noch eine Möglichkeit. Also Antrag auf sonderpädagogische Überprüfung stellen. Das ist ziemlich viel Arbeit, aber wenn alles, was schon passiert ist, dokumentiert wurde, hält es sich in Grenzen. Es stellt sich mir hier mal wieder die Frage, warum das nicht in der GS schon geschehen ist. Zu überlegen ist dann, ob es um Defizite im Lernbereich oder im Bereich soziale-emotionale Entwicklung geht. Und da kann man eben Überraschungen erleben. Wie schon oben beschrieben, stellt sich manchmal heraus, dass die Probleme gar nicht auf der Verhaltensebene liegen sondern eben im kognitiven Bereich.
Ich denke schon, dass es möglich ist, den Schüler im nächsten Halbjahr an der HS neu beginnen zu lassen. Vielleicht solltest du der Mutter noch einmal ganz deutlich klar machen, dass von Anfang an HS sehr viel besser ist, als "aussortiert" ab Klasse 7. (Sage ich aus HS-Perspektive.)
Elternwille gut und schön, aber wenn er die Kinder dermaßen unglücklich macht...
ishaa |
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