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Forum: "Schüler unterschreibt seine Zeichnung mit Hitler"
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 | Schüler unterschreibt seine Zeichnung mit Hitler |  | von: caldeirao

erstellt: 13.10.2013 17:35:55 |
Im Zeichenunterricht haben die SuS jeder ein Bild gemalt und diese Bilder sollten zu einem Wettbewerb/ Ausstellung. Die Kunstlehrerin sagte, dass jeder Künstler einen Künstlernamen hat und deshalb sollten die Kinder sich einen Künstlernamen geben.
Der Junge gab sich den Namen Hitler. Auf dem Bild ist das Weltall und ein Handy/Funkgerät (meine Interpretation) zu sehen und eben ganz viele Sterne zu sehen. Die Sterne sehen fast alle wie Judensterne aus.
Der Junge, 5. Klasse, ist ein leistungsstarker Schüler, der zwar kein Engel ist, aber doch relativ leicht führbar. Im Allgemeinen braucht er klare Regeln und dann läuft der Laden. Man sollte sich aber als Lehrerin nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.
Meine Vermutung, wie es dazu kam, ist, dass der Junge einfach provozieren wollte und mal schauen, wie die gute Frau so reagiert (Sie ist neu an unserer Schule und auch nur Gastlehrerin). Dabei ist er völlig über das Ziel hinausgeschossen. Ob die Judensterne nun beabsichtigt waren oder in völliger Unkenntnis gezeichnet wurden, kann ich nicht einschätzen.
Jedenfalls gab es dann verschiedene Gespräche mit dem Jungen, das Bild sollte nicht zur Ausstellung, was auf Unverständnis bei der Mutter stieß, weil das Kind ja gar nicht über die Konsequenzen seines Tuns im Bilde war. Man könnte doch einfach den Namen abschneiden.
Zur Krönung des Ganzen habe ich mir auch noch erdreistet mit dem Jungen darüber zu reden. Es war aus meiner Sicht ein sehr sachliches und konstruktives Gespräch.
Jedenfalls empörte das die Mutter derart, dass sie jetzt um eine Aussprache gebeten hat, damit die arme Kinderseele endlich zur Ruhe kommt. Es wird also ein Gespräch mit dem Schulleiter, Klassenlehrer, Politiklehrerin, mir und der Mutter geben. Unser Schulleiter ist immer sehr auf Harmonie bedacht, so dass er sicher keine Auseinandersetzung mit der Mutter will und klein bei geben wird. (Es wurde ja auch schon zugestimmt, dass das Bild doch zur Ausstellung kann).
Meine Fragen:
1. Kennt jemand die genauen Gesetzlichkeiten in Brandenburg dafür, meines Erachtens sind Regelverstöße mit rechtsradikalem Hintergrund im Schulamt meldepflichtig. Wo steht das? Ich bin im Internet leider nur bis zu dieser Seite
http://www.mbjs.brandenburg.de/sixcms/detail.php?gsid=5lbm1.c.49048.de
gestoßen. Die lässt sich aber bei mir nicht öffnen. Ist das bei Euch auch so?
2. Kennt jemand von Euch einen guten Film, der für diese Altersstufe und vor allem für diese arme Kinderseele geeignet ist? Ich möchte die Mutter nämlich gern mal fragen, was sie persönlich zur Aufklärung des Jungen auf diesem Gebiet getan hat. Dann wäre es gut, ich könnte ihr auch etwas empfehlen. Schließlich hatten wir ja 2 Wochen Ferien, da wäre einiges möglich gewesen.
3. Wie würdet ihr bei diesem Gespräch auftreten? |
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
erstellt: 13.10.2013 17:48:42 geändert: 13.10.2013 17:50:46 |
1) Stimmt, der Link lässt sich nicht öffnen, ist wohl zu alt (2001)
2) Kein Film, aber wenn du hier http://www.blindekuh.de/ 'Hitler' eingibst, findest du eine Reihe von Einträgen, die schon für Schüler ab 11 Jahren geeignet sind. Vielleicht findest du dort einen Weg?
3) Dass dein SL kein Durchsetzungsvermögen, dafür aber ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis hat, hast du schon öfter geschildert. Dann wirst du in diesem Fall wohl mal etwas deutlicher werden müssen (vielleicht bei der Vielzahl von beteiligten Kollegen noch jemanden vorher ins Boot holen, der dich unterstützt)
Es ist klar, dass ein 5.Klässler die Reichweite seines Tuns noch nicht überschauen kann. Aber wenn er provozieren wollte, woher hat er die Anregung???? Von zu Hause? Von daher ist es dringend nötig, stellvertretend den Eltern / der Mutter die Augen zu öffnen und ihr kontra zu geben. Und nein, das Bild gehört nicht in die Ausstellung, allein, um ein Zeichen zu setzen, auch für die anderen Schüler.
Hier zählt Konsequenz! Und die Ecke einfach abzuschneiden ist der falsche Weg.
Ob 'Die Welle' schon für 5.Klässler geeignet ist, wage ich zu bezweifeln. Die bedarf dann aber doch eine Menge Vorbereitung und Vorinformationen - und Nachbereitung. |
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erstellt: 13.10.2013 19:11:27 geändert: 13.10.2013 19:15:25 |
ist hier vermutlich die Mutter uneinsichtiger als der Schüler. Die Kinder kommen nach meiner Beobachtung recht gut klar mit Konsequenzen, die sich aus ihrem Handeln ergeben. Der Konflikt entsteht oft erst, wenn die Eltern dagegen sind, weil sie doch ihrem Kind das bittere Gefühl ersparen wollen. Ich frage mich nur immer, warum? Und ich frage auch die Eltern bei sowas, wie sie sich denn vorstellen, dass das Kind aus seinem Fehlverhalten lernen soll?
Und es HAT sich in diesem Fall fehlverhalten, auch wenn es unbewusst war. Den Namen hat es zur Provokation genutzt. Nun könnte es aus der Nichtteilnahme an der Ausstellung lernen, dass man informiert sein sollte über Begriffe, die man zu nutzen gedenkt. Wenn es jetzt doch mitmachen darf, ist der Lerneffekt gleich Null.
Ich würde außerdem der Mutter klarmachen, dass sie da gar nicht mitzuentscheiden hat. Sie soll lieber bei dem Thema bleiben, das wirklich ihres ist, nämlich dem Kind klarzumachen, wer Hitler war und warum es nicht angezeigt ist, daraus einen Künstlernamen zu machen.
Weißt du, caldeirao, dein Engagement in allen Ehren und ich finde es toll, dass du jetzt aus gegebenenem Anlass Material suchst, um mit den Schülern die Thematik zu erläutern.
Ich finde es nur einfach zum Brechen, dass die Mutter ihre Aufgabe in dieser Angelegenheit nicht erkannt hat und vermutlich auch nicht erkennen wird.
Wieder was, das die Schule am Hals hat |
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
erstellt: 13.10.2013 20:01:01 |
Ich habe ja immer eine blühende Fantasie. Ich stelle mir gerade vor, der Junge meldet sich in einem Internetforum mit dem Namen Hitler an und nimmt sich als Symbol den Judenstern. Da möchte ich ja gern mal erleben, was dann los ist.
Meine persönliche Meinung dazu ist, dass Verherrlichung und Verbreitung von Dingen mit rechtsradikalem Hintergrund ein Straftatbestand ist. Nun hat der Junge "Glück" er ist noch keine 14.
Ich bin aber auch der Meinung, dass man nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen muss. Das ich mich jetzt aber vielleicht noch entschuldigen und rechtfertigen soll, weil ich den Jungen darauf angesprochen habe, das geht mir dann doch zu weit. (werde ich auch nicht tun) Es ist eben auch kein Kavaliersdelikt.
Wie der Junge auf die Idee gekommen ist? Angeblich wurde das Thema ganz kurz im Politikunterricht angerissen. Genaures weiß ich auch nicht. Deshalb darf ja die Politiklehrerin auch antanzen.
Als Weiteres sehe ich hier ganz klar den Elternauftrag. Die Eltern sind überwiegend für die moralische und ethische Erziehung der Kinder verantwortlich und wenn ihr Kind so einen Mist baut, muss sich aus meiner Sicht die Mutter fragen, wo sie versagt hat. Man kann doch wohl von einem intelligenten Jungen mit 11 erwarten, dass er schon mal was von Hitler gehört hat. Da muss mir die Mutter nix vom Storch erzählen.
Mit den Verbündeten muss ich mal schauen. Wäre gut, wenn wir eine Allianz bilden können. Der Klassenlehrer war ein bisschen sauer auf mich, weil durch meine Ansprache nun alle antanzen müssen. (Ein bisschen kann ich das auch verstehen. Ich habe ihm nur gesagt, dass ich mich auf das Gespräch freue. Aber im Grunde ist er, glaube ich, ganz froh, dass es auch mal zu ein paar Reibereien kommt und nicht alle im Liebe, Friede, Eierkuchen alles über sich ergehen lassen.
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