Wie gesagt, Sarah hatte sich seit einiger Zeit aus dem Unterricht zurückgezogen. Aus der eifrigen, aktiven Schülerin war eine in sich gekehrte, nicht mehr ansprechbare Person geworden. Allerdings wußte keiner - auch ich nicht - was diese Wandlung verursacht hatte. Allen diesbezüglichen Fragen war sie aus dem Weg gegangen. Auch am Elternsprechtag konnte sich die Mutter keinen Reim darauf machen.
Eines Tages - es war in einer 5. Stunde - ertönte das alt bekannte Lied: "From Sarah with love." Versteinert griff Sarah nach ihrem Handy, schaute drauf und gab es mir wortlos.
Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Klar, ich hatte einen Draht zu ihr, aber dass sie so ohne weiteres das Handy herausgab und mit ihrer Gestik darum bat es anzuschauen, war schon etwas unheimlich.
Also las ich die Nachricht:
"Entweder du bist um 13.15 am Bahnhof oder es passiert etwas. Tom."
Ich vergaß, sie zu fragen, ob sie die Pin im Kopf hätte. Statt dessen sah ich Tränen in ihren Augen. Etwas Furchtbares schien sich über ihr zusammenzubrauen. Sie duckte sich und saß wie versteinert vor mir. Ich bot ihr an, dass sie früher gehen könnte, wenn sie wollte.
Sie nickte wortlos und fragte, ob sie am nächsten Tag mit mir reden könnte. Ich vereinbarte einen Termin mit ihr und hatte kein gutes Gefühl. Sie war schon einmal auf H gewesen. Aber was sollte ich tun? Hatte die Frage, ob ein Handy während des Unterrichts benutzt werden konnte überhaupt noch Relevanz? Hausordnung hin oder Hausordnung her.
Ich hatte einen sehr unruhigen Nachmittag.
Hättet ihr noch an die Hausornung gedacht?