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Forum: "(M)ein ganz normaler??? Schultag!?"
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| (M)ein ganz normaler??? Schultag!? | | von: findus66
erstellt: 21.09.2012 16:14:56 |
Meine Frage: Ist mein Schultag in einer 1. Klasse einer Dorf-Grundschule so üblich bzw. normal?
Mein ganz normaler(!?) Schultag sieht so aus:
Gegen 7.30 Uhr (offener Schulanfang) gehe ich in meine Klasse. Mit mir tun dies auch 3-5 Mütter,die ihren Kindern den Tornister bis zum Sitzplatz tragen.javascript:copyit('nachdenken'); Meist wollen sie mich dann "noch mal kurz sprechen". Hierbei geht es häufig um Änderungswünsche bezüglich des Sitzplatzes, Hausaufgaben oder andere Themen. Wenn es klingelt, muss ich oft die Mütter freundlich aber bestimmt darauf hinweisen, dass der Unterricht nun beginnt.
Die Diskussion der Mütter untereinander findet ihre Fortsetzung vor der Schule vor den Fenstern meiner Klasse.
Am Ende der 4. Stunde entlasse ich meine Erstklässler und muss einen Teil von ihnen zum Bus bringen. Vor der Klassentür warten dann schon 7 oder mehr Mütter, die ihre Kinder abholen wollen und kurz noch ein paar Fragen zu den Hausaufgaben haben oder nur mal schauen wollen, ob etwas Neues in der Klasse hängt.javascript:copyit('entsetzt');
Entweder kommen nun die Mütter mit zur Haltestelle um mit mir zu sprechen oder warten bis ich wieder komme.
Meine 2. Pause ist somit meist dahin. javascript:copyit('angryfire');
Nun folgen noch 2 weitere Schulstunden.
Soweit mein Schultag.
"Meine Eltern" scheinen ein großes Problem mit der Aufschreibweise der Hausaufgaben zu haben. Dabei habe ich es auf dem 1.Elternabend ausführlich erklärt:
ein roter dicker Punkt für eine Hausaufgabe in Deutsch,
ein blauer dicker Punkt für eine Hausaufgabe in Mathe.
(Die Schüler bekommen entweder nur Mathe bzw. nur Deutsch auf.)
Hinzu kommen dann entweder die Buchstaben AB (für Arbeitsblatt) oder die entsprechende Seite im Buch.
Also z.B.: (dicker, roter Punkt) S.7
oder z.B.: (dicker, blauer Punkt) AB
Nun erzählte mir eine Mutter, dass nachmittags wilde Telefonketten entstehen um die Hausaufgaben zu erfahren, weil mein System ja so anders wäre.
(Zuvor habe ich an einer Förderschule gearbeitet, wo die Hausaufgaben so aufgeschrieben wurden. Dort war es weder für die Eltern noch für die Kinder einer Eingangsklasse ein Problem.)
Bin ich wirklich so kompliziert? Oder ist das wirklich der Schulalltag?
javascript:copyit('wink'); |
| bei uns | | von: schaefchen
erstellt: 21.09.2012 16:38:13 |
...war das zeitweise auch ein Problem. Wir entschieden uns ein Schild an die Tür zu hängen mit einem schönen Spruch, in dem die Eltern aufgefordert wurden, das Kind allein ins Klassenzimmer gehen zu lassen, das es ja selbstständig und schon "groß" ist. Die Eltern wurden vorab informiert, dass sie zukünftig nur noch zu einem abgesprochenen Termin oder im Notfall während der Unterrichtszeit ins Schulgebäude "dürfen".
Zu Anfang gab es einige "verwirrte" Eltern. Nachdem wir es einzelnen nochmals persönlich erklärt hatten, wie viel Unterrichtszeit verloren geht, wie wenig selbstständig ihre Kinder werden.... klappte es.
Mittlerweile sind alle zufrieden mit der Lösung.
Vielleicht wäre ja so ein Schild auch etwas für eure Schultür.
Natürlich ist damit nicht das Problem mit der zum Bus "Begleitung" gelöst. Evtl. kannst du den Eltern klar machen, dass es ihnen sicher auch wichtig ist, wenn du den Kindern die Aufmerksam entgegen bringst, so dass keines beim Warten auf den Bus gefährdet wird.
Sie möchten ja auch nicht, dass ihr eigenes Kind unbeaufsichtigt ist, nur weil der Lehrer/die Lehrerin durch andere Elternteile abgelenkt wird.
Zur Hausaufgabensituation haben wir folgende Regelung: Die Kinder machen das, was sie verstanden haben. Denn sie sollen ja etwas lernen oder festigen mit Hilfe der Hausaufgaben und nicht die Eltern. Wenn die Kinder es dann eben nicht richtig haben, kann man als Lehrer/in immer noch reagieren.
Leider habe auch ich den Eindruck, dass die Eltern auf dem "Dorf" ihre Kinder "noch" mehr behüten, als Eltern in der Stadt.
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| oh weh | | von: palim
erstellt: 21.09.2012 17:20:19 |
Ich schreibe die Hausaufgaben ähnlich auf:
Farben für die Mappen... und auf dem betreffenden Blatt ein Häuschen.
Symbole für die Hefte..., die Seitenzahl dazu... und auf der Seite ein Häuschen.
Generell bin ich kein Freund davon, die Eltern "auszusperren", wenn sie mir aber so sehr auf die Pelle rücken würden, würde ich auch für Abhilfe sorgen.
Wir geben meist zu den Herbstferien den Hinweis, dass die Kinder inzwischen recht genau wissen, wo ihr Klassenraum ist und sie den Weg von der Schultür/ dem Fahrradständer durchaus alleine bewältigen können.
Es gibt aber besondere Fälle, in denen es die Mütter nicht schaffen, ihr Kind ziehen zu lassen. Da wäge ich ab, welcher Mutter ich es früher oder später stecke, dass es so nicht geht.
VOR dem Unterricht bin ich generell NICHT zu sprechen.
NACH dem Unterricht ist es auch schwierig.
Ich habe Sprechzeiten, auf die ich die Eltern verweisen würde, zumal es ja häufig im Lehrerzimmer in den Pausen etwas abzusprechen gibt und man anschließend noch Unterricht hat.
Auf den Elternabenden sage ich, dass ich gerne für Gespräche bereit bin, aber NICHT zu den und den Zeiten.
Erklären würde ich auch am nächsten Elternabend, das Hausaufgaben für Kinder gedacht sind... und nicht für Mütter!
Vielleicht hilft es auch, wenn du mal 2 Wochen konsequent sagst:
Sie können mich gerne in der Zeit von - bis kontaktieren, aber JETZT habe ich Aufsicht (Bus-Aufsicht, PAUSE, gleich eine weitere Unterrichtsstunde, eine Besprechung mit einer Kollegin...)
Palim |
| @findus | | von: janne60
erstellt: 21.09.2012 18:05:54 |
Wenn man die Eltern gewähren lässt, "fressen" sie einen irgendwann auf. Was du beschreibst, hätte ich auch, wenn ich mich nicht klar und unmissverständlich abgrenzen würde. Wir haben enorme Kraftanstrengungen gebraucht, um das Haus "elternfrei" zu kriegen. Sonst würden bei uns mit Sicherheit auch 5 Eltern pro Klasse im Saal herumscharwenzeln. Begründet habe ich es immer damit, dass diese Maßnahme der Sicherheit der Kinder dient. Da unser Schulhaus 3 Eingänge hat, kann man gar nicht jeden kontrollieren, der da rumläuft, und man kann auch nicht jeden kennen.
Viele Eltern sind auch empfänglich für das Argument, dass ihre Kinder gar nicht mehr gern bemuttert werden wollen und lieber "Wie die Großen" allein in die Klasse kommen möchten.
Es ist eben nicht mehr Kindergarten, und wenn einige Mütter das nicht begreifen oder ertragen können, so kann es doch nicht MEIN Problem sein. Damit müssen DIE fertigwerden.
Ansonsten würde ich auch auf vereinbarten Gesprächsterminen beharren, dieses "Kann ich mal schnell" ist nur machbar, wenn es auch so gemeint ist. Meistens tut sich aber hinter dieser Eingangsbemerkung ein Fass auf, das nicht eben mal schnell vor Unterrichtsbeginn zu erledigen ist.
Zum Thema HA notieren gilt für mich: Die KINDER müssen das System verstehen (und ich mache es ähnlich wie du). Nur wenn zu Hause sofort dazwischengehauen wird und rumtelefoniert wird, macht sich das Kind ja auch nicht mehr die Mühe, sich was zu merken (Mama wirds schon richten)
Deine ganze Schilderung klingt für mich nach Nicht-Loslassen-Können. Dagegen hilft nur freundliches, aber bestimmtes Auftreten mit den o.g. Argumenten. |
| Ich | | von: klexel
erstellt: 21.09.2012 20:14:27 |
kann Janne zu 100% zustimmen. Seht zu, dass ihr eure Schule elternfrei bekommt, z.B. unter Verweis auf die Schulordnung, oder wenn der Punkt dort noch nicht aufgeführt ist, dann holt das schnellstens nach). Der Sicherheitsaspekt ist dabei ein ganz wichtiges Argument. Auch auf dem Dorf kann und darf es nicht sein, dass auf einmal ein wildfremder Mann (vielleicht der Onkel ??) durch die Schule marschiert. Und wo wolltet ihr da die Grenzen setzen??
Wenn ihr es nicht schafft, die Eltern im normalen Schulalltag draußen zu halten, dann leiden auch wir Lehrer an den weiterführenden Schulen dran. Da geht der Tanz nämlich in Klasse 5 und 6 weiter.
Es ist inzwischen auch keinem Kind mehr zuzumuten, mit dem Rad, dem Bus oder zu Fuß 300m zu laufen, das Mamataxi fährt morgens direkt vor die Schultür, versperrt damit die Zufahrt zum Parkplatz für die Lehrer.
Und diese unselbstständigen Kinder machen uns dann in der SEKI das Leben schwer, weil sie sich noch immer wie Kleinstkinder verhalten.
Bitte seid konsequent, zumal du dir dadurch auch das Leben erleichterst. Es kann doch nicht sein, dass du dich in jeder freien Minute von Mamas volltexten lässt. Da hast du auch ein bisschen selber Schuld, dass du es soweit hast kommen lassen.
Wir wollen ja keine amerikanischen Verhältnisse, wo sich selbst Schüler ausweisen müssen und nach Waffen durchsucht werden, aber ihr braucht einen gewissen Schutz.
Wenn plötzlich ein Fremder in der Schule steht und Schaden wie auch immer anrichtet, ist hinterher das Geschrei groß!
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