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Forum: "Mühsames Einfordern von Hausaufgaben in der Grundschule: Wann ist die Grenze erreicht?"
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| Mühsames Einfordern von Hausaufgaben in der Grundschule: Wann ist die Grenze erreicht? | | von: ysnp
erstellt: 26.01.2008 14:41:04 geändert: 26.01.2008 14:50:09 |
Mir geht es um eine grundsätzliche Klärung von folgenden zwei Problemen (das Erstere ist mir wichtiger):
1. Problem: keine Hausaufgaben
Wie verfahre ich mit Kindern, die ständig Hausaufgaben nicht machen und sie auch nicht nachmachen?
Leider ist es bei den Härtefällen so, dass auf Eltern kein Verlass ist, da diese auch "überfordert" sind.
Aber: Lt. meinem Verständnis von Hausaufgaben und auch den Bestimmungen ist es so, dass Eltern dafür verantwortlich sind, dass Hausaufgaben gemacht werden.
Als Lehrer kann ich nur das Ergebnis kontrollieren, wie die Hausaufgaben entstehen, entzieht sich meinem Einfluss.
Eine Nacharbeit in der Schule unterstützt meines Erachtens das Abschieben der Verantwortung der Eltern auf die Schule und belastet nur mich oder die Kollegen.
2. Problem: sehr oberflächlich gemachte Hausaufgaben
Auch hier sehe ich es so, dass zuhause den Hausaufgaben kaum Stellenwert eingeräumt wird.
Leider ist es frustierend: Auch wenn ich diese nochmals machen lasse, ist auf die Dauer bei den "Härtefällen" kein Fortschritt zu verzeichnen.
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Nachtrag: Die Hausaufgaben dienen bei mir hauptsächlich zur Übung des Unterrichtsstoffes und es gibt kaum Verständnisprobleme.
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Für mich ist es eine grundsätzliche Frage, ob ich in Zukunft bereit bin, alle Verantwortung für die Hausaufgaben den Eltern abzunehmen, da ich ja letztendlich keinen Einfluss auf die Nachmittagsarbeit der Schüler habe.
Wer keine Hausaufgaben macht, vertut sich die Chance auf Vertiefung des Unterrichtsstoffes, doch das ist in den wenigsten Köpfen der Kinder und leider auch mancher Eltern.
Aber: Nicht gemachte und oberflächlich gemachte Hausaufgaben einfach unter den Tisch kehren?
Dann brauche ich gleich keine geben.
Hat jemand das Non plus Ultra gefunden, mit dem man leben kann?
LG: ysnp
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| Die Eltern | | von: ivy81
erstellt: 23.04.2008 14:13:08 |
sind tatsächlich gesetzlich verpflichtet, die Anfertigung der Hausaufgaben zu kontrollieren. Sollte also immer wieder etwas fehlen, kannst du einen offiziellen Brief mit Schulkopf schicken und da den Gesetzestext reinkopieren (oder beilegen). Der Brief kommt als Hinweis zum Schülerakt dazu (Was vielen Eltern nicht bewusst ist).
Die Idee mit der täglichen Unterschrift hab ich auch schon mal durchgezogen und zwar so:
ich unterschreibe Mittags das HA Heft (damit nichts fehlt)
Eltern kontrollieren Vollständigkeit und unterschreiben auch
So fällt das Tricksen nicht so leicht.
Es gibt übrigens Stempel, wo auf deutsch, russisch türkisch... drauf steht: Hier fehlt die Hausaufgabe. Die hab ich dann ins Heft gemacht, die Eltern mussten auch das Nachgemachte wieder unterschreiben.
Nacharbeiten nachmittags sehe ich auch nicht ein. Sind schließlich unbezahlte Überstunden. Aber in "Lieblingsfächern" gehts dann halt zur Nacharbeit (Kunst, Musik, Sport...) Das zieht viel besser! Wer ständig HA nciht macht, darf auch Wandertag etc. zur Nacharbeit ran. Das mag zwar pädagogisch nicht wirklich wertvoll klingen, aber manches läuft unter "Notwehr". Ich hab dabei auch immer zwischen "nicht wollen" und "nicht können" unterschieden. Hat mir eine Mama ins Heft geschrieben "xy hat die Aufgabe nicht verstanden, aber versucht", dann galt das nicht als nicht gemacht.
Liebe Grüße
ivy |
| Ich habs so gehalten: | | von: heidehansi
erstellt: 23.04.2008 14:42:11 geändert: 23.04.2008 14:43:21 |
Zunächst hab ich den Kindern Gelegenheit gegeben, sie daheim nachzuholen oder zu verbessern. Das funktionierte in den meisten Fällen.
Bei solchen hartnäckigen Fällen, wie du beschreibst, hab ich sie in der Schule (bei mir) nachholen oder nochmal schreiben lassen, natürlich hab ich vorher die Eltern davon verständigt, dass und warum ihr Sohn/ihre Tochter länger in der Schule ist.
Ich war ja sowieso oft länger in der Schule und dann hab ich meine "Schul-Arbeiten" eben auf solche Tage gelegt.
Übrigens empfanden die Kinder das als oft angenehm, wenn sie und ich arbeiteten.
Ich weiß zwar um die Pflicht der Eltern, aber wenn ICH die Hausaufgaben aufgebe, dann muss ICH auch durchsetzen, dass sie gemacht werden. Das war meine Meinung.
In den meisten Fällen war das nur einmal nötig, es gab auch hartnäckigere, wo man das zwei- bis dreimal durchziehen musste.
Aber ich kann mich nur noch an einen Buben erinnern, der immer wieder mal in der Schule bleiben musste - wobei ich (im Stillen) durchaus Verständnis hatte für ihn. Der schulfreundliche Vater war leider aus beruflichen Gründen wenig daheim, die Mutter - da sag ich lieber nichts. |
| Druck, Anreiz und Deine Erwartungen strikt durchsetzen! | | von: ing_08
erstellt: 23.04.2008 17:02:53 geändert: 23.04.2008 17:13:02 |
Mein Geschichtslehrer sagte immer:
"Der Schüler braucht Druck, sonst tut er nichts."
Das heißt, Du solltest einen gewissen
Druck - keinen Überdruck - erzeugen, so daß
die Kinder etwas für die Schule tun.
Ausgestalten solltest Du das als Zwang,
d.h. Zensierung der Hausaufgaben.
Ja, es ist Arbeit, doch wenn die Unsitten
erstmal soweit eingerissen sind, braucht
es harte Maßnahmen. Irgendwo muß die Linie
schließlich gezogen werden.
Solltest Du bedauerlicherweise in einem
Bundesland wohnen, was die direkte Zensierung
der Hausaufgaben verbietet, hole drei bis vier
Kinder zur strengen mündlichen Leistungskontrolle
an die Tafel. Jede Stunde, unablässig.
Die Auswahl sollen ruhig die Mitschüler treffen!
(Den Finger durch die Namensliste im Klassenbuch
laufen lassen und jemanden auffordern, ein 'Stop'
zu sagen - Zufallsauswahl.)
Verleihe Deinen Anforderungen und Erwartungen
durch kompromißlose strikte Benotung Nachdruck.
Und wenn es 5en und 6en hagelt, dann hagelt es
eben erstmal 5en und 6en.
Nicht vergessen, Du bist der Lehrer,
also Erzieher und Pädagoge.
Die Chance ist dann gegeben, daß es einerseits
die Kinder vergleichsweise rasch kapieren,
oder wenn es sich um dumme Kinder handelt, die
erzieherisch nichts mitbekommen haben, ruft es
früher oder später die Elternschaft auf den Plan.
Dann bist Du in der Lage, vor versammelter
Mannschaft unmißverständlich Deinen Kurs und
das kompromißlose Einfordern Deiner Erwartungen
(Fleiß, Ordnung, ...) darzulegen.
Benutze den Leistungsgedanken - Leistung erzeugt
man im ersten Schritt durch das Einfordern derselbigen.
Maßnahme Nummer 3 ist dann die Lenkung
des Zwangs in positive Leistungsanreize.
Erteile Pflichthausaufgaben, deren Einhaltung
Du scharf kontrollierst und lobst bzw. tadelst.
Immer vor der Klasse natürlich, so daß alle
mit den pädagogischen Anforderungen an die
Klasse permanent konfrontiert sind.
Die Lösungen der Pflichtaufgaben solltest Du
relativ ausführlich besprechen und den Schülern
Raum zum Fragen bieten.
Erteile weiterhin freiwillige Hausaufgaben.
Kontrolliere die zusätzlichen Aufgaben aber
NICHT regulär!
Zeige nur jeweils die Endlösung am
Polylux zum raschen Notieren, falls gewünscht.
Besprich den Lösungsweg ausschließlich auf direkte
Anfrage eines Schülers!
Richte den Fokus bei der Erläuterung dann
hauptsächlich auf das nachfragende Kind.
Versuche auch, sofern es sinnvoll ist, einen
kolloquiumartigen Dialog aufzubauen, so daß
das Kind nicht einfach etwas an die Tafel
geklatscht bekommt, sondern mit Dir zusammen
den Lösungsweg nachvollziehen soll und auch
nochmal eine individuelle, logisch geschlossene
Erklärung bekommt.
Nun der Trick: 30 bis 50% der Aufgaben jeder
Kurzkontrolle, Leistungskontrolle und Klassenarbeit
sollten jetzt Aufgaben sein, die entweder im
Pflichtteil oder im Wahlteil der Hausaufgaben
vorgekommen sind.
(Eher aus dem Wahlteil.)
Wer also übt und etwas für die Schule tut,
kann eine greifbare Belohnung erhalten, nämlich
das was zählt - gute Zensuren.
Denn wer geübt hat, wer sich beschäftigt hat,
wer sich versucht hat, ist natürlich sofort
in einer besseren Position, sobald er in der
Leistungskontrolle zu einem reizvollen Anteil
bekannte Aufgaben entdeckt.
Den regelmäßigen, engagierten Arbeitsrhythmus
baue ich mit Hilfe des Anreizes auch in der
Nachhilfe auf. Ich habe die Technik einfach
von meiner Hochschule entlehnt, wo ein solches
Vorgehen den Studenten zum halbwegs
kontinuierlichen Lernen anregen soll.
(Ein Drittel der Prüfungsaufgaben waren aus
den umfangreichen Hausaufgaben bzw.
Belegaufgaben aus den Übungsstunden.)
Und - es funktioniert!
In der Regel habe ich nach einem Jahr Nachhilfe
70% meiner Schützlinge soweit, daß sie ohne mich
eigenverantwortlich und eigenständig regelmäßig
weiterüben.
Was ja auch das Ziel der Sache ist;
Nachhilfe ist per Definition sinnlos, wenn sie
nicht darauf ausgerichtet ist, den Schüler
irgendwann in einen den Anforderungen bewußten,
eigenständigen Zustand zu versetzen.
Der Schüler darf nicht wieder in die alten,
vermaledeiten Verhaltensweisen zurückfallen,
sobald der autoritäre Faktor (der Lehrer)
nicht mehr vorhanden ist.
Rhythmus/ Kontinuität fällt aber nicht vom Himmel,
sondern schleift sich ein.
Etwas hart formuliert, sollte also Zuckerbrot und
Peitsche Dein Weg sein. Das Durchgreifen bei den
Hausaufgaben ist die kurzfristige erzieherische
Maßnahme, die den Kindern zeigt, was Du von Ihnen
erwartest, daß Du von Deiner Position auf keinen
Fall abrücken wirst, sondern solange kompromißlos
die Konsequenzen ziehst, bis die Kinder sich
wieder anständig benehmen.
Also Fleiß, Lernen, Ordnung, Mitarbeit, Tun.
Die freiwillige Zusatzarbeit ist die langfristige
erzieherische Maßnahme, die implizit Einsicht
und Reflexion bei den Kindern hervorruft. Wenn sie
merken, daß sich Fleiß und Beschäftigung mit den
Dingen lohnt, also in ordentlichen Zensuren
niederschlägt, werden sie eine progressive
Lernhaltung an den Tag legen.
Ansonsten: Habt ihr keine Nachmittagsbetreuung
(Hort), wo die Kinder unter qualifizierten
Erzieherinnen die Hausaufgaben gewissenhaft
erledigen können (müssen)?
Trage das Thema gegenüber dem Kollegium vor.
Vielleicht könnt ihr eine studentische Hilfskraft
gewinnen, die die Hausaufgabenbetreuung und auch
die außerschulische Förderung übernehmen möchte.
Ahoi |
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