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Forum: "Mutter macht die Hausaufgaben-Normal in der Sek1?"
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| Mutter macht die Hausaufgaben-Normal in der Sek1? | | von: mitzekatze
erstellt: 22.11.2010 20:44:51 |
Hallo, eine Schülerin in meiner 5.Klasse (Realschule, NRW)zeigt massiv unterschiedliche Leistungen. Ich unterrichte in der KLasse Mathe.
In der Schule zeigt sie mittelmäßige bis eher schlechte Leistungen. Sie kann manchmal einfache Dinge aus der Grundschulzeit nicht, obwohl wir das wiederholt haben. Die Mitarbeit im Unterricht ist eher schleppend. Wenn ich sie einfach drannehme, wie heute, kommt nichts. Die schriftliche Mitarbeit im Unterricht ist sehr langsam. Die KLassenarbeit war eine gerade noch drei.
Im Gegensatz dazu: Die Hausaufgaben sind immer richtig. Arbeitsblätter, die zuhause gemacht werden und am nächsten Tag von mir eingesammelt werden, sind immer richtig. Sonstige Dinge, die zuhause gemacht werden, sind immer top.
Die Deutsch-und Englsichleher/in berichten das gleiche.
Die Schülerin hatte mal ein Blatt zuhause vergessen und als Grund angegeben, dass ihre Mutter nochmal drübergucken wollte und sie das Blatt dann vergessen hat einzustecken.
Das kuriose ist nun, dass diese Schülerin eine gute Realschulempfehlung hat. Sie hat verglichen mit ihren Klaseenkameraden (die sich aus mehreren Grundschulen zusammensetzen) das beste 4.Klasse - Zeugnis.
Ich habe nun den Verdacht, dass ihre Mutter ihr zuhause alles macht bzw. vorschreibt oder vorrechnet.
Aber andrerseits, wie kommt es zu dem guten Grundschulzeugnis?
Das Mädchen verhält sich ansonsten völlig normal. Ist in die Klasse integriert. Es liegen keine Besonderheiten vor. Die Familie ist ganz normal (Vater - Mutter - 2Kinder).
Am Montag ist Elternsprechtag und die Mutter hat sich angemeldet. Da werde ich das thematisieren.
Was sagt ihr zu der Geschichte? |
| Da hab ich | | von: janne60
erstellt: 22.11.2010 23:18:39 geändert: 22.11.2010 23:23:01 |
noch ne Frage: du schreibst, sie ist sehr langsam. Ist das Wenige, das sie dann habt, richtig? Dann hätte sie zu Hause eben viel Zeit, alles richtig zu machen, ist dort vielleicht auch entspannter und nicht so abgelenkt. Oder arbeitet sie langsam UND fehlerhaft?
Hast du sie gefragt, wie lange sie an den HA sitzt?
Das mit den richtigen Blättern kannst du doch schnell überprüfen: Gib ihr ein identisches HA-Blatt im Unterricht nochmal und lass es bearbeiten. Dann siehst du schnell, ob sie es allein kann.
Jedenfalls halte ich es für ausgeschlossen, dass man sich Grundschulnoten auf die von dir geschilderte Weise erarbeiten kann. Das Phänomen ist ja nicht neu: Wenn ich Aufsatzübungen mache, kriege ich von einigen Kindern Hausaufsätze vom Allerfeinsten. Ich frage dann auch gar nicht: hast du das allein gemacht sondern nur: Wer hat dir geholfen? Die Kinder staunen immer, dass ich das merke
Ein guter Grundschüler ist außerdem noch längst kein guter 5.Klässler. Für manche ist der Sprung dann doch groß, gepaart mit all den anderen neuen Fächern. Vielleicht falsche Schulform erwischt?
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| Deine Geschichte | | von: bger
erstellt: 22.11.2010 23:19:33 |
klingt wirklich, als würde die Mutter nicht nur über die Hausaufgaben "drüberschauen". Wenn sie die Hausaufgaben mit dem Kind macht und außerdem noch viel ihm übt, könnte das die guten Grundschulnoten erklären.
Deine Aussage finde ich auch etwas widersprüchlich. Einerseits sagst du, "In der Schule zeigt sie mittelmäßige bis eher schlechte Leistungen." , andererseits war die Klassenarbeit 3-. Das ist doch keine "eher schlechte Leistung" für jemanden mit einem eher langsamen Arbeitstempo.
Vielleicht hat das Kind auch Eingewöhnungsschwierigkeiten und braucht etwas länger, um mit dir warm zu werden. Auch das könnte die unterschiedlichen Beurteilungen erklären.
Trotzdem ist es natürlich keine schlechte Idee, mit den Eltern zu sprechen. |
| Ich finde es etwas schwierig | | von: caldeirao
erstellt: 23.11.2010 16:38:37 |
Warum soll die Mutter nicht bei den HA helfen? Das ist doch nicht verboten. Der Rest ist eine haltlose Unterstellung auch wenn die Indizien danach schreien. Ich wäre damit sehr vorsichtig. Du kannst damit schnell die Mutter verprellen und ihr habt ein gestörtes Verhältnis.
Was mich als zweites daran wundert, dass die HA-Erledigung dann ihren Sinn verliert. Ich sehe im Sinn der HA, dass die SuS den Unterrichtsstoff in Ruhe noch mal festigen können. Ich bin auch zufriedener, falsche HA zusehen (und lobe dann auch die SuS, dass ich jetzt sehe, was sie noch nicht können und ich ihnen jetzt helfen kann und gewöhnlich lernt man ja aus Fehlern mehr) als von Mutter erledigt. Fehler sind dazu da, um sie zu machen und daraus zu lernen. Bei dieser Fehlerkultur verliert das Machen der HA durch die Eltern den Sinn. Wenn HA aber bewertet werden (wie es zwischen den Zeilen klingt), die NULL-Fehler gelobt werden, dann ist es bei leistungsschwachen SuS für mich nur verständlich, dass sie die HA von jemanden machen lassen, der es kann. Würde ich auch machen.
Vielleicht überlegst Du mal, wie du durch eigene Maßnahmen es schaffst, dass die Erledigung der HA durch die Eltern sinnlos wird. |
| Leider manchmal keine Unterstellung | | von: janneke
erstellt: 24.11.2010 17:29:34 |
mitzekatze,
dein Problem kann ich gut verstehen. Und das ist in der Grundschule auch ja nicht fremd. Klar können/sollen/müssen/dürfen Eltern - vorwiegend ja Mamas - den Kindern bei den HA helfen. Aber "helfen" und "vorgeben" sind doch unterschiedliche Angelegenheiten. Ich habe im Augenblick einen recht krassen Fall in meiner 2. GS-Klasse. Da ist in Mathe deutlich ersichtlich, dass eine reife, weibliche Handschrift die Lösungen vorgeschrieben hat und Junior hat nochmal drübergeschrieben (eher typische Jungen-Handschrift, motorisch noch sehr entwicklungsfähig). Müssen in Deutsch Wörter in Lücken gesetzt werden, finde ich oft passende Zahlen an Lücke und einzusetzendem Wort. Nur zwei Beispiele von etlichen.
Auf dem Elternsprechtag bin ich so diplomatisch wie möglich und mit allen offenen Türen auf dieses Thema eingegangen, weil Junior in der Schule eben -wenn überhaupt- langsam und fehlerhaft arbeitet und im Lesen nicht wirklich fit ist (wieso sollte man auch den Rat der Lehrerin annehmen und in der ersten Klasse die Buchstaben lautieren?).
1. Reaktion: Könnte gar nicht sein, dass der Junge Schwierigkeiten hätte. Zu Hause würde er alles a) selbstständig, b) zügig und c) fehlerfrei erledigen.
2. Reaktion: Wenn da überhaupt Hinweise auf eine andere Handschrift wären, dann könnten die nur von der älteren Schwester kommen, die heimlich geholfen hat.
Dumm nur: Die Schwester ist bei uns in der vierten Klasse - ihre Handschrift ist mir durchaus bekannt.
Was soll man da noch sagen? Für Zusammenarbeit und Einsicht ist da keine Basis.
Ich weiß nicht, was das bezwecken soll. Der Junge bekommt in der Schule differenzierte Aufgaben, oft auch differenzierte Hausaufgaben, DAMIT er nach seinen Möglichkeiten arbeiten kann.
Aber bei der Haltung der Eltern zu uns als Schule liegt da nicht viel Segen drauf.
Du musst drüber reden; du kannst nur bewerten, was in der Schule zu sehen ist. Und wenn du nicht frühzeiteig informierst, dass diese beiden Felder vollkommen auseinander fallen, wird das böse Überraschungen in den kommenden Monaten geben.
Ich wünsch dir mehr Glück als ich es hatte! |
| Hausaufgaben sind nur ein "pädagogisches Ritual" | | von: wulpius
erstellt: 24.11.2010 18:52:51 |
bringen nichts für die Schüler und sind eigentlich - nach meinen Erfahrungen als L und Elternteil - nur Beschäftigungstherapie für die Eltern!
http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,532362,00.html
Natürlich! Üben ist wichtig - gehört aber in den Unterricht. Und nicht - aus Zeitgründen oder wie auch immer in die Freizeit der S und Eltern gesteckt.
Ich habe ganz häufig den Eindruck - und ich spreche aus 30jähriger Erfahrung als L und Ausbilder -, dass die meisten L immerfort Hausaufgaben geben, weil es einfach dazu gehört (traditionelles Argument) und (!) weil sie mit ihrem eigenen Unterricht nicht richtig zurecht kommen (falsche Zeitplanung, bewußtes Weglassen von Übung/Systematisierung um mehr (?) zu vermitteln, ... ...). Daneben werden HA sehr gern als Entlastung für die eigene Unterrichtsplanung benutzt. Wieviel einfacher ist es doch den Einstieg in ein neues Thema durch "Sammelaktionen" vorstrukturieren (?) zu lassen oder gleich in Gruppenarbeit als HA ganze Themengebiete didaktisch aufbereiten zu lassen.
Und bewertet werden dürften HA eigentlich nicht - wenn man den L als Lernbegleiter bzw. Initiator von Lernprozessen sieht, hat er bei HA keinerlei Grundlagen ein Urteil abzugeben, da er bei der Erstellung nicht dabei war. Also bewertet man die Elternleistung, die gekonnte Wiki-Interpretation und im krassesten Fall das farbig gutgefärbte Deckblatt.
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