|
Forum: "Hausaufgaben überholt? (M, Gym, Mittelstufe)"
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
| Hausaufgaben überholt? (M, Gym, Mittelstufe) | | von: kaffeegenuss
erstellt: 31.03.2016 09:34:41 |
Liebe 4-teachers-Community.
Im Zeitalter von Whatsapp und Co möchte ich das Thema Hausaufgaben (hier Mathematik) neu überdenken. Was haltet ihr von folgenden Versuch?
Ich kann mich nicht mehr darauf verlassen, dass gemachte Hausaufgaben auch das Verständnis der Hausaufgaben mit sich bringt (whatsapp, Abschreiben in der Pause). Anders herum gilt es genauso wenig. Wer die Hausaufgaben nicht gemacht hat, muss noch lange kein schwacher Schüler sein oder werden.
Ich finde es wichtig, dass Unterrichtsinhalte daheim als Vorbereitung auf die kommende Stunde nachbereitet bzw. geübt werden. Hier ist jeder Schüler anders. Einer braucht viel Übung, ein anderer eher wenig Übung. (Differenzierung auch am Gymnasium notwendig)
Aus diesem Grund möchte ich in Zukunft Hausaufgaben (=Übungsaufgaben) aufgeben. Die Schüler erhalten zusätzlich bereits die Lösungen zu den Aufgaben. Zu Hause können die Schüler dann selbst entscheiden ob sie alle Übungsaufgaben selber lösen, nur manche selber bearbeitet oder nur die Lösung nachvollziehen.
In der kommenden Stunde sparen wir dann Zeit dadurch, dass
- nicht überprüft/notiert werden muss, wer die Hausaufgaben gemacht hat
- die Lösungen der Hausaufgaben nicht mehr vorgelesen werden müssen.
Diese gewonnene Zeit verwenden wir dann um individuelle Fragen zu den Aufgaben zu klären. Im Optimalfall werden diese von Mitschülern erklärt.
Weiterhin werden regelmäßig HÜs geschrieben damit die Schüler eine Rückmeldung über ihre Lernfortschritte erhalten.
Gezielte, vorbereitete Fragen, die zu den Hausaufgaben/Übungsaufgaben gestellt werden beeinflussen die Epochalnote nicht negativ.
Natürlich ist diese Art etwas auch etwas aufwändig für mich. Für alle Hausaufgaben müssen auch die Lösungen/Selbstkontrollmöglichkeiten kopiert/vorbereitet werden.
Was meint ihr? Hat jemand mit so etwas schon Erfahrumg?
Die Meinung meiner Schüler zu dieser Methode ging auseinander. Hausaufgabenmuffel fanden sie blöde (Angst vor den HÜs), die Hausaufgabenfleißigen fanden sie toll (kein Warten/Trödeln zu Beginn der Stunde).
LG Kaffeegenuss
|
| Interessanter Ansatz | | von: ivy81
erstellt: 31.03.2016 10:14:12 geändert: 31.03.2016 10:22:01 |
In dem Bereich bin ich zwar komplett fachfremd, aber dein Ansatz gefällt mir.
Er trägt sicher zur Selbständigwerdung der SuS bei, die ja merken sollten, wann sie mehr, wann weniger Übung brauchen. Sicher wirst du immer welche dabei haben, die panisch alles machen, was du ihnen gibst und andere, die grundsätzlich nichts machen. Aber für die Meisten wird es sich nach einer Gewöhnungsphase gut einpendeln, das kann ich mir zumindest vorstellen.
Außerdem finde ich es sehr gut, dass du dadurch Zeit gewinnst, um wirklich wichtige Fragen zu klären und nicht mehr nur stupide Zahlenreihen vorzulesen. Das hat mich als Schüler selbst schon immer furchtbar genervt.
Da du ja die Lösungen für deine Aufgaben selbst haben musst, ist es auch kein großer zusätzlicher Aufwand für dich, diese auszuteilen.
Das Einzige Manko das ich hierin sehe, ist die Papierflut, die dadurch entsteht. Es sind ja nicht unerheblich viele Kopien, die du dafür anfertigen musst. |
| Ja, | | von: ishaa
erstellt: 31.03.2016 10:44:58 |
ich denke, du bist auf dem richtigen Weg und deine Beobachtungen stimmen. An der Gesamtschule ist der Prozentsatz der SuS, die nie Hausaufgaben machen wahrscheinlich höher als bei dir am Gymnasium. Das führt dazu, dass die Zeit, in der HAs besprochen werden, sehr störanfällig ist, weil ein Großteil der Klasse nichts zu besprechen/kontrollieren hat.
Bei uns als Ganztagsschule geht es dabei nicht so sehr um Hausaufgaben als vielmehr um Aufgaben, die in "Lernzeiten" erledigt werden sollen.
Folgendes habe ich schon erprobt (Fach Englisch): In der ersten Fachstunde der Woche setzen die Schüler sich zu dritt oder viert zusammen, erhalten Lösungen für die Lernzeitaufgaben der Vorwoche und kontrollieren gemeinsam.
Wer nichts gemacht hat, kann die Zeit nutzen, einige der Aufgaben in Angriff zu nehmen. Ich kann mir in der Zeit einen Überblick verschaffen, wo es noch hakt, wer nie was macht etc.
Braucht weniger Papier, vor allem bei Unterricht in Parallelklassen, weil ich die Lösungen wieder einsammele.
Vor Klassenarbeiten bekommen die SuS immer eine Aufstellung der Aufgaben mit Angabe aller Übungen, die im Unterricht, zu Hause, in der Lernzeit dazu im Angebot waren. Ist eine gute Absicherung gegenüber Eltern, denen es am liebsten wäre, wenn ich alle Hausaufgaben einzeln korrigieren würde.
Die Frage, ob Schüler/in XY denn Aufgaben macht, kann dann zu Hause kontrolliert werden, wenn das Bedürfnis besteht.
Schriftliche HÜs sind in Englisch vor allem Vokabltests und die sind allgemein akzeptiert, warum sollte es das in anderen Fächern nicht geben.
|
| @ysnp | | von: ivy81
erstellt: 31.03.2016 19:28:10 geändert: 31.03.2016 19:32:07 |
Das mit der aufgebrummten Zusatzarbeit ist aber aus Schüler- und Elternsicht meines Erachtens sogar teiweise verständlich.
Fall 1: Der Schüler ist sehr gut, tut sich leicht, müsste eigentlich nicht noch zusätzlich üben, ist evtl den Mitschülern sogar voraus. Schüler und Eltern rollen daheim mit den Augen, über sinnfreie Endlosaufgaben und stupides Wiederholen desselben Aufgabentyps. Eben das, was für die schwächeren SuS zur Verinnerlichung dringend notwendig ist. Ergebnis: Ein genervtes Kind rotzt die Aufgaben lustlos und schlampig aufs Blatt.
Fall 2: (höchstwahrscheinlich in derselben Klasse anzufinden) Ein sehr schwacher Schüler tut sich unglaublich schwer, hat das System der Aufgaben noch überhaupt nicht verstanden, sitzt frustriert vor einem gefühltermaßen riesigen Berg. Den Eltern tut das Kind leid und sie sind genervt, dass der halbe Nachmittag mit Hausaufgabenstress gefüllt ist. Ergebnis: Ein ebenso genervtes Kind rotzt die Aufgaben frustriert und schlampig aufs Blatt.
In beiden Fällen sehen die genervten Eltern und die frustrierten Kinder die Hausaufgaben als sinnlose Schikane an, die ihnen aufgezwungen wird.
Es sei denn, die böse Mama ist Lehrerin und besteht auf ordentlich gemachten Hausaufgaben und versucht verzweifelt, ihrem Kind den Sinn derselben nahe zu bringen. |
| Ich persönlich halte | | von: fruusch
erstellt: 31.03.2016 22:02:06 |
Hausaufgaben (mit wenigen Ausnahmen) für grundsätzlich überflüssig. Sie benötigen Unmengen an Zeit im unterricht, um sie zu besprechen und fördern den Lernerfolg kaum.
Dein Weg ist daher eine Möglichkeit, dieses Dilemma aufzulösen. Die Verfügbarkeit der Lösungen lässt die Schüler selber entscheiden, was sie selbst rechnen wollen, und was sie sich nur noch kurz anschauen wollen. Sind auch Lösungswege mit angegeben und nicht nur Ergebnisse, könnten schwache Schüler ein paar der Musterlösungen hernehmen, um zu trainieren und dann andere Aufgaben selber lösen zu können. Du selber sparst unendliche Zeit im Unterricht, die sonst mit dem Besprechen der Aufgaben vernichtet werden würde.
Andererseits verlocken die Lösungen einige Schüler sicher dazu, sich auf die faule Haut zu legen und kaum noch etwas zu tun. Höchstwahrscheinlich sind das aber auch genau diejenigen, die sonst die Lösungen in der Pause abgeschrieben haben, sie lernen also dadurch auch nicht weniger als vorher.
Wirklich wichtig ist dabei allerdings, dass die Lösungen auch korrekt sind. Kopien aus dem Lösungsbuch sind da gefährlich, da sich bei einigen Verlagen teilweise gravierende Fehler dort eingenistet haben. Schlechtestes mir bekanntes Beispiel ist dafür die "Neue Wege Mathematik" Reihe aus dem Schroedel Verlag. Da strotzt selbst das 5er Lösungsheft vor Fehlern... Insofern ist doch ein gewisser Mehraufwand nötig, um die Lösungen zu verifizieren. |
Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|