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Forum: "Klasse informieren"
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| Ich würde | | von: veneziaa
erstellt: 19.01.2007 16:46:55 |
mit einem Biolehrer reden, der vielleicht die fachliche Seite erläutern kann. Oder mich bei Ärzten oder auch den Eltern des Mädchens kundig machen, den Fakt der Klasse allerdings sehr objektiv, sachlich mitteilen.
Ich bin überzeugt davon, dass die Schüler einer 11. Klasse von selbst sehr viel Feingefühl haben und automatisch "richtig" reagieren werden.
Vielleicht solltest du auch mit der betroffenen Schülerin reden und mit ihr abklären, ob sie überhaupt auf die Erkrankung angesprochen werden will oder ob es ihr lieber ist, alle reden NICHT darüber. Das Ergebnis solltest du der Klasse mitteilen!
Meine Nichte erkrankte vor vielen Jahren (heute ist sie "geheilt") an Leukämie. Wir mussten damals vor allem die (blöden) Eltern aufklären, weil die Angst vor einer evtl. Ansteckung hatten und die anderen Kinder nicht mehr mit meiner Nichte spielen durften...Das muss man sich mal vorstellen!!
Ich selbst bin seit 25 Jahren Mitglied im Elternverein krebskranker Kinder. Wenn du über die Kinderkrebsstation einer Klinik gehst, könntest du vor Mitleid und Elend schlichtweg erst mal nur heulen und verzweifeln. Wenn du aber siehst, wie alle mit ihrem Krebs umgehen, welch ein Optimismus herrscht, wie sie irgendwann scherzen, welch eine Stärke auch kleine Kinder schon haben... Phantastisch!
Deshalb: Drück auf keinen Fall auf die Tränendrüse. Informier die jungen Leute sachlich und, wenn du es schaffst, relativ emotionslos. Sie werden eh erschrecken, die Ernsthaftigkeit und Gefahr spüren deine Schüler sofort. Und sie werden, wie alle, die mit Krebs konfrontiert werden, schrecklich ratlos und unsicher sein.
Ich kenne deine Schülerin nicht, aber es zieht mir schon das Herz zusammen, wenn ich davon höre!
Man kann schlecht einen Ratschlag erteilen, du musst es "spüren", wie du es den anderen Kindern beibringen kannst...
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| Schülerin, jetzt 7. Klasse | | von: christeli
erstellt: 19.01.2007 20:49:56 |
Ich hatte als Klassenlehrerin zu Beginn der 6. Klasse auch ein Mädchen mit einem Gehirntumor (bösartig, inoperabel) zu betreuen. Die Chancen standen sehr schlecht, aber sie hat alle Therapien ohne Klagen hinter sich gebracht. Jetzt wird sie nicht mehr therapiert, weil der Tumor nicht mehr zu stoppen ist. Mittlerweile hat der Tumor die Sehnerven zerstört, so dass das Mädchen blind ist. Sie klagt nie, ist sehr fröhlich und der Umgang mit ihr ist eine Freude, auch wenn es wirklich alles so traurig ist. Wir betreuen sie mit 3 Hauptfachlehrern je 1 x pro Woche, damit sie sich zugehörig fühlt, denn in die Schule kann sie nicht mehr.
Nun zu deiner Hauptfrage. Ich habe zu Beginn der 6. Klasse die anderen Kinder über die Krankheit aufgeklärt. Das war nicht ganz leicht, auch wenn ich Bio-Lehrerin bin. Ich hatte aber von der Klinik eine gute Broschüre, wie man so etwas macht. Wichtig ist eine ganz sachlich Darstellung - so in der Art, dass es eine ernst Erkrankung ist und das Mädchen in Lebensgefahr ist. Ich habe meiner Klasse dann auch gesagt, dass bei Tumorerkrankungen das Umfeld ganz wichtig ist und dass sie einen Beitrag leisten können, dass ihre Mitschülerin den Kampf gewinnt. Die Kinder haben ihr regelmäßig geschrieben (habe ich jede Woche verteilt, damit nicht alle Post auf einmal kommt). Das hat die Klasse großartig gemacht. Das Mädchen kam auch für eine Stunde zum Klassenfest, zum Adventsbasar und war sogar am Abend mit uns im Theater. Es ist wichtig, dass eine Erkrankte sich nicht aufgegeben fühlt, und das sollte man den Mitschülern vermitteln. Unsere Krebspatientin hat den Tumor nun schon länger als erwartet überlebt und wir hoffen mit ihr und ihren Eltern.
Die Klasse will auch ernst genommen werden und nciht den Eindruck bekommen, dass sie belogen oder hingehalten wird. Das ist ein Spagat, der zu leisten ist.
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen.
Liebe Grüße, Christeli |
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