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Forum: "Klasse gespalten in Jungs/Mädchen"

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Klasse gespalten in Jungs/Mädchenneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: tanteerna Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 26.04.2010 18:48:57

Hallo,

seit letzter Woche habe ich als Vertretung eine 3. Klasse übernommen. Die schwangere Kollegin ging im März in den Mutterschutz, danach kam extra eine Kollegin von außerhalb, die die Klasse übernehmen sollte. Diese hat aber jetzt das Handtuch geworfen und sich bis auf weiteres krankgemeldet und nun habe ich die Klasse.

Obwohl es nur 18 Schüler sind (7 Jungs, 11 Mädchen) ist kaum ein ruhiges Arbeiten möglich. Die Jungs machen einfach, was sie wollen. Wenn ich reinkomme, schauen sie mich an, aber fahren ansonsten in ihren privaten Tätigkeiten fort (essen, spielen, reden, Sachen durch die Gegend werfen usw.) Spreche ich mit einem, kann es passieren, dass der einfach anfängt, mit jemand anderem zu reden und mich stehen lässt.

Ich wende die Stopp-Regel mit darauf folgender Auszeit an - bisher ohne nennenswerten Erfolg. Heute hatte wieder jeder von den Jungs im Lauf des Vormittags eine Auszeit. Ich habe angefangen zu üben, dass alle sich setzen, wenn ich reinkomme. Wenn das einen Vormittag geklappt hat, gibt es zur Belohnung eine Murmel und bei 10 Murmeln hausaufgabenfrei. Es hat noch nie geklappt... Die Mädchen sind sauer, weil sie dadurch mitbestraft werden und die Jungs sind sauer, weil sie behaupten, die Mädchen würden bevorzugt, weil diese nie eine Auszeit bekommen. (Es ist aber definitiv so, dass die Mädchen sich halt benehmen und die Jungs nicht.) Nun habe ich mit allen Jungs-Eltern ein (Einzel-)Gespräch vereinbart, nächste Woche gibt es einen Extra-Elternabend, weil die Eltern mich natürlich auch kennenlernen wollen. Die Eltern stehen aber eher auf dem Standpunkt "Was geht mich das an, SIE sind doch die Pädagogin".

Ich bin ratlos. Bisher bin ich immer mit allen Klassen, auch schwierigen, gut zurecht gekommen. Ich mache auch hin und wieder ein Späßchen, was aber in dieser Klasse gar nicht geht, weil jeder Spaß gefolgt ist von ausrastenden Jungs, die sich dann nicht mehr einkriegen. Mein normalerweise gut vorbereiteter und humorvoller Unterricht verkommt zu einer trockenen Angelegenheit, weil ich mittlerweile Späße vermeide und ständig beschäftigt bin, die Jungs zu disziplinieren. Und die Mädchen leiden still vor sich hin.

Ich hoffe, es klang nicht allzu wirr...

Was kann ich tun, um die Jungs zu "packen" (insgesamt sind sie eher leistungsschwach, besondere Knobelaufgaben greifen maximal bei zwei Jungs)?

Ratlose Grüße
tanteerna


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von: brittacci Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 26.04.2010 21:19:16

Hallo tanteerna,
das kommt mir bekannt vor (Vertretungslehrerinerfahrungen). Ich habe damals auch mit Belohnungen gearbeitet - allerdings hat die Klasse erstmal als "Einzelkämpfer" gearbeitet, d.h. jeden Tag konnte man ein Sternchen bekommen. Bei 10 gab es keine Hausaufgaben. Vielleicht kannst du die Jungs auch mal mit einer Experimentierstunde locken? Entweder integriert im vormittäglichen Unterricht oder mal nachmittags? Vielleicht kannst du die Mädels auch mal mit einer nachmittäglichen Spiele oder Bastelstunde belohnen?


Herkunft der Jungs?neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: amann Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 27.04.2010 15:04:02

hm, wie darf man das heutzutage noch schreiben ...
wo kommen die Jungen ethnisch gesehen denn her?


Die Jungs...neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: tanteerna Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 27.04.2010 18:47:13

... kommen zum großen Teil aus sehr gehobenen Schichten. Die Schule liegt nämlich in einer der teuersten Wohngegenden der Stadt. Und der Schlimmste ist der Enkel eines bekannten Politikers.

Man schiebt die Kinder vorne in die Schule rein und hinten kommt Abitur raus.

Ich sehne mich an meine Brennpunktschule zurück...

Aber zum Thema - mir kommt gerade die Idee, hin und wieder Jungs und Mädchen zu trennen. Vielleicht kann die Schulleitung eine oder zwei Trennstunden freimachen. Ich würde dann die Jungs nehmen und hoffen, auf diese Weise mehr Zugang zu ihnen zu finden.

Glaubt ihr, das könnte was helfen?

tanteerna


Ich überlegeneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: janne60 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 27.04.2010 19:18:17

schon seit gestern an deiner Geschichte rum. Erst fand ich, trennen würde die Kluft vielleicht noch vergrößern, aber wenn ich jetzt so drüber nachdenke, wäre es für den Anfang vielleicht ganz gut, um überhaupt erst einmal Gehör zu bekommen bzw. IRGENDeine Grundstruktur reinzukriegen. Hier ist sicherlich viel viel Sozialarbeit nötig. So, wie du die Herkunft schilderst, sind das womöglich auch noch alles Kronprinzen, was die Sache natürlich nicht einfacher machen würde.


Muss mal k...neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: tanteerna Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 10.05.2010 18:34:56

Letzten Dienstag flog ein Stuhl durchs Klassenzimmer, der Stühlewerfer musste abgeholt werden.

Am Dienstagabend war Elternabend, ich habe die Geschichte erzählt und betont, dass in so einem Fall die Eltern ihr Kind abholen müssen. Es herrschte allgemeine Empörung über den Stühlewerfer (dessen Eltern nicht anwesend waren). Und ja ja, natürlich müssen die Eltern in diesem Fall das Kind abholen, wir unterstützen Sie alle, tante erna!

Heute schrie mal wieder einer wie wild durchs Klassenzimmer, weil er nicht einsehen wollte, dass ich sein Fehlverhalten (wiederholtes Treten nach einem Mitschüler) mit einer Auszeit "belohne". Der andere hätte ja schließlich auch... Daraufhin habe ich die Mutter angerufen, sie soll ihren Sohn abholen.

Mutter kam voller Wut über diese böse Lehrerin ins Zimmer gerauscht. Natürlich ist Sohnemann ganz brav und der andere hat ihn lediglich provoziert. Die üblichen Geschichten halt.

Danach kam noch der arrogante Politikersohn (Vater des schlimmsten Schülers) und teilte mir mit, er fände es ja schon seltsam, wie sein Sohn sich hier benimmt. Müsse wohl an der Lehrerin liegen. Hallo? Der Junge gehört auf eine E-Schule und ist nur in meiner Klasse, weil die Eltern der vorigen Klasse per Unterschriftenliste beim Schulamt gegen die Anwesenheit dieses Schülers in der Klasse vorgegangen sind. Mit Erfolg. Jetzt müssen andere Kinder ihn halt ertragen. Aber Herr Politikersohn ist verwundert...

Ich hasse im Moment alle Eltern!!!

tanteerna, die gerade heulen könnte


.neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: janne60 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 10.05.2010 18:55:45

Habt ihr nicht eine Schulordnung, in der das Verhalten untereinander geregelt ist? In solchen Fällen würde ich
1. um einen sachlichen Ton bitten
2. mit der Schulordnung wedeln mit dem Hinweis, dass dem Vater freisteht, die Schule zu wechseln, irgendwohin, wo andere Regeln herrschen (wie mein Opa schon so richtig sagte "immer auf Dritte schieben")
Ansonsten erstmal
und und

P.S.: Gehe jetzt zu meinem Elternabend und werde froh und dankbar sein, dass ich keine solchen K...brocken darunter habe.........


Für mich hört sich das Ganze so an...neuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: ysnp Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 10.05.2010 19:23:02 geändert: 10.05.2010 19:26:10

.. wie die Führung der Klasse schon im Vorfeld "verbockt" worden ist.
Irgendwie haben die Schüler wohl erfahren, dass sie in der Schule fast keine Grenzen gesteckt bekommen.
Eine dritte Klasse, die sich so benimmt, ist schon außergewöhnlich.

Für dich ist es schwer, das Rad zurückzudrehen.
Aber: Ich finde gut, dass du Linie zeigst und ich meine, dass du auf die Dauer nur so eine Chance hast - die Kinder ( und auch die Eltern) müssen klar merken, dass du der "Chef" bist und sonst niemand.

Ich würde Klassenregeln (nochmals) zum Thema machen und aufschreiben lassen - auch für was wir Regeln brauchen.
Das Gefühl für das soziale Miteinander könnte man evtl. durch ein Spiel stärken. In meiner Klasse, die ich mit einer schlechten Klassengemeinschaft übernommen habe, hat es etwas gebracht, dass ich am Montag nach dem Morgenkreis immer ein gemeinsames Spiel (nicht gegeneinander, sondern miteinander) mache, das ist schon ein Ritual. Wenn die Klassengemeinschaft gespürt wird, dann ist der eine oder andere Schüler eher bereit, sich gemeinschaftsfördernd zu verhalten.

Dass sich Eltern angegriffen fühlen, erstaunt mich nicht, bekommen sie doch durch das Verhalten ihres Kindes in gewisser Weise eine "Rückmeldung" ihrer eigenen Erziehungsmethoden, was sie auch unbewusst spüren.
Der gute Wille des Lehrers wird in solchen Augenblicken nicht gesehen, wahrscheinlich sind viele Eltern dazu nicht in der Lage.


Auszeitenneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: dorfkind78 Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 11.05.2010 15:51:27

Hallo!
Zunächst mal,mein tiefstes Mitgefühl! Du brauchst da jeden Tag eine ganze Menge Kraft!
Vielleicht hilft ja auch folgender Tipp.
Ich habe mit Kollegen die Vereinbarung, dass wir einzelne Kinder (auch spontan) unterbringen können, d.h. wenn sich ein Kind nicht an die Regeln hält (natürlich mit 1 oder 2maliger "vorwarnung"), gehe ich mit den Arbeitsmaterial und dem Kind zu einer Kollegin und dann muss der Schüler seine Arbeiten in der anderen Klasse verrichten. Die Folge war bis jetzt eigentlich immer: Das Kind hat seine Aufgaben gemacht. Die anderen in der Klasse waren aber auch erheblich disziplinierter. Im Grunde genommen muss man da am Anfang konsequent sein, und nach kurzer Zeit muss man die Hilfe der Kollegen gar nicht so oft in Anspruch nehmen.
Auf jeden Fall muss man aber "danach" auch das Gespräch mit dem Kind führen - und erklären, warum einen das Verhalten so sehr gestört hat.
Vll. ist das ja ein Vorschlag, den du umsetzen kannst...
Viele Grüße,
Dorfkind78


Nachtragneuen Beitrag schreiben zur Forenübersicht   Seitenanfang
von: tanteerna Userprofil anzeigen Nachricht senden erstellt: 11.05.2010 16:46:34

Heute sollte eine Mathearbeit geschrieben werden. Politikerenkel war nicht da.

Der Junge, der gestern abgeholt werden musste, war heute ganz lieb und freundlich.

Welch ein friedlicher Vormittag!

Jetzt kommt das Beste/das Schlimmste:

Ein Junge (P.) erzählte mir, er wäre gestern bei J. gewesen (dem Enkel), um auf die Mathearbeit zu üben. J. hatte dazu keine Lust, aber P. wollte trotzdem lernen. Darauf fing J. an zu heulen und J.'s Mutter sagte zu P., er müsse jetzt heimgehen. J. fing an, seine Mutter mit Schimpfwörtern zu beleidigen und schrie, er werde am nächsten Tag nicht in die Schule gehen und die blöde Mathearbeit nicht schreiben. Heute früh dann Zettel von der Sekretärin: "J. ist krank, tel. durch Vater entschuldigt".

Da zeige ich mich doch verwundert...

tanteerna


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