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Forum: "Gar nicht über Mitschüler reden?"
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| Gar nicht über Mitschüler reden? | | von: bger
erstellt: 04.05.2010 19:50:49 |
Heute hat sich ein Junge aus meiner Klasse bei mir äußerst erbost beschwert, ich würde hinter seinem Rücken über ihn reden. Nun, wenn ich im Gespräch mit den Eifrigeren der Klasse mich allgemein über die Fauleren (zu denen er nun mal gehört) beklage und die dann seinen Namen nennen, kann ich nichts dafür. Allerdings habe ich gestern eine Mitschülerin gebeten, ihm wegen seiner Arbeitshaltung ins Gewissen zu reden. Das mache ich öfter, wenn ich bei Schülern nicht weiter komme, dass ich versuche, sie über Freunde zu beeinflussen. Aber offenbar verstehen die Kinder das falsch - es ist nicht das erste Mal, dass mir dann vorgeworfen wird, über die Schüler abzulästern! Also sollte ich solche (eigentlich vertraulichen!) Gespräche besser in Zukunft vermeiden. Es wird einem doch dauernd das Wort im Munde umgedreht!
Natürlich kommen auch immer wieder Schüler zu einem, die sich über einen anderen beschweren, und dann spricht man ja auch über diesen. Leider bin ich schon manchmal nach solchen Gesprächen aus dem Zusammenhang (oder falsch) zitiert worden, was dann mein Verhältnis zu dem ein oder anderen verschlechtert hat.
Meine Güte, es gibt eben Situationen, in denen es sich einfach nicht vermeiden lässt, über andere zu reden! |
| Hallo bger | | von: kla1234
erstellt: 05.05.2010 09:29:20 |
Ich kann mirs gut vorstellen, bei langjährig dicken Freunden, bei einem Sorgenfall.
Ansonsten:
Nein
Du darfst Schüler nicht zu Hilfslehrern rekrutieren. Schon gar nicht auf der Disziplinebene.
Es ist dein Job und du musst mehr mit Betroffenen direkt sprechen.
Wenn Kinder dir über jemanden anderen berichten: strikte Regel:
zuhören und nachfragen, ob du es richtig verstanden hast, ohne Kommentar,
"ich war nicht dabei",
sobald wie möglich den Anderen kontaktieren und wiederum zuerst seiner Version nur zuhören.
Schön, dass Kinder sich "erbost" bei dir beschweren konnten. Ich würde mich bedanken für das Vertrauen, das in einer Beschwerde liegt, und versprechen zu versuchen,in Zukunft erst nur zuzuhören, und nur mit Betroffenen zu sprechen.
kla |
| Zusammenhang | | von: bger
erstellt: 06.05.2010 20:18:43 |
Du darfst Schüler nicht zu Hilfslehrern rekrutieren. Schon gar nicht auf der Disziplinebene.
Es ist dein Job und du musst mehr mit Betroffenen direkt sprechen.
Natürlich rede ich mit den Betroffenen zuerst direkt, meist häufiger. Aber wenn ich nicht weiter komme - bei manchen hat man so den Eindruck, die denken: "Lass die Alte mal reden, interessiert mich sowieso nicht!" - versuche ich es manchmal bei (vernünftigeren) Freunden. Oft hören Teens doch mehr auf die Gleichaltrigen.
Die Situation war hier so: H. und S. sind die leistungsschwächsten, verhaltensauffälligsten Schüler meiner Klasse, wobei S. dominant ist und H. ihr dauernd hinterherdackelt. In der letzten Zeit strengt S. sich ziemlich an, während H. meist nur so tut, als ob er arbeitet. Dann beklagte S. sich bei mir, dass H. sie nerve und von der Arbeit abhalte (wobei das ziemlich geschleimt war). In dem Zusammenhang sagte ich ihr dann, sie solle ihm ins Gewissen reden. Am nächsten Tag beschwerte er sich bei mir (siehe erster Beitrag).
Gerade mit diesem Schüler sind schon viele Gespräche gelaufen, mal ganz abgesehen von den vielen Ermahnungen in den Stunden. Und seine Eltern habe ich auch häufiger da gehabt! |
| So ist es! | | von: bger
erstellt: 06.05.2010 21:10:01 |
Sagt man mal estwas allgemein, ruft schon jemand einen passenden Namen laut in die Klasse. Oder in einer kleineren Runde, weil ich oft mit Schülergruppen meiner Klasse Gespräche führe. Auch da wird von den Schülern bei allgemeinen Bemerkungen von mir gleich ein Name gesagt - und schon heißt es hinterher, es sei hinter dem Rücken gelästert worden...
Schlimm finde ich auch, wenn man falsch zitiert wird, gerade in meiner jetzigen Klasse ist mir das schon öfter passiert. Oder eine aus dem Zusammenhang gerissene Bemerkung bekommt eine ganz andere Bedeutung. |
| ... | | von: ysnp
erstellt: 09.05.2010 14:28:21 geändert: 09.05.2010 14:41:30 |
Es menschelt überall.
Ich selbst habe wenig Erfahrung mit älteren pubertierenden Schülern, aber zu dem Beitrag fällt mir ein:
Als Lehrer sollte man sich immer seiner Position bewusst sein, seiner "Vogelperspektive" über die Gesamtklasse und nicht sich auf die Ebene der Schüler begeben und sich mit einer Gruppe solidarisieren. Dadurch involviert man sich selbst als Gruppenmitglied und schafft sich gegnerische Positionen.
Wenn meine Viertklässler mit einem Problem zu mir kommen, dann kommen sie, weil sie in gewisser Weise eine Hilfe, einen Impuls, wie sie den Konflikt lösen können (zumindest habe ich sie so "erzogen") haben wollen. Sie reden dann schon mit mir über andere bzw. die Konfliktsituationen und wir suchen dann gemeinsam je nach Fall - meistens mit dem betreffenden Schüler - eine Lösung. Manchmal schaffen sie es dann auch alleine, ohne dass ich noch dabei bin, was mein Ziel ist. In diesen Fällen trete ich als Lehrer in beratender oder auch helfender Funktion auf, mit dem Ziel, dass das soziale Miteinander einigermaßen funktioniert.
Sich als Lehrer bei anderen Schülern zu beklagen und sie zu "erzieherischen Handlungen" zu motivieren - sehe ich - sorry - auch wenn der Schüler noch so schlimm erscheint, als Missachtung seiner Persönlichkeit und das spürt er auch und er wird sich nicht bessern, sondern es wird das Gegenteil der Fall sein.
Die Methode, andere Kinder "einzuweihen und einzuweisen" verleiht einem Schüler Macht, mit der er (auch von seiner Entwicklung her) nicht umgehen kann und schwächt auf Dauer die erziehende Position des Lehrers.
Als unerfahrene Lehrerin habe ich das auch einmal bei einer für mich sehr schwierigen 7. Klasse gemacht - die Klassensprecherin (auf Rat einer Kollegin) als Hilfspolizistin eingesetzt, doch das schwächte meine Position noch mehr und ich war auf die Solidarität des Mädchens angewiesen - ein Unding.
Wenn man alle Möglichkeiten ausgeschöpft hat - Eltern eingesetzt, professionelle Unterstützung, dann ist halt einfach das Ende der Fahnenstange erreicht; irgendwo muss ein Schüler einmal lernen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
P.S.: Ich empfehle jedem das Buch: "Warum unsere Kinder zu Tyrannen werden" - da gehen einem mehrere Lichter auf. |
| Hilfspolizisten | | von: bger
erstellt: 09.05.2010 23:01:09 |
Eine Klassensprecherin als Hilfspolizistin einzusetzen, das finde ich auch nicht gut. Manche Kollegen machen das: "Ich muss mal kurz den Raum verlassen. Die Klassensprecherin schreibt alle auf, die laut sind oder aufstehen!" Was dabei herauskommt, habe ich ein paar Mal beobachtet. Wenn Klassen das so gewohnt sind, machen die das automatisch, ohne dass man es ihnen sagt. Wenn man dann zurück kommt, stehen einige Namen mit Strichen an der Tafel und das Geschrei ist groß... Nein danke. So etwas mache ich nicht und meinte ich auch nicht.
Mein Problem ist einfach, dass ich einige Uneinsichtige und Unbelehrbare in der Klasse habe, die den Vernünftigen gehörig auf die Nerven gehen. Na ja, und dann sage ich bei Beschwerden auch mal: "Dann red ihm doch mal ins Gewissen!" Aber offenbar sind diese Bemerkungen immer falsch angekommen, da war ich wohl zu naiv oder habe meine Schüler überfordert. Vielleicht habe ich einige der Sechzehn-/Siebzehnjährigen für reifer gehalten als sie es sind... |
Beitrag (nur Mitglieder) |
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