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Forum: "Sich selbst ins Abseits stellen"
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| Sich selbst ins Abseits stellen | | von: bger
erstellt: 04.11.2008 19:30:03 |
Ich nehme Mobbing mit Sicherheit ernst. Aber jetzt habe ich eine neue Schülerin, die die Schule angeblich wegen Mobbing gewechselt hat, sich aber dauernd mit irgendwelchen Aktionen selbst ins Abseits stellt. Seit Schuljahresbeginn gab es fast wöchentlich irgendeinen Vorfall, bei dem sie hysterisch wurde oder bei der wir ihr zumindest "eine Extrawurst braten" mussten. Leider kann ich in diesem Fall nur zu gut verstehen, warum sie von den Mitschülern abgelehnt wird. Irgendwelche Gemeinschaftsaktionen macht sie nicht mit, schaltet auf stur, reagiert patzig bzw. unfreundlich auf Ansprache und sagt offen: "Die Klasse ist mir egal." Weder sie noch ihre Eltern wollen, dass sie die Abschlussfahrt in einem Jahr mitmacht, weil die Fahrt ins Ausland geht und ihre Eltern sie dann nicht so einfach abholen können, wenn irgendetwas passiert. Bei Problemen mit Mitschülern lehnt sie jedes persönliche Gespräch mit mir oder Kollegen mit den Worten ab: "Ich rede mit Ihnen nur in Anwesenheit meiner Eltern." Das sehe ich aber bei einer fast Vierzehnjährigen nicht ein.
So etwas Extremes ist mir in 30 Jahren nicht untergekommen. Deshalb meine Frage: Hat jemand Erfahrung mit Neuen, die einfach nicht integrationswillig sind? |
| Wow, | | von: ninniach
erstellt: 04.11.2008 19:47:50 |
da hast du ja eine ganz schwierige Situation.
Ich hatte in meiner letzten Klasse auch ein Mädchen, das ausgegrenzt wurde von den anderen Schülern. Ich konnte das verstehen, weil das Mädchen sehr eigen war und auch die Eltern des Mädchens diese Ausgrenzung eigentlich noch gefördert haben. Das war ziemlich schwierig für mich, weil ich auch nicht das tun konnte, was ich sonst vielleicht getan hätte (nämlich versuchen, Freundschaften zwischen dem Mädchen und anderen Kindern aus der Klasse herzustellen; das war schwierig, weil sich die Mutter so verhalten hat, dass ich kein gutes Gefühl dabei gehabt hätte, wenn sich andere Kinder durch mein Wirken dieser Mutter ausgesetzt hätten).
Da das ganze sich recht langsam entwickelte und ich die Klasse übernommen hatte, als das Mädchen schon etwas im Abseits stand, aber das noch nicht so viele Auswirkungen hatte und so richtig negative Aktionen der Mitschüler erst am Ende des vierten Schuljahres kamen, habe ich da nicht viel unternommen. Versuche meiner Vorgängerin waren alle an der Einstellung der Mutter gescheitert.
Das hilft jetzt leider nicht viel weiter, ich wollte einfach nur sagen, dass ich ein wenig verstehen kann, in welcher Situation du bist. Es ist einfach schwierig, was zu verändern, wenn jemand keine Veränderung will oder so festgefahren ist. Ich vermute, dass das Mädchen das sagt, was die Eltern ihr vorreden. Wie siehst du die Chancen, wenn du die Eltern einlädst und das ganz konkret ansprichst (also dass du befürchtest, dass sich das Mädchen durch ihr Verhalten ins Abseits manövriert und was dagegen unternehmen möchtest, dass das aber nur geht, wenn auch die Familie die Bereitschaft dafür mitbringt)? Da ist ja offensichtlich auch schon viel vorgefallen, wenn ein Schulwechsel stattfand. Keine Ahnung, wie das bei den Eltern ankommt, wenn du vielleicht genau das gleiche sagst wie die ehemaligen Lehrer des Mädchens. |
| Neues von dem Fall | | von: bger
erstellt: 19.12.2008 19:20:27 |
Selbst nach vielen Dienstjahren erlebe ich noch Situationen, in denen ich auch nicht weiß, was ich tun soll. So eine Situation war heute. Diese Schülerin - über die ich schon hier im Forum berichtet habe - hatte sich beim Weihnachtsbuffet meiner Klasse abseits gesetzt und zwar etwas mitgebracht, aber nichts gegessen. Weder ich noch zwei, drei nette Mitschülerinnen konnten sie dazu bewegen, sich zu den anderen zu gesellen. Sie saß stocksteif auf ihrem Platz und rührte sich nicht. In der Pause mussten die Schüler meinen Raum verlassen, da ich Pausenaufsicht hatte. Das Mädchen machte aber keine Anstalten, sich zu erheben. Ich machte ihr klar, dass sie gehen müsse, damit ich auf den Schulhof gehen kann. Keine Reaktion. Jetzt war ich in der Bredouille - einschließen konnte und wollte ich sie nicht (z. B. lag da ein scharfes Messer am Buffet), oben bleiben durfte ich nicht (Aufsicht), den Raum offen lassen wollte und durfte ich wegen des DVD-Schrankes auch nicht - und mein Handy lag zu Hause. Was also tun? Unschlüssig ging ich zur Tür und sah gegenüber eine Kollegin, zufällig meines Wissens die Lieblingslehrerin dieses Mädchens. Ich bat sie also, mit ihr zu sprechen und ihr gelang es dann tatsächlich (aber erst nach Anruf bei der Mutter), sie zum Gehen zu bewegen. Aber auch sie erfuhr nicht, was los war. Nach der Pause hatte ich noch zwei Stunden bei meiner Klasse. In der Zeit blieb alles wie vorher: sie saß allein und rührte sich nicht.
Ich habe sie sie dann aber weitgehend ignoriert - ich habe früher schon erlebt, dass ich an sie nicht herankomme, wenn sie dicht macht.
Wir hatten schon etliche vergleichbare Vorfälle mit dem Mädchen. Neulich weigerte sie sich vor der Sportstunde (die sie sowieso nie mitmacht), den Umkleideraum zu verlassen...
Übrigens hatte ich letztens ein längeres Gespräch mit den Eltern und erfuhr, dass der Psychologe der Meinung sei, das Mädchen sei nicht behandlungsbedürftig und die Eltern hätten alles richtig gemacht!!! |
| Beratungslehrer?? | | von: edty
erstellt: 20.12.2008 18:25:10 |
Hi,
ich würde hier in jedem Fall mal den zuständigen Beratungslehrer hinzuziehen.... Wie äußern sich denn die Eltern zum Verhalten der Tochter??
Den Eltern muss klar sein, dass so ein Verhalten innerhalb der Klasse nicht tragbar ist und ihnen das Mitwirkung bei der Lösung des Problemes obliegt.
Gibts bei euch eine Schulsoziarbeiterin an der Schule?? Wenn ja, auch diese mit ins Geschehen einbinden. Kinder, die eine Tendenz zu sehr großer Distanz bzw. fehlender Distanz zu ihrem Umfeld haben, haben ein Problem, was häufig schon im frühkindlichen Bereich zu suchen ist.
Schon aus eigener Sicherheit, würde ich mich hier auf gar nichts einlassen, denn wenn dann was passiert, bist du letztendlich der "Trottel" - alle Unterstützungssysteme nutzen, bis hin zur Schulverwaltung - das ist ein schwerwiegendes Problem, dass du nicht alleine lösen kannst und solltest.
cu Michael edty |
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