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Forum: "Pflege der Lehrer-Gesundheit / Krankenstand an Schulen"
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| Da kommen aus meiner Erfahrung mehrere Faktoren zusammen | | von: hesse
erstellt: 22.01.2006 12:50:24 |
Das Klima an einer Schule spielt natürlich eine wesentliche Rolle. An einer kleinen Schule ist der "soziale Druck" wahrscheinlich wirklich höher. Wir haben 100 Kollegen, da ist eine Vertretung normalerweise leichter zu finden, und es bleibt nicht immer an denselben Kollegen hängen (wenn es nicht gerade die Fachpraxis ist).
Ich denke, daß viele Kollegen (mit zunehmendem Alter häufiger?) krank werden, liegt auch an unserem Beruf. Schüler sind anstrengend, es gibt Tage, da gehe ich nach 7 oder 8 Unterrichtsstunden heim und bin völlig erschlagen, gehe nicht mal mehr in Sport. Und es lief alles gut, es gab keinen Ärger,etc.
Wenn ich mir manche Kollegen/Innen anschaue, ist das Krankwerden das Symptom dafür, daß sie mit ihrem Beruf, also den Schülern, nicht mehr zurechtkommen. Das entnimmt man ihren Äußerungen, z.T. nur unterschwellig, oft auch offen.
Sie fühlen sich durch diverse Verhaltensweisen provoziert, angegriffen u. v. m. Und ich glaube, da liegt zumindest ein großes Problem: Beginne ich "Schülerfehlverhalten" im Unterricht, das ja viele Facetten und - häufig mir unbekannte - Ursachen hat, auf mich als Person zu beziehen, reagiere ich natürlich betroffen, weil ich subjektiv angegriffen werde. Und dann beginnt sich die Spirale zu drehen und mündet in den Teufelskreis, in dem sich Lehrer und Schüler gegenseitig das Leben schwermachen und keinen Ausweg mehr finden. Die Klasse im nächsten Schuljahr muß dann das ausbaden, was eine Vorgängerklasse an diesem Lehrer "angerichtet" hat. Der Schüler ist zum Feind geworden.
Ich selbst erinnere mich immer wieder daran, daß nicht alles, was Schüler im Unterricht tun, mit mir zu tun hat, also gegen mich gerichtet ist.
Außerdem sage ich von Anfang an klipp und klar, wie ich mir unser Zusammensein vorstelle. Für die Schüler ist Berechenbarkeit und das Gefühl dennoch ernstgenommen zu werden sehr wichtig. Bislang habe ich in keiner Klasse Probleme.
Desweiteren nehme ich mir heraus, Schule und alles, was damit zu tun hat, auch mal in die Ecke zu werfen. Was nützt es mir, wenn ich jeden Tag bis 22.00 Uhr oder länger am Schreibtisch sitze? Klar, daß das keiner auf Dauer durchhält.
Und wenn ich krank werde, schleppe ich mich nicht noch in die Schule, wem würde ich damit dienen?
Andererseits übernehme ich häufiger mal eine Vertretung und bin auch so recht flexibel. Also brauche ich auch kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn es mal bei mir nicht geht.
So habe ich für mich einen guten, gangbaren Weg gefunden. Der Unterricht macht mir Spaß, ich engagiere mich durchaus darüber hinaus und habe dennoch nicht das Gefühl ausgebrannt zu sein...
Liebe Grüße
Hesse |
| Ich denke auch | | von: aloevera
erstellt: 22.01.2006 13:22:13 |
dass viele Faktoren eine Rolle spielen.
Zum letzten Sommer habe ich die Schule gewechselt, von einem Kolleguim von 12 in ein Kollegium mit etwa 70 KollegInnen. An meiner alten Schule gab es auch Krankenstände, aber nicht so, wie ich es jetzt erlebe. Wenn ein Kollegium klein ist und das soziale Klima stimmt, geht man verantwortungsbewußter miteinander um und dehnt seine Krankheitstage nicht unendlich lange aus, ist jedenfalls meine Erfahrung.
An meiner jetzigen Schule ist ein enorm hoher Krankenstand. Ich habe KollegInnen gestern noch putzmunter erlebt, am nächsten Tag fehlten sie und nicht nur ein oder zwei Tage.
Es verwundert mich auch, dass - wenn KollegInnen krank sind - Krankheiten immer bis Freitag dauern. Selten kommt jemand mal mitten in der Woche wieder.
Ich will keinem unterstellen, dass er nicht wirklich krank ist, aber aus meiner Erfahrung behaupte ich, dass es in einer größeren Schule mehr KollegInnen gibt, die sorgloser damit umgehen, als an einer kleineren Schule.
Das soziale Klima spielt sicher eine Rolle.
In Zeiten wie jetzt ist auch klar, dass der Krankenstand durch Erkältungskrankheiten höher ist.
Mit zunehmendem Alter nimmt die Belastbarkeit ab und die Anfälligkeit wird sicher auch größer.
Problematisch ist für mich jedoch immer wieder, wie schnell bei einigen Befindlichkeitsstörungen - die sicher jeder von uns öfter hat - mit etlichen Krankheitstagen kuriert werden müssen.
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| Alter und Belastbarkeit | | von: maria77
erstellt: 22.01.2006 14:56:37 geändert: 22.01.2006 15:00:27 |
das hat mir bei aloevera gut gefallen. Ich arbeite auch an einer Schule mit einem grossen Kollegium, ca 80. Was ich in den letzten Jahren beobachte, sind nicht die kleinen, Erkältungen, Magenverstimmungen etc.-Krankeheiten, sonder die längerfristigen Krankheiten, die sich häufen und vertreten werden müssen. Ich denke auch, dass das Alter eine grosse Rolle spielt, man wird anfälliger. Im Durchschnitt wird auch ein Kollegium alt, es kommen wenig junge Kollegen nach, der Krankheitsstand steigt.
Auch ich möchte niemandem unterstellen, dass er sich freie Tage auf grund von Krankmeldungen verschafft, aber manchmal ist es schon verwunderlich, wenn die Klasse schon vorher weiss, das die Lehrerin krank ist/wird.
Ich gehöre auch zu der älteren Generation und merke, nach 2 Praxisblöcken an einem Tag, dass ich platt bin, obwohl nichts vorgefallen ist, und der Unterricht gut verlief.
Gerade in solchen Situationen versuch ich auszuspannen, beim Laufen, Krafttrainig oder einfach hier bei 4 tea. Ich denke, man muss sich einen Ausgleich schaffen, um auch einfach den Kopf wieder frei zu bekommen, um abzuschalen. Dann gehts auch wieder besser mit der Vorbereitung oder anderen anstehenden Arbeiten. |
| genauso sehe ich das auch | | von: veneziaa
erstellt: 22.01.2006 15:23:21 |
natürlich werden die kollegien älter.. und damit auch kranker. das ist wohl normal so, und ich bin sicher, dass alle lieber gesund wären..
es hängt nach meinem dafürhalten sehr stark davon ab, wie ich mich in einem kollegium, bei den schülern und eltern akzeptiert fühle.. jemand, der nicht (gut) akzeptiert wird, neigt dazu, auch eher zu hause zu bleiben.
wir sind ca. 100 im kollegium - und in erster linie die, die oft zu hause bleiben, sind die, die damit gegen die schulleitung protestieren!!! das müssen die schüler dann ausbaden!! (sollen sie doch die schule wechseln!!)
wir haben insgesamt bei den vielen leuten ein richtig gutes klima und ein altersmäßig sehr gemischtes kollegium, einen niedrigen krankenstand, da (fast) alle täglich gern zur schule kommen. diejenigen, die fehlen, haben irgendwelchen stress privater oder schulischer art.. natürlich nicht immer, mancher ist auch schon mal krank.
auffallend ist es jedoch tatsächlich, dass das wohlbefinden in der schule (oder privat) auch mit der anwesenheit bzw. dem krankenstand zusammenhängt.
ich finde das unprofessionell - und schlimm für kollegen, die vertreten müssen, sowie die schülerinnen und schüler... vom schaden am ruf der schule ganz zu schweigen!
nochmals betonen möchte ich: wer krank IST, soll auch um gottes willen zu hause bleiben und sich auskurieren. ich rede hier /auch) von fehlzeiten mit angeblicher krankheit .. burn out? |
| @veneziaa | | von: maria77
erstellt: 22.01.2006 16:35:55 |
ist es manchmal,( bei uns öfter) nicht auch der Fall, dass Kollegen sich den Stress selbst machen? Ich habe Kollegen, die kommen und gehen mit dem Gongschlag, sind nicht bereit zusätzliche Aufgaben zu übernehmen und wenn's dann mal sein muss, sind sie krank. Das kündigt sich im Voraus schon an. Sie fühlen sich ständig überfordert und sind froh, wenn sie nicht angesprochen werden. Ist es nicht so, dass man im Schulbetrieb immer mit zusätzlichen Aufgaben, auch ohne Ermässigungsstunden rechnen muss oder darf? Es gibt doch durchaus Aufgabenbereiche, in die man sich gerne einbringt und nicht als Belastung sieht. Aber es kostet Zeit, die viele Kollegen bei ihrer Berufswahl nicht einrechnen und dann gefrustet sind, wenn es Wochen gibt, wo eben mehr Belastung auf das Kollegium zukommt.
Von privaten Problemen, die sicher auch jeder mal hat, will ich hier ganz absehen. Diese belasten dann zusätzlich und können natürlich zu Frust und Krankeheiten führen (der Körper ist dann eben total ausgepauert und fordert seine Ruhe). In einem funktionierenden Kollegium weiss man ja meist von Problemen im Privatbereich und nimmt soweit möglich auch Rücksicht.
Wenn manche Kollegen die Vorbereitung einer Fortbildung, an der sie auch selbst teilnehmen, für eine Belastung sehen, dann hörts bei mir auf. So war es bei uns der Fall und ich war wirklich schockiert. Es ging nur ums Stellwand richten und Kaffee kochen. Das war wohl schon zuviel. |
| wenn krank - dann bitte zuhauese bleiben | | von: ittak
erstellt: 22.01.2006 16:39:56 geändert: 22.01.2006 17:02:20 |
Wir sind eine Schule mit nur 5 Kolleginnen. Da ist der Druck in die Schule zu kommen, auch wenn es einem mal nicht so wohl ist schon hoch.
Das Klima an unserer Schule ist super, die Schulleiterin eine unheimlich Liebe und auch das Schülerklientel im Großen und Ganzen unproblematisch.
Im Durschschnitt kein Unterschied zwischen den "Älteren" und den "Jüngeren".
"Krankfeiern" gibt es bei uns nicht. Da bin ich mir 100%ig sicher.
Trotzdem: Wenn man wirklich krank ist, dann bitte zu Hause bleiben!
Fall bei uns:
Kollegin schleppte sich in die Schule, kulchte alle an. Man hatte schon Angst sich anzustecken. Ihr Kommentar: Mich wundert es, dass sich noch kein Schüler bei mir angesteckt hat. HILFE! Das finde ich unverantwortlich, unkollegial - einfach voll daneben. Und dann - lag sie mit Rippfellentzündig 3 Wochen auf der Nase. Wäre sie schon anfangs mal eine Woche daheim geblieben, wäre allen mehr gedient gwesen.
Ich halte es so, dass ich wirklich zuhaues bleibe. Meiner Meinung nach ist damit allen am meisten gedient. Mir und meiner Gesundheit und damit Leistungsfähigkeit ebenso wie den Kindern und Kolleginnen.
Keine Ahnung wie das in anderen Bundesländern geregelt ist. Wir müssen bereits am ersten Tag der Krankheit ein Attest vorlegen. Anruf bei der Schulleitung sowieso. Dann noch der weitere Anruf nach dem Arztbesuch, wie lange es voraussichtlich dauern wird.
Gesunderhaltung: Habe meinen Ausgleich zum Schulalltag durch meine Tiere und bewege mich dadurch automatisch viel an der frischen Luft. Bisschen sportlich ist das Alles auch .
Versuche Stress erst gar nicht entstehen zu lassen, indem ich meist vorausarbeite. Bin auch immer sehr früh in der Schule um dem Stau am Kopierer auszuweichen.
Beim ersten Halskratzen radikales Programm: Umkaloabo, Tee in rauen Mengen (trinke ich so aber auch), Schal und was die Hausapotheke sonst noch so hergibt. |
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