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Forum: "Mehrarbeit und Nachmittagspräsenz"
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 | Ja, ja, die Bayern ... |  | von: pschyremberl

erstellt: 23.02.2004 00:05:09 geändert: 23.02.2004 00:05:40 |
Für mich - Sonderschullehrer in Niederbayern - sieht die Rechnung noch ein wenig anders aus:
26 Unterrichtsstunden Regelarbeitszeit
01 Unterrichtsstunde Arbeitszeitkonto
01 Unterrichtsstunde für Sprechstunde
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28 Unterrichtsstunde Präsenzpflicht in der Schule
hinzu kommen
02 Unterrichtsstunden angeordnete Mehrarbeit für Sport AG (ohne Mehrvergütung!!!)
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30 Unterrichtsstunden pro Woche
Meine 2 Unterrichtsstunden angeordnete Mehrarbeit für die Sport AG mache ich jetzt im bereits im dritten Jahr und die Unterrichtsstunde für meine Sprechstunde liegt so optimal, dass ich mir dafür keine Eltern einladen brauche, da ich garantiert in jeder Woche in dieser "Sprechstunde" irgendwo Vertretung schieben darf. Hinzu kommen 16 "Überstunden" in drei Schulhalbjahren, die ich durch Vertretungsunterricht über meine 30 Unterrichtsstunden pro Wochen hinaus noch machen durfte - teilweise bis zu drei Unterrichtsstunden pro Woche. Wenn´s dann um´s Zurückfeiern dieser "Überstunden" geht, stehen auf einmal dienstliche Belange (Mehrbelastung von Kollegen) auf einmal dagegen. Dass ich aber seit zwei Jahren aufgrund von Funktionsstelle pro Woche eigentlich zwei Anrechnungsstunden hätte, ist dabei noch nicht berücksichtigt.
Selbst unter der Annahme, dass ab dem Herbst 42 Stunden Dienstzeit im öffentlichen Dienst anstehen, möchte ich einmal wissen, wie ich in dieser Zeit neben meiner Unterrichtsverpflichtung meinen weiteren Verpflichtungen aus meiner Tätigkeit als Lehrer (Unterrichts- und Klausurvor- und -nachbereitung, Elternarbeit, pp.) nachkommen soll. Und dann auch noch zusätlich zwei Nachmittage in der Schule und eine Stunde zusätzlichen Unterricht ??? |
 | Streichkonzert |  | von: fuxl
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erstellt: 24.02.2004 01:49:13 |
Wir haben beschlossen, für nächstes Jahr alles zu streichen, was nicht absolutes Pflichtprogramm ist (also vor allem Sprachaustausch und alle sonstigen Fahrten wie Skikurse oder Besinnungstage, aber auch große Zirkus- und Theatervorstellungen, Teilnahme an Elternstammtischen, Streitschlichter, Jahresbericht, Mathewettbewerb usw.). Vor allem, um den Eltern zu zeigen, was alles zusätzlich geleistet wird, um vielleicht doch noch ein paar Leute zu aktivieren, was gegen die Mehrbelastung zu unternehmen.
Blöderweise sind das natürlich alles Dinge, die uns fehlen werden, weil sie viel Spaß machen und sehr sinnvoll sind, damit Schule nicht eine reine Stoffvermittlungsanstalt ist, sondern "Herz und Charakter bildet", wie das so schön gefordert wird. Länger als ein Jahr werden wir das denke ich dann auch nicht durchhalten, weil das so halt einfach nicht die Schule ist, die wir haben wollen. Aber ich glaube, es ist trotzdem wichtig, zu zeigen, dass wir nicht unbegrenzt belastbar sind (Und wie unser bpv-Obmann bemerkt hat: Die Frage, was wir streichen wollen, wird sich vielleicht von selber erledigen, wenn wir merken, dass wir die zusätzlichen Sachen einfach nicht mehr leisten können).
Es sind ja dann auch nicht nur mehr Arbeitsstunden zu leisten, sondern zwei Unterrichtsstunden mehr (Arbeitszeitkonto + Erhöhung) bedeuten für mich als Biologielehrer auch ein bis zwei Klassen und somit ca 30 - 60 Schüler mehr. Also dann knapp 300 Schüler statt jetzt 240, die ich individuell fördern und gerecht bewerten soll... (Ich bin froh, dass ich jetzt, nach einem halben Jahr, fast alle meine Schüler beim Namen kenne, bei ein paar davon weiß ich sogar noch ein bischen was über den familiären Hintergrund... optimale Voraussetzungen für gute pädagogische Arbeit...).
Und wer ist Schuld an all dem Übel? War das nicht der Engel Aloisius, wegen dem die bayerische Staatsregierung immer noch vergeblich auf die göttlichen Eingebungen wartet?
Gruß,
Fuxl
Ach ja, die Streichung von hohlen Köpfen im Ministerium wäre natürlich besonders wünschenswert, wobei dies die Situation wohl nicht grundlegend ändern würde, weil die Leute im Ministerium ja eh nur die Beschlüsse von König Edi weitergeben, oder? |
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
erstellt: 24.02.2004 12:23:23 |
Liebe Galerina,
wir haben auch lange diskutiert, ob wir diesen "Kampf" auf dem Rücken der Kinder austragen dürfen. Aber wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir Lehrer uns wegen diesem Argument in der Vergangenheit zu viel haben gefallen lassen. Und wenn wir jetzt nicht Stopp sagen, wird die Arbeitszeit eben so lange weiter erhöht, bis wir es tatsächlich nicht mehr schaffen, solche Dinge nebenbei anzubieten. Das Ergebnis für die Kinder wäre dann das gleiche. Für ein gutes Klima in der Schule denke ich ist es auch wichtig, dass es allen Beteiligten, also Schülern und Lehrern, einigermaßen gut geht, und dazu gehören für Schüler und Lehrer gute Arbeitsbedingungen. Ein unausgeschlafener Lehrer ist meistens nicht so gut gelaunt und macht den Unterricht für die Schüler auch nicht erträglicher.
Wie schon gesagt, glaube ich aber, dass wir das eh nicht länger als ein Jahr durchhalten werden, weil diese Zusatzsachen ja auch uns mehr Spaß machen als der "Pflichtunterricht", weil zu den freiwilligen Angeboten motivierte Leute kommen, die was bewegen wollen, wo man nicht die ganze Zeit um Mitarbeit kämpfen muss.
Die Hoffnung nicht aufgebend, dass in den Regierungsköpfen doch noch irgendwann Vernunft einkehrt (spart man wirklich Geld, wenn man die immer noch motivierten Lehrkräfte durch immer neue Mehrbelastungen demotiviert und aufreibt? Muss die Quote der frühpensionierten Lehrer noch drastisch nach oben gehen? )
grüßt
Fuxl |
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