|
Forum: ""Fördererlass" Niedersachsen"
Bitte beachte die Netiquette! Doppeleinträge werden von der Redaktion gelöscht.
|
| "Fördererlass" Niedersachsen | | von: nieha
erstellt: 29.05.2006 09:25:51 geändert: 29.05.2006 09:27:19 |
Liebe Kolleginnen und Kollegen nicht nur in Niedersachsen,
an meiner Schule (GHS) sind wir in einer Arbeitsgruppe gerade daran ein (hoffentlich) funktionierendes Förderkonzept zu erarbeiten.
Das Ganze beruht auf dem "Fördererlass", der, grob gesagt, jedem Schüler ein Recht auf Förderung zugesteht, der über einen längeren Zeitraum hinweg nicht ausreichende Leistungen zeigt.
An der HS haben wir aber zum einen das Problem, dass viele unserer Schüler "förderunwillig" sind, zum anderen kämpfen wir mit der allgemein gültigen Regel "Klassenunterricht vor Förderunterricht", die in den letzten Monaten vermehrt dazu führte, dass statt Förderunterricht Vertretungsunterricht stattfand.
Insgesamt haben wir alle das Gefühl, dass sich unsere Ideen und Konzepte auf dem Papier zwar toll anhören, aber nur schwierig umzusetzen sind.
Ich wäre also dankbar für Tipps / Erfahrungen, die ihr mit Förderunterricht gemacht habt bzw. gespannt auf andere "Förderkonzepte" oder Ideen zur Umsetzung, vor allem an Hauptschulen.
Vielen Dank schon mal und liebe Grüße aus dem heute endlich mal wieder sonnigen Hamburg!
nieha
|
| . | | von: palim
erstellt: 29.05.2006 21:49:40 |
Auch wir haben angefangen, über ein Förderkonzept zu beraten und zu rätseln. Nun soll an unserer Grundschule ein Förderband mit Elternmithilfe probiert werden.
Für einige, die viel differenzieren, ist es eher ein Rückschritt, für andere ist es vielleicht ein Tropfen auf den heißen Stein.
Augenwischerei finde ich auch, dass im LRS Erlass weiterhin von zusätzlichen Förderstunden die Rede ist, diese aber gar nicht zur Verfügung stehen. Auch für die DaZ-Stunden muss jetzt ein Konzept eingereicht werden und dann wird um die letzten verbleibenden Stunden gefeilscht.
Insgesamt denke ich, dass es keine Möglichkeit gibt, ohne zusätzliche Lehrerstunden Förderstunden oder -bänder einzurichten. Also muss man an die Innere Differenzierung ran.
Das sagt sich leicht, die Umsetzung ist schwieriger. Wir haben im Kollegium entschieden, dass wir dazu eine SchiLF machen wollen. Das ganze geht eben nicht von heute auf morgen - wie so vieles von den neuen Erlassen und CuVo, die auf Niedersachsens Schulen und Lehrer herein prasseln.
Palim |
| Schwierig, schwierig, | | von: ishaa
erstellt: 29.05.2006 22:13:14 |
eigentlich nennst du schon in deinem Beitrag alle Gründe, aus denen ein noch so löbliches Konzept in der Realität doch scheitern kann.
Förderunterricht sollte professionell, kontinuierlich, in Kleinstgruppen und möglichst nicht in der 6. Stunde erfolgen. Zu professionell würde eigentlich gehören, dass bei jedem einzelnen Kind der Förderbedarf genau ermittelt wird. Mangelnde Deutschkenntnisse, Dyskalkulie, LRS, Konzentrationsprobleme, Wahrnehmungsstörungen? Wir HS-Lehrer sind nicht ausgebildet, alle diese Dinge zu diagnostizieren. Geschweige denn, dass wir in allen Fällen das richtige Material hätten, die besten Fördermöglichkeiten kennen würden. Wenn Vertretungsunterricht vorgeht, gibt's keine Konitnuität. Wenn die Kinder aus dem Unterricht genommen werden, verpassen sie etwas. Wenn sie nach dem Unterricht gefördert werden, sind sie müde oder empfinden das als Nachsitzen. Dann können schon drei Kinder zu viel sein. Wenn du nicht an einer richtig großen Schule arbeitest, ist das organisatorisch kaum zu lösen.
Bei uns in NRW darf unter unserer neuen Landesregierung absolut und unter keinen Umständen mehr eine Unterrichtsstunde ausfallen. Also hat Vertretung immer Vorrang. Zudem hat Klasse 5 und 6 jetzt 2 Stunden mehr Unterricht. Diese Stunden heißen Ergänzungsunterricht und in ihnen soll im Klassenverband individuell gefördert werden. In unserer jetztigen 5 sind nur 19 Kinder, aber ich sehe mich nicht in der Lage, diese individuelle Förderung hinzukriegen. Es sind relativ viele "verhaltensproblematische" SchülerInnen darunter. Wenn ich z.B. versuche, mich mit drei Kindern hinzusetzen und an individuellen Schwierigkeiten herumdoktore, dann kriegt bestimmt eines dieser Kinder einen Wutanfall und findet das alles wahnsinnig unfair, weil andere in der Zeit malen oder Kreuzworträtsel lösen dürfen. Was sie aber leider nicht machen, sie hauen sich auch oder löchern mich so mit Fragen, dass ich mich um die drei sowieso nicht kümmern kann.
Ich habe immer ein wahnsinnig schlechtes Gewissen, weil ich weiß, dass man vielen dieser Kinder sehr gut helfen könnte. Aber jeder, der an einer HS arbeitet, weiß, dass wir dazu andere Bedingungen bräuchten. Und ich kann nicht die Verantwortung für dieses System übernehmen, versuche ich mir jedenfalls immer zu sagen.
Sorry, dass ich nichts Aufmunternderes zu sagen habe....
ishaa |
Beitrag (nur Mitglieder) |
|
|