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Forum: "GS-LehrerInnen zu dumm!"
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 | GS-LehrerInnen zu dumm! |  | von: bakunix

erstellt: 23.02.2009 10:23:45 |
Das ifo-Institut eine eine Studie vorgestellt: "Sie kommt zu dem Schluss, dass Abiturienten mit guten Noten nur selten Lehrer werden. Das Lehramtsstudium sei für viele angehende Lehrer nur eine Notlösung, weil sie an Zulassungsbeschränkungen in anderen Fächern gescheitert seien. Nur Gymnasiallehrer hätten einen Abiturdurchschnitt, der so gut ist wie der von anderen Uni-Absolventen. Lehrer für Grundschulen und für die Sekundarstufe I hingegen waren der Studie zufolge deutlich schlechter im Abitur." (Quelle ARD)
Einer solchen Untersuchung muss ja nicht gleich mit der Unterstellung begegnet werden, das sei Stimmungsmache. Denn Abiturnoten von Studierenden des Lehrerberufs abzurufen, dürfte nicht allzu kompliziert sein. Und somit könnte das Resultat stimmen. Stellt Euch doch kurz die Studierenden vor, die zu Praktika in die Schule kommen. Da kann doch jeder von uns auch Grausames berichten. Und wer lässt solche Studierenden scheitern? Niemand! Die werden durchgeschoben bis zum 1. Staatsexamen, und das bestehen sie auch noch, weil man ja pädagogisch prüft. Im Referendariat geht's ebenso weiter. Dass da mal jemand durchfällt, hat doch äußersten Seltenheitswert. Und wenn, liegt es daran, das der- oder diejenige sich derart blöd anstellt, dass es gar nicht mehr anders geht.
Ein Vergleich mit dem ersten Juraexamen lohnt:
BaWü 2004: Durchfallquote 30,6 %, besser als ausreichend bestanden 37,2% |
 | Trotzdem: Verdacht auf Meinungsmache |  | von: ysnp

erstellt: 23.02.2009 10:52:33 geändert: 23.02.2009 11:52:40 |
Nur Lehrerinnen?
Am Ruf der Grundschullehrer/innen hat das aber bisher nichts geschadet, denn sie liegen an der Beliebtheitsskala der angesehenen Berufe relativ weit oben.
Wichtig für mich ist das Ergebnis der Arbeit, die Einstellung und das Engagement der Lehrer zu bzw. in ihrem Beruf und da haben - auch was die geforderten Kompetenzen betrifft - die Grundschullehrer/innen einen ziemlich guten Ruf.
Übrigens: Ganz stimmt das nicht mit der Einstellung: Nur die, die ein gutes Examen machen, werden eingestellt. Viele ausgebildete Grundschullehrer stehen, wenn sie den Schnitt nicht erreichen, auf der Straße.
Zum Verlegenheitsstudium:
Man versucht ja neuerdings diesem mit verpflichtenden Orientierungspraktika vor dem Studium zu begegnen.
Ich frage mich, was uns eine solche Studie sagen will. Sie stellt fest - ob richtig bleibt dahingestellt.
Ich frage provokativ: Viele Lehrer an Grund- (und Hauptschulen, doch da kann ich nicht mitreden) sind außerordentlich engagiert und mit Arbeit zugedeckt. Was will man ändern?
Oder steckt das Interesse dahinter, dass man Gründe sucht, den Ruf nach besserer Bezahlung und niedrigerem Stundenmaß als unmöglich erscheinen zu lassen? Das scheint mir naheliegend - das kostet ja den Staat nicht so viel. |
 | Ich möchte piramia beipflichten. |  | von: lupenrein

erstellt: 23.02.2009 11:51:25 geändert: 23.02.2009 12:02:52 |
Genauso wenig, wie ein Einser-Abitur automatisch die Fähigkeiten eines exzellenten Arztes erkennen lassen, ist ein sehr guter Abiturschnitt der Beweis für das Vorhandensein der Fähigkeiten und Eigenschaften, die ein guter Lehrer benötigt.
(Zitat):
"1. wer seinen Unterricht mehrdimensional plant, aber prinzipiell situativ, problem- und personenbezogen offen ist für NEUES
2. wer die Lernenden (im Rahmen ihrer Möglichkeiten) an Planung und Strukturierung des Unterrichts beteiligt und regelmäßig Schülerfeedbacks zu konkreten Einzelstunden durchführt und dokumentiert
3. wer Themen und Inhalte seines Unterrichts auf die Erfahrungen und die Interessen der Lernenden zu beziehen vermag
4. wer sich vom Verlauf des Unterrichts überraschen lassen kann und mit unerwarteten Wendungen (viele gute Einfälle von Schülern) erfolgreich umgehen kann
5. wer seine ›Stofffixiertheit‹ reflektiert überwunden hat
6. wer als Lehrender versteht, warum ein Lernender oft nicht verstehen kann
7. wer Lernende motiviert, sich mit den Grenzen ihres Vorwissens und ihrer Wissensinteressen zu beschäftigen
8. wer Lernenden Mittel und Wege aufzeigt, ihr Lernen selbständiger zu strukturieren und ein unterschiedliches Lerntempo in der Gruppe/beim Einzelnen akzeptiert
9. wer Lernende dazu herausfordert, die Ergebnisse ihrer Lernprozesse selbst zu beurteilen
10. wer es vermeidet, ›abstrakte Autoritäten‹ zur Begründung des Unterrichts heranzuziehen (typische Motivationskiller: »Ich will eigentlich ja auch nicht, aber der Lehrplan, die Bildungsstandards,
das Ministerium, die Schulaufsicht … deshalb müssen wir jetzt …«).
Quelle: Michael Miller (2008, S. 56/57): Lob der pädagogisch-gastronomischen Vernunft. Alle reden von Schule - was ist zu tun?" Zitat Ende"
aus:
http://www.bildungswirt.de/2008/09/18/135 |
 | Das stimmt, mondundsonne, |  | von: janne60

erstellt: 23.02.2009 12:01:31 geändert: 23.02.2009 12:03:02 |
aber das Problem ist doch, wer es nicht lange durchhält (weil er eben DOCH nicht so geeignet ist), der steht nun da und weiß nix Besseres. Die Fälle, die auf Gedeih und Verderb ihren Job bis zur Pension durchziehen, sind häufiger (von denen schleppen wir immer 1-2 im Kollegium mit durch) als die, die sich anderweitig umschauen. Offensichtlich ist es dann eben doch bequemer, den sicheren Beamtenstatus zu genießen, die Klassenzimmertür stets schön verschlossen zu halten und zu beten, dass nicht mal einer gucken kommt, als das Betätigungsfeld zu wechseln.
Im Übrigen muss ich dem Eingangsbeitrag insofern zustimmen, dass die Leute, die da von den Unis und Seminaren kommen, immer ungeeigneter werden. Ich betreue seit Jahren Praktikanten und Refs und es sind vielleicht noch 2 von 10, die wirklich soviel Herzblut für diesen Beruf mitbringen, dass sie ihn auch durchhalten würden. Bei den meisten spürt man die Einstellung "Naja, mir ist nix Besseres eingefallen, machmer halt Lehramt". Meine älteste Tochter hat übrigens nach ihrem Abi erzählt, viele ihrer Mitschüler hätten mit genau diesem Spruch eine Lehrerausbildung angefangen.
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 | @knuschele: Auch wenn Karneval ist, nit öwwerdriwwe" |  | von: lupenrein

erstellt: 23.02.2009 12:14:52 geändert: 23.02.2009 12:30:59 |
Rein zufällig gehöre ich zur Spezies der Inschenöre, und zwar seit Februar 1974.
Dieser Beruf allein hätte mich als Lehrer scheitern lassen, wenn ich mit dem weiter gemacht hätte, was ich dort gelernt habe: Fakten, Fakten, Fakten...
Gottseidank war ich seitdem über 30 Jahre in Vertrieb, Marketing und Beratung tätig und konnte so meine menschlichen Fähigkeiten weiter entwickeln und, ja, ausleben.
Wer als Lehrer nicht begreift, für wen die Veranstaltung "Schule" eigentlich gemacht wurde, hat seinen Job verfehlt.
Und:
Wer nicht begreift, dass es - neben der sehr schweren Arbeit, die Kinder lernen zu lassen und sie dabei zu begleiten, eine der wichtigsten Aufgaben des Lehrers ist, seine Schülerinnen und Schüler "gesellschaftsfähig" zu machen (ich rede über Regeln, ihre Einhaltung und ihre Durchsetzung), der hat nichts begriffen und gehört nicht in diesen Beruf, ob als Inschenör, als Leerer (des Lerneifers der Kinder), als Einser-Versager oder als Abseiler in das Beamtentum, weil es ein so schönes und gut bezahltes Reservat in dieser ach so kalten und auf Leistung getrimmten Welt ist. |
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erstellt: 23.02.2009 12:35:45 |
Ich glaube, dass einige Ingenieure (Ärzte, Schreiner, Maler,...) sehr gute Lehrer sind bzw. wären.
Es kommt aber hier mal wieder raus: Die Lehrer mit ihrem Schmalspurstudium... wer was "richtiges" studiert hat, kann deren Beruf doch locker ausüben.
Oder Kommentar eines befreundeten Ingenieurs: "Wenn ich Lehrer werden würde, bräuchte ich noch einen Nebenjob für Nachmittags!"
Offenheit (von beiden Seiten!) wäre wichtig!
Und noch eine Frage zu den Abinoten: Ich glaube schon, dass diese Statistik stimmt.
Aber: Warum werden Schüler mit schlechterem Abi Lehrer? Diese Frage ist doch noch gar nicht beantwortet. Das sind doch alles Vermutungen. Vielleicht waren die auch ungern in der Schule und wollten es besser machen?
Vielleicht braucht man als Lehrer Qualitäten, die im Abi nicht gefragt sind?
Ich weiß es nicht! Weiß es jemand? Hat man danach auch gefragt? Hat man gefragt, ob die Studenten lieber was anderes gemacht hätten, oder vermutet man das einfach? |
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