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Forum: "Die Hugomania"
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erstellt: 08.07.2010 09:36:48 geändert: 08.07.2010 09:40:37 |
"Wer oder was ist 4teachers? 4teachers ist eine kostenlose Kommunikationsplattform von und für Lehrer. Im Mittelpunkt steht der Austausch von Erfahrungen, Ideen und Unterrichtsmaterialien."
(So steht es im Link "Über uns", einschließlich des Grammatikfehlers "von und für Lehrer".)
Dürfen Nichtlehrer überhaupt mitdiskutieren?
In einem Blog, dessen Eingangstext die Autorin wieder gelöscht hat, sind die Differenzen kulminiert. Die Junglehrerin beschwerte sich darüber, sie werde von älteren Kollegen gebremst, werde daran gehindert, ihr Aktionspotenzial auszuschöpfen und denke darüber nach, mit außerberuflichen Tätigkeiten ihre Zeit sinnvoll zu ergänzen.
Ein Nichtlehrer (Vater schulpflichtiger Kinder) djungelt durch diverse Blogs, so auch diesen, und lässt für die hier versammelte Lehrerschaft allerlei Provokantes von sich und sägt am Selbstverständnis derselben:"Aber es gibt auch viele Lehrer, die es an Engagement und Verantwortung deutlich mangeln lassen und das können Eltern sehr wohl beurteilen, weil die Kinder genügend Lehrer haben und die Eltern die Unterschiede über viele Jahre erkennen. Deshalb können hier Eltern sehr wohl mitreden. Es geht mir auf den Geist sich ständig anhören zu müssen man hätte keine Ahnung. Die haben wir schon. Wir sehen jedes Jahr die Unterschiede!"
Die Reaktion ist allenthalben Empörung. Man rekurriert darauf, ein Außenstehender hätte nur eine eingeschränkte Sicht auf den Pädagogenberuf und spricht ihm teilweise ab, mitdiskutieren zu können:"Warum aber stürzt du dich immer gerade auf die Themen, bei denen es sich mit Außenstehenden eben nicht diskutieren lässt?" Dieser wiederum kontert: "Ich will dem Lehrer auch gar nicht vorschreiben, wie er seine Arbeit zu tun hat. Er muss sie nur ordentlich machen. Das Ergebnis muss stimmen und das stimmt leider nicht immer." Darauf wird von Lehrerseite mit der Schwere des Berufs reagiert, man würde bspw. oft zu Hause von Eltern angerufen werden, teilweise nach 22 Uhr. Die Reaktion darauf: "Der Lernerfolg der Schüler hängt enorm vom Lehrer ab. Wenn mein Kind in einem Jahr in einem bestimmten Fach zwischen 4 und 5 und im nächsten Jahr zwischen 2 un3 steht, stimmt etwas nicht. Es ist ja nicht so, dass die Schulleitungen nicht um die Probleme mancher Lehrer wissen. Der Ruf eilt den Lehrern doch voraus. Wir versuchen jedes Jahr unvoreingenommen den neuen Lehrern gegenüber zu treten. Leider hat sich jedes Mal bestätigt, was andere Eltern von den Lehrern berichtet haben. Dabei meine ich das Positive und das Negative."
Darüber hinaus mahnt der Nichtlehrer Sachbezogenheit bei der Argumentation an. Die Antwort: "Sorry, zum sachbezogen diskutieren braucht es auch Sachverstand. Schüler gewesen zu sein oder Schulkinder zu haben reicht nicht aus. Die Erfahrungen daraus sind zu punktuell." Das klingt hart, lässt Arroganz spüren. Die Kritik des Nichtlehrers: "Die Unfähigkeit zur Selbstkritik, Selbstreflektion und dem Benennen von Problemen innerhalb der Lehrerschaft ist schon bezeichnend."
Ich selbst bin Lehrer und Vater. Ich rege mich als Lehrer über Eltern und Kinder auf. Ich habe aber auch öfter eine Wut auf Lehrer, die meine Kinder unterrichten. Ich erfahre als Vater, dass es Lehrer gibt, die nicht mit sich reden lassen, dass es Lehrer gibt, die im persönlichen Gespräch und an Elternabenden alles beschönigen, dass es Lehrer gibt, die einzelne Kinder mobben, weil sie ihnen nicht behagen.
Wir Eltern wissen: Eine Änderung herbeiführen können wir nicht. Auch der Schulleiter kann die Eigenheiten eines Erwachsenen nicht ändern. Ich weiß als Lehrer, der Schulleitung sind gesetzlich die Hände gebunden. Die Autonomie liegt weitgehend bei den Lehrern. Wenn ein Lehrer von früh bis Mittag nur Frontalunterricht anbietet, kann ihn davon niemand abbringen.
Meine Erkenntnis: Der Dialog zwischen Eltern und Lehrern bleibt problembehaftet. Es gibt unausstehliche Lehrer, es gibt unverschämte Eltern, aber auch solche, die miteinander umzugehen wissen. Es gibt aber auch ein System, das System Schule, das diese negative Situation begünstigt, weil ein Konsens nicht angestrebt wird: 16 Bundesländer, 16 Bildungssysteme. Jeder Landesregierungswechsel (siehe NRW) bedeutet eine Änderung des Systems.
Wer strebt überhaupt den Lehrerberuf an? Manchmal habe ich den Eindruck, wer nach dem Abi nicht weiß, was er machen soll, wird Grundschullehrer. Wer sich ein wenig mehr Fachwissen reinziehen will, aber ein fachspezifisches Studium scheut, wird Gymnasiallehrer. Das sind nicht die besten Voraussetzungen für das Dasein als Lehrer.
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erstellt: 08.07.2010 15:30:15 geändert: 08.07.2010 15:31:18 |
Wir müssen ja die Gesellschaft nicht spalten in Lehrer, Eltern und diese Zwitterwesen, nämlich Lehrer-die-auch-Eltern-sind.
Es ist ja auch unbestritten, dass alle Standpunkte denkbar sind (und die auch alle kennen:
ich habe Kollegen, bei denen möchte ich nicht Schüler sein
ich habe Kollegen, die hätte ich nicht gern als Lehrer meiner Kinder,
ich kenne Lehrer, die müsste man aus dem Schuldienst suspendieren,
meine Kinder haben Lehrer, die sie doof finden und ich auch,
meine Kinder haben Lehrer, die sie doof finden aber ich klasse finde,
meine Kinder haben Lehrer, die wir alle toll finden,
auf Elternabenden begegnen mir Mit-Eltern, deren Ansichten mir gegen den Strich gehen
So, hab ich irgendwas vergessen? Bestimmt, die Mischung ist so bunt wie das Leben selbst.
Der Umgang miteinander ist nun mal Grundlage unserer Sozialisation, jeder muss mit jedem auskommen können.
Für das allgemeine Geplänkel und das Austauschen von Bürgermeinungen gibt es aber genügend Plattformen, und ich finde einfach, dass wenn ich einem Lehrerforum beitrete, dass ich dann dort ungestört Fachgespräche führen können sollte; so ein bisschen wie ein virtuelles Lehrerzimmer,in der Schule werden in den Pausen auch keine Eltern im Lehrerzimmer geduldet.
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 | @ angel19 |  | von: bakunix
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erstellt: 08.07.2010 17:49:28 |
Du schreibst: "Weitere Konsequenz: in einem Lehrerforum wie diesem haben Nichtlehrer nichts zu suchen."
Ja und nein. Es gibt berufliche Foren für Ärzte, Rechtsanwälte etc., die sind für Nichtberufsangehörige unzugänglich. Da wird, so wurde mir berichtet, auch Tacheles geredet. Hier in diesen Foren kann jedoch jeder mitlesen und, wenn er will, sich sogar einklinken und mitschreiben, und wenn's sein muss, auch provozieren.
Die Statuten für 4teachers sind mE inkonsequent, weil wir uns als Lehrer in der Öffentlickeit austauschen (müssen). Jeder Schulrat, jeder Minister, alle Eltern, alle Schüler können mitlesen und mitschreiben. Das habe ich im Hinterkopf, wenn ich mich hier äußere. Manche 4t-Mitglieder scheinen das manchmal zu vergessen, und dann wird's peinlich oder auch nur missverständlich, weil der Berufsjargon sich von dem des Alltags ab und zu unterscheidet. Zumindest hat sich bei mir schon das eine oder andere Mal ein gewisses Fremdschämen eingestellt, wenn ich lesen muss, was Kollegen vorurteilsgeladen in die Öffentlichkeit posaunen. |
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