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Forum: "Evaluation von Lehrern??"
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 | Evaluation von Lehrern?? |  | von: jamjam

erstellt: 01.08.2004 18:44:08 geändert: 01.08.2004 18:44:38 |
ich habe auf dem Sommertreffen erfahren, dass in Bayern anscheinend die Industrie meint sie kann die Tätigkeit von Grundschullehrer/innen bewerten, und davon wir sie von der Schulbehörde unterstützt.
Für alle die es interessiert, habe ich ein Zitat rausgesucht.
Gefunden haben ich es in "Physikunterricht neu denken" von Braun (S.45), das Zitat im Titat stammt ursprünglich aus "Wozu Pädagokik? Die Zukunf bürgerlicher Mündigkeit und öffentlicher Erziehung" Herausgegeben von A. Gruschka (S.93):
"Sind wir also auf dem Wege in unseren Kindern und Jugendlichen primär zukünftige Arbeitnehmer zusehen? Es scheint si. Gegen diese Ansicht könnte man nun eine ganze Reihe von berühmten Pädagogen der vergangenen Jahrhunderte und Gegenwart auflaufen lassen und mit ihnen zeigen, was für fatale Folgen solch eine Bildung hätte. Man kann aber auch ... einen der erfolgreichsten europäischen Wirtschaftsmanager der letzten beiden Jahrzehnte anführen, DANIEL GOEUDEVERT (Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Citroen Automobil GmbH, Vorsitzender der Deutschen Renault AG, Export-Direktor Europa in der Renault Konzernzentrale Paris, Vorstandsvorsitzender der Ford Werke, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes der Volkswagen AG, Vorsitzender des Markenvorstandes Volkswagen).
GOEUDEVERT antwortet auf die Frage des Erziehungswissenschaftlers GRUSCHKA, ob die Pädagogen die Interessen der Wirtschaft verfolgen dürfen, wie folgt:
'Es wird Sie überraschen, wenn ich dagegenhalte, dass ich mir keineswegs so sicher bin, es würde der Wirtschaft wie der Pädagogik guttun, wenn beide in einer engen Tuchfühlung und Abhängigkeit agieren. Es gibt viele Bereiche der Pädagogik, bei denen ich mir keine Abhängigkeit von der Wirtschaft wünsche. Selbst dort, wo die Pädagogik im Sinne der Qualifikationsentwicklung tätig ist, bin ich mir nicht sicher, ob Ausbildung dann gut wird, wenn sie den unmittelbaren Interessen von Unternehmen dient. Soviel Kritik wir am Ausbildungssystem üben können, der kulturelle reichtum, der hier zumindestens programmatisch, oft aber auch in der Praxis realisiert wird, würde schnell gefährdet, wenn wir allein die konkreten je spezifischen Verwertungsinteressen berücksichtigen würden. An der Vielfalt haben viele Unternehmen schlicht kein Interesse.
... Das staatliche und kulturelle Interesse geht über Rentabilitätsüberlegungen eines Unternehmens hinaus. ...'"
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 | Wertschätzung - JA |  | von: kfmaas

erstellt: 23.09.2004 16:01:04 |
Also ich bin 100% für eine Evaluation - intern wie extern - vor allem für Lehrer, Schulleiter und Hausmeister.
Ich denke, was diese Leute alles täglich leisten, wieviel Energie sie aufbieten und ausgeben - das müßte doch einmal gewürdigt werden.
Allerdings gibt es offenbar Mißverständnisse mit der Bedeutung des Wortes:
Kommt es aus dem Lateinischen? Rudimentär wohl - von dem Verb "valere" - das übersetzt heißt:
gesund, stark, kräftig sein; mächtig sein, vermögen, Einfluß haben, Erfolg haben, geeignet sein, gelten, wert sein, bedeuten, sich beziehen auf.
Ob diejenigen, die das Wort "Evaluation" in den Mund nehmen oder aus ihrer Feder fließen lassen, im Sinn haben durch gezielte Hilfestellungen die mit dem Wort verbundenen Konnotationen zu steigern, kann bezweifelt werden.
Wenden wir uns dem neuhochdeutschen Lehnwort mit seinem englischen Ursprung zu, so ist eine klare Doppeldeutigkeit zu erkennen:
Evaluation:
Act of ascertaining or fixing the value or worth of
Akt des Ermittelns oder Festlegens des Wertes und Nutzens ...
An appraisal of the value of something
Eine Wertschätzung von etwas...
Entsprechend der verschiedenen Ankündigungen von Kampagnen zur Imagesteigerung müßte ich davon ausgehen anzunehmen, dass alle Evaluationsmaßnahmen nur dazu da sind die Wertschätzung aller in der Schule Beschäftigten und ihrer Arbeit zu steigern.
Warum werde ich dann das Gefühl nicht los, dass es sich dabei eher um einen Akt der Wertabschöpfung , ein Herausziehen des Wertes (e-valere) handelt (ähnlich der Mehrwertsteuer - Value added tax).
Ich finde, dass unter den gegebenen Rahmenbedingungen (in lokaler, situativer, emotionaler, ethnischer, sozialer, religiöser, kultureller und wertschätzender Hinsicht) deutsche Lehrer in der Mehrzahl Beachtliches leisten .
Sollte das starke Pflichtbewußtsein, das mit der Beamtenmentalität gekoppelt ist, wegfallen, dann würde das Ergebnis der OECD-Untersuchung (das die KMK natürlich seinem Sinn nach überhaupt nicht zur Kenntnis nimmt) noch ganz anders aussehen.
Valete - Lebt wohl
kfmaas
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