... wenn Englisch wieder verschwinden würde an den Grundschulen. Wobei der ganz frühe Beginn wie bei uns in NRW in Klasse 1 nicht unbedingt sein müsste.
Ich glaube, die meisten Gymnasiallehrer erwarten einfach zu viel von den Fünftklässlern. Wenn sie erwarten, dass die Kinder frei sprechen können, selbstständig Texte schreiben können und mehrere Hundert Vokabeln aktiv abrufen und auch schreiben können, dann müssen sie natürlich enttäuscht sein. Das können die Kinder natürlich nicht. Das ist auch nicht so in den Grundschulrichtlinien vorgesehen. Sondern die Kinder sollen ein Gefühl für die Sprache entwickeln, Freude haben beim Zuhören, Verstehen und Reagieren, beim Spielen mit der Sprache und in der Sprache.
Ich denke, die meisten Kinder haben am Ende der Grundschulzeit einen recht großen Wortschatz, wenn auch vorwiegend passiv. Aber sie sind in der Lage, Geschichten, Texte in Sinnzusammenhängen zu verstehen und darauf in angemessener Weise zu reagieren, das ist nicht immer in sprachlicher Form, sondern oftmals auch "nur" handelnd. Schreiben ist nur sehr bedingt vorgesehen, wenn, dann nur nach Vorlage und nicht auswendig, Kommunikation hat Vorrang.
Der Zugang zur Fremdsprache im Gymnasium (aber auch in den anderen weiterführenden Schulen) ist natürlich ein ganz anderer, er ist eher kopflastig und von Beginn an sehr auf die Schriftsprache und Grammatik fokussiert.
In der Didaktik des Fremdsprachenlernens hat sich im Bereich der weiterführenden Schulen meiner Meinung nach anscheinend nicht viel getan in den letzten Jahrzehnten, auch die jungen Kollegen unterrichten meist nicht viel anders als vor 30 Jahren. Der Englisch-Unterricht, den ich in den letzten Jahren bei verschiedenen Hospitationen im Gymnasium gesehen habe, sah nicht anders aus als zu meiner eigenen Schulzeit: Open your books at page ...! Text lesen. Fragen zum Text. Grammatikübungen. Vokabeln abfragen. Eher selten erlebt man eine Stunde, die rein kommunikativ aufgebaut ist, wo möglichst viele Schüler gleichzeitig zum Sprechen kommen.
Gerade deshalb ist es doch toll, dass wir den Kindern in der Grundschule den spielerischen und kreativen Zugang zur neuen Sprache ermöglichen können. Lernen mit allen Sinnen ist keineswegs kleinkindhaft, sondern der grundschulgemäße Zugang auch für das Fremdsprachenlernen.
Übrigens würde ich mit den Erfahrungen, die ich mit Grundschulenglisch in den letzten Jahren gemacht habe, tatsächlich heute ganz anders Englisch in den Klassen 5 bis 10 unterrichten. Ich habe 16 Jahre an der Hauptschule unterrichtet und muss zugeben, dass ich mich dort selbst auch relativ phantasielos meist an die Bücher gehalten habe. Ich glaube, mein Englischunterricht wäre heute viel lebendiger, besonders die G-Kurs-Schüler könnte ich nun viel besser motivieren.