Ich bin Dipl-Ing. und habe zusätzlich noch einen Masterabschluss in Informatik. Nach dem 2. Staatsexamen bin ich als Seiteneinsteiger am Berufskolleg als Berufsschullehrer angefangen. Man wird doch wohl verstehen, das sich solche Ausbildungszeiten und die Risiken eines solchen Weges auch wirtschaftlich rechnen müssen.
Die Aussage deer SPD: "Die relativ "stärkeren Schultern" der Angehörigen des öffentlichen Dienstes ab A 13 bitten wir damit, mehr zu tragen als Andere."
Es gab vor einigen Tagen einen Filmbericht zu Werksverträgen bei Mercedes. Hier wurde deutlich, dass eine Fachkraft mit abgeschlossener Berufsausbildung einen Monatslohn von ca. 3800 € Brutto erhält, bei einer 35 Stundenwoche (incl. Erschwernis- und Wechselschichtzulage)
Schauen wir uns doch einmal die Gehaltstabelle eines A13-Beamten, der ein abgeschlossenes Hochschulstudium hat. Wer muss jetzt hier wen unterstützen?
Auch ich möchte in zwei Jahren den Warenkorb, den ich mir heute leisten kann, auch dann noch leisten können, genauso wie der Facharbeiter bei Mercedes.
Die SPD hat ein verklärtes Bild, wenn Beamte der Besoldungsstufe A11 schon zu den besserverdienenden gehören, die ordentlich etwas abgeben müssen.
Die Einnahmesituation des Landes NRW lässt eine Besoldungserhöhung für alle Beamten zu. Laut Finanzministerium NRW sind die Steuereinnahmen in den letzten zwei Jahren um über 5 Mrd Euro gestiegen, über 14%. (2010 – 38 Mrd. €; 2011 – 41 Mrd. € u. 2012 - 43,4 Mrd. €)
http://www.fm.nrw.de/haushalt_und_finanzplatz/haushalt/02_steuereinnahmen/index.php
Weiterhin gebe ich zu bedenken, dass die Beamten in den letzten Jahren schon ca. 25 % Ihres Gehaltes eingebüßt haben.
Zu nennen wären:
-Besoldungsanpassung unter der Inflationsrate mit mehreren Nullrunden -Eigenbeteiligung bei der Beihilfe -Kürzung des Weihnachtsgeldes -Erhöhung der Pflichtstundenzahl -Wegfall von Regelbeförderungen -Zusätzliche Aufgaben -Verlängerung der Intervalle bei den Dienstaltersstufen -Streichung des Urlaubsgeldes
All dies führt unter anderem dazu, dass es einen akuten Mangel an Lehrkräften gibt. Fächer wie Elektrotechnik, Informatik, Mathematik, Physik usw. lassen sich nur noch schwer oder gar nicht mehr besetzen. Die Alternativen in der privaten Wirtschaft sind – bei fast Vollbeschäftigung der Akademiker – einfach deutlich reizvoller.
In einem Land dessen Wohlstand hauptsächlich durch den Export von Hochtechnologie genährt wird, sind die Folgen von vernachlässigter Bildung katastrophal.
Jeder Schüler, der die Ausbildungsreife nicht erreicht kostet dem Land über ALG II – Leistungen deutlich mehr, als eine Gehaltserhöhung bei den Lehrkräften. Daher sind meiner Meinung nach, Ihre Einsparbemühungen nicht konsequent weitergedacht worden – sämtliche Folgekosten sind nicht beachtet worden.
Nicht einzusehen sind die Diätenerhöhungen der Abgeordneten bei gleichzeitiger Sparauflage für die Beamten. Wenn der Schuldenabbau wichtig ist, dann muss man sich überlegen ob Wohltaten für die Allgemeinheit (Kostenfreie Studienplätze; Beitragsfreie Kita-Plätze ab dem 3. Kind) zu finanzieren sind. Ich möchte nicht die Wohltaten vieler bezahlen müssen. Schuldenabbau ist Pflicht aller Bürger nicht einiger weniger, die zudem zur Treue verpflichtet sind.
Auch der Erklärungsversuch der Landesregierung, dass Sie die Wahl zwischen Nullrunden und Personalabbau habe, ist falsch. Das Recht gibt hier eindeutige Vorgaben: Entweder benötigt die Landesregierung die gegenwärtig beschäftigten Staatsdiener zur Erfüllung der Gemeinwohlaufgaben des Staates, dann hat Sie den Personalstamm zu erhalten und angemessen zu alimentieren. Oder sie kommt zu dem Ergebnis, dass der bestehende Personalstamm zu groß ist, dann hat sie im Interesse des Steuerzahlers Personal abzubauen. Eine Alternative „Personalabbau oder angemessene Alimentation" gibt es nicht. Eine Alimentation nach Kassenlage ist unzulässig.
Und ja ich möchte für meine Ausbildung mindestens A13 haben mit Inflationsausgleich. Es ist verglichen mit der Industrie noch deutlich zu wenig.