von Friederike v. Tiesenhausen, Berlin
Die Bundesländer werden ihre Schüler erstmals einem bundesweit einheitlichen Test unterziehen. Die 16 Schulminister haben sich auf einen regelmäßigen Wettbewerb nach dem Vorbild der internationalen Pisa-Studie der OECD grundsätzlich geeinigt.
Das bestätigte die Kultusministerkonferenz (KMK) entsprechende FTD-Informationen. Offiziell wollen sie das Projekt im Juni beschließen. Der standardisierte Aufgabenkatalog öffnet langfristig die Tür zu mehr Wettbewerb zwischen Schulen. Spätestens seit Deutschlands mittelmäßigem Abschneiden bei Pisa 2000 hatten Experten einheitliche Standards und Kontrollen wie im Pisa-Siegerland Finnland gefordert.
Bis jetzt hatten einige Bundesländer jedoch darauf bestanden, sich selbst nach zum Teil eigenen Regeln zu prüfen. Das hatte die Befürchtung genährt, die deutsche Bildungslandschaft würde nach der Föderalismusreform endgültig in Kleinstaaterei verfallen.
Stattdessen sollen die standardisierten Aufgaben den Bundesländern einen umfangreichen Vergleich erlauben: Anfangs wollen die Länder ihre Systeme über eine Rangliste miteinander messen. Langfristig gilt ein Vergleich der Schulen innerhalb eines Landes und über Landesgrenzen Hinaus als Ziel. Allerdings ist in vielen Ländern noch offen, wie mit den Ergebnissen umgegangen werden soll. Das schwarz-gelb regierte Nordrhein-Westfalen plant, Einzelergebnisse der Schulen öffentlich zu machen. Eltern sollen bei der Wahl der Schule besser informiert sein. Dagegen hat das sozialdemokratisch regierte Rheinland-Pfalz seinen Schulen zugesagt, die Einzelergebnisse nur für interne Zwecke zu verwenden.
Mit dem Test sollen die innerdeutschen Vergleiche detaillierter und umfangreicher werden als die Pisa-Aufgaben der OECD - an denen Deutschland aber weiter teilnehmen will. Diese beinhalten etwa keine Fremdsprachen wie Englisch. "Die ersten Testaufgaben sollen 2008 fertig sein", sagt Olaf Köller, Leiter des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) an der Berliner Humboldt-Universität. Das IQB entwickelt die Aufgaben auf Basis der neuen KMK-Bildungsstandards.
Die ersten Vergleiche von Schülern in der neunten und zehnten Klasse sollen 2009 erfolgen, die ersten Vergleiche von Grundschülern 2011. Organisiert werden die Tests vom Hamburger Ableger eines internationalen Bildungsforschungsinstitus, dem IEA Data Processing Center. "Man muss die Chance minimieren, dass die Länder Einfluss nehmen können", sagte Köller. Auch sollten nicht die Klassenlehrer die Tests korrigieren: "Da wird immer ein Bonus aufgeschlagen." Die Resultate wertet das IQB aus.
Am Freitag stellt die Kultusministerkonferenz ihren Plan in Berlin vor. "Die Länder haben sich bis jetzt über die Qualität ihrer Schulen in die Taschen gelogen. Mehr Transparenz ist der richtige Schritt", lobte am Donnerstag bereits der Deutsche Philologenverband, ein Zusammenschluss von Gymnasiallehrern. Verbandschef Heinz-Peter Meidinger dringt jedoch darauf, auch bei den Lehrern für die neuen Tests zu werben. "Die Politik ist sich einig, wir brauchen aber noch den Konsens vor Ort. Dazu muss man die Lehrer gewinnen. Das geschieht aber noch nicht in ausreichendem Maße."