Es war einmal ein Oberlehrer, der in einem kleinen bayrischen Dorf lebte. Der Oberlehrer lehrte in einer kleinen Schule zusammen mit seinen 3 jungen Kollegen. Ihr einziger Besitz war ein wunderschöner Kanonenofen, um den sie von allen im Dorf beneidet wurden. Es gab schon unzählige Kaufangebote, diese wurden jedoch immer strikt abgelehnt. Der Kanonenofen wurde beim Lernen gebraucht und es gehörte zur Schule.
Eines Tages – es war gerade Krieg - war der Kanonenofen verschwunden. Eltern kamen und sagten zum Oberlehrer: ”Sie Dummkopf, warum haben Sie den Kanonenofen nicht verkauft? Nun ist es weg, und ihr habt gar nichts mehr, weder Kanonenofen noch Geld für einen anderen Ofen. Was für ein Unglück!” Der Oberlehrer schaute sie an und sagte nur: “Unglück - Mal sehen, denn wer weiß? Das Leben geht seinen eigenen Weg. Man soll nicht urteilen und kann nur vertrauen.”
Das Leben musste jetzt ohne Kanonenofen weitergehen und, da gerade Winter war, bedeutete es unheimliche Anstrengungen für den Oberlehrer und seine 3 jungen Kollegen, die Schüler warm zu halten. Es war fraglich, ob sie es den ganzen Winter über schaffen würden.
Ein paar Jahre später, als der Krieg vorüber war, waren die Handwerker wieder da, und mit ihnen kam eine Zentralheizung, die die ganze Schule warm hielt. Jetzt waren die Leute im Dorf begeistert. “Sie haben Recht gehabt”, sagten sie zu dem Oberlehrer. Das Unglück war in Wirklichkeit ein Glück. Diese herrliche Heizung ist ein Geschenk des Himmels...” Der Oberlehrer sagte nur: “Glück - Mal sehen, denn wer weiß? Das Leben geht seinen eigenen Weg, man soll nicht urteilen und kann nur vertrauen.”
Die Dorfbewohner schüttelten den Kopf über den wunderlichen Oberlehrer. Warum konnte er nicht sehen, was für ein unglaubliches Glück ihm widerfahren war? Am nächsten Tag begannen die 3 jungen Kollegen des Oberlehrers die Heizung richtig hoch zu fahren - doch schon beim ersten Mal explodierte der Kessel und die 3 Kollegen mussten mit starken Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht werden.
Die Nachbarn im Dorf versammelten sich und sagten zu dem Oberlehrer: “Sie haben Recht gehabt. Das Glück hat sich als Unglück erwiesen. Ihre einzigen Kollegen sind jetzt Krüppel, einer hat keine Füße mehr, der andere keine Arme und der dritte hat seine Stimme eingebüßt. Und wer soll nun auf Ihre alten Tage den ganzen Unterricht halten? Neue Lehrer sind nicht zu bekommen.’ Aber der Oberlehrer blieb gelassen und sagte zu den Leuten im Dorf: “Unglück - Mal sehen, denn wer weiß? Das Leben geht seinen eigenen Weg, man soll nicht urteilen und kann nur vertrauen.”
Es war jetzt am Oberlehrer den größten Teil des Unterrichts zu halten, aber zumindest einen Teil des Mal- und Gesangsunterrichts konnten ihm seine verkrüppelten Kollegen abnehmen; der stumme Kollege konnte sogar den Mathematikunterricht halten, weil er da nichts zu sagen brauchte und die Methode "Teaching the silent way" anwandte.
Ein paar Jahre später begann erneut ein Krieg. Der Führer brauchte Soldaten, und alle wehrpflichtigen Männer im Dorf wurden zur Wehrmacht eingezogen. Nur den alten Oberlehrer und seine drei Kollegen holten sie nicht ab, denn die konnten sie nicht gebrauchen. “Ach, was haben Sie wieder für ein Glück gehabt!”‘ riefen die Leute im Dorf. Der Oberlehrer sagte: ” Mal sehen, denn wer weiß? Aber ich vertraue darauf, dass das Glück am Ende bei dem ist, der vertrauen kann.”
Leider wurde mittlerweile der Oberlehrer abgeschafft, oder?