Von einem, der auszog, einen Hausierer zu finden...
Einst lebte am Stadtrand in einem Haus, wie sie nun mal dort gebaut stehen, gleich neben Krauses, ein Mann, dessen Glück darin beschieden war, Hausierern die Tür öffnen zu dürfen, die angepriesenen Waren zu begutachten und auch einige von ihnen zu erwerben. Kaum ein Hausierer, der je an seiner Tür geschellt hatte, war unverrichteten Geschäfts von dannen gezogen. Seien es scharfe Klingen, Kleber oder Teppiche, Vasen, Zeitschriften oder Besen, Blumenerde oder Schraubendreher, ja selbst Lebkuchenpakete, Steppbetten oder Duschhauben, alles schien der Mann gerne zu erstehen, selbst wenn er es in mannigfaltiger Ausführung bereits im Keller oder auf dem Boden lagerte. Da ihn eine erhebende Freude nach einem gelungenen Handel erfreute, tat der Mann alles, um die Hausierer anzulocken. Nein, er hatte kein Schild im Vorgarten, auf dem geschrieben stand: Hausieren ausdrücklich erbeten! Bitte jegliche Werbung in den Briefkasten werfen!, aber doch pflegte er seinen sauberen Vorgarten, achtete peinlichst darauf, dass sein Hund niemals eine Bedrohung darstellte und auch die Kerbe, die einst ein Hausierer in seinen Zaun geschnitzt hatte, ließ er gerne dort prangen, konnte sie doch anderem fahrenden Volk den Weg zu seiner Türe weisen.
Nun begab es sich aber, dass bereits einige Zeit es mögen vielleicht 2 Wochen gewesen sein kein Hausierer mehr seine Waren feil geboten hatte. Die anfängliche Irritation und Ungeduld des Mannes war inzwischen schon großer Besorgnis gewichen, denn ihm fehlten das Handeln und auch die Freude an diesem, wie an den neu erworbenen Artikeln, die es zu inventarisieren und sortieren gab. Hinzu kam, dass ihm das Ausbleiben der Hausierer nicht nur rätselhaft erschien, er wusste auch nicht, wie er dem Fernbleiben abhelfen konnte. Wie nur sollte er die Händler dafür gewinnen, ihm die Waren anzubieten? Er konnte sich doch kaum winkend an die Straße stellen. Die Sehnsucht des Mannes wurde von Tag zu Tag größer und selbst exzessive Ebay-Geschäfte konnten seine Not nicht lindern. Nun war guter Rat teuer. Selbst ein zerbrochener Besenstiel und ein abgeknicktes Messer im Vorgarten konnten keinen Hausierer anlocken.
Doch der Mann, in seiner Not, war sehr erfinderisch. Als er es gar nicht mehr abwarten konnte, warf er sich selbst einen seiner Mäntel über, packte einige seiner über längere Zeit gesammelten Dinge ein und wanderte am anderen Ende der Stadt selbst von Haus zu Haus. Dies hatte jedoch nicht den Zweck, dass er seine Klingen und Schraubendreher an den Mann oder die Frau bringen wollte, er hoffte schlichtweg auf die Begegnung mit anderen Hausieren. Und tatsächlich, schon nach einem halben Tag traf er einen Händler, der Töpfe und Pfannen anbot, sich dabei allerdings nicht sehr geschickt anstellte und auch noch kein gutes Geschäft an diesem Tag hatte abwickeln können. Der Mann seinerseits erzählte diesem Hausierer nun, dass die Geschäfte in diesen Zeiten allgemein schlecht liefen, er aber vor zwei Tagen an der anderen Seite der Stadt einen wirklich vorzüglichen Handel hatte abschließen können. Bereitwillig beschrieb er dem neugierig blickenden Hausierer Straße und Haus der glücklichen Veräußerung, verabschiedete sich danach freundlich und verrichtete zum Schein noch eine Weile die hausierende Tätigkeit.
Anderen Tags aber, instruierte er einen Bekannten, der für ihn den ausgesprochen großzügigen Kauf an der Haustür abwickeln sollte schließlich kannte der Hausierer mit den Töpfen ja des Mannes Gesicht und seine Stimme. Und wirklich, kaum drei Stunden später erschien der Hausierer an dem Haus, das der Mann ihm wie ein fremdes beschrieben hatte, wurde dort freundlich empfangen und konnte dort mehrere, überteuerte Pfannen absetzen.
Der Mann aber freute sich nicht nur über das erfolgreiche Geschäft, sondern hatte auch erreicht, dass fortan wieder nahezu täglich Hausierer durch seine Pforte kamen, denn die Kunde eines freundlich gestimmten, großzügigen Kunden zog schnell weite Kreise und damit neue Hausierer nach sich.
Palim
Herzlichen Glückwunsch mardy2