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Forum: ""Bildungsresistente Kinder""
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| Weichenstellung | | von: kla1234
erstellt: 10.03.2006 11:38:55 geändert: 10.03.2006 11:44:37 |
Eine Klavierschülerin hatte nie Lust leise zu spielen. Okay. Eines Tages hat sie sich getraut: sie hat die Tasten lautlos gedrückt!! Sie sagte: ich mag leise nicht. So ist leise für mich. !!!
Soviel zum Thema Hören. Die (gebildeten)Eltern wussten von der Schwerhörigkeit, hatten sie bis zu meinem Erlebnis aber nie ernst genommen.
Dein Mädchen hat zwei Dinge erkannt, es geht um Regeln, was man tun soll, und zweitens, weiß es was es selbst will. Ich finde die Antworten sehr aufschlussreich: mach deine Jacke zu, ich will frühstücken. Ist doch überdeutlich. Sie kontert.
Es wäre schön, wenn sie Zeit hätte, zu merken, dass sie was lernen will. Klappt vielleicht mit Partnerkind, Freundin. Solange sie das Gefühl nicht verliert, dass sie auch wollen darf, ist das Ausweichen nicht schlimm und es gefällt ihr in der Schule. Das finde ich den entscheidenden Punkt und stellt die Weichen.
Weißt du, was das Kind so kann, auch außerhalb der Schule, was es interessiert? Was kann die Mutter zum Lernverhalten sagen? Hat das Kind Angebote zu Hause?
Trifft wohl nicht zu, aber erwähnen möchte ich es doch: meine kleine intelligente Tochter blockt so ähnlich auf liebenswürdige Art, wenn sie was uninteressant/unterfordernd findet oder nicht sinnvoll. (warum nicht gelb, warum nicht erst frühstücken..)
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| ooooooh, so manches meinte ich anders, | | von: cilia
erstellt: 10.03.2006 14:05:13 |
habe mich aber wohl nicht deutlich bzw. ausführlich genug ausgedrückt.
Aber erst einmal danke für eure Antworten.
@wabami: Natürlich lobe ich sie, weil Esra sich für ihre Möglichkeiten sehr anstrengt.
Esra ist nicht schulfähig, d.h. in vielen Bereichen handelt sie wie ein Kind mit 4 - 5 Jahren. Und eben in diesen Bereichen fördern wir sie. Zur Zeit läuft eine Überprüfung für die Förderschule, u.a. weil wir auch vermuten, dass eine geistige Behinderung vorliegen könnte.
Die Schule, bei der Esra vor der Einschulung vorgestellt wurde, hatte ein solches Verfahren einleiten wollen, war aber leider zu spät, so dass unsere Schulrätin das Verfahren abgelehnt hat. Also musste das Kind in die Schule aufgenommen werden.
@ Anne: Das Wort bildungsresistent habe ich extra in Anführungszeichen gesetzt. Ich wollte damit nur ausdrücken, dass es manche Kinder gibt, mit denen man immer wieder in bestimmten Bereichen übt (natürlich in individueller Förderung, alle Sinne ansprechend etc.) und man trotzdem das Gefühl hat, es bringt nichts.
Esra ist ein ausländisches Kind, die auch Sprachprobleme hat, deren Hauptprobleme aber ganz woanders liegen.
Wir hatten kurz vorher Übungen zu den Farben gemacht und ich hatte einfach gehofft, dass sie die Farben - zumindest für diese kurze Zeit behalten hat.
Im Nachhinein wurde mir auch klar, dass dazu ihre Konzentration nicht ausgereicht hat.
Drücke ihr/ihm doch einfach den blauen Stift in die Hand und zeige auf die Formen, die du blau angemalt haben möchtest, oder mache einen blauen Punkt in die Formen.
Gute Idee, mache ich auch schon mal, muss aber wohl selber häufiger daran denken, das mit Esra zu tun.
@three: Die Ohren wurden - nach Aussage der Eltern - untersucht und alles sei in Ordnung. Mehr kann ich dazu nicht sagen.
wieso steht deine frage unter "netter unsinn"? wegen des titels? ich halte die einschätzung, dass es so etwas wie "bildungsresistente kinder" geben könnte allerdings für -gelinde gesagt- unsinn.
Stimmt! (mea culpa) Ich habe nicht aufgepasst. Wollte diesen Beitrag eigentlich uter Schule setzen und habe wohl etwas zu hoch geklickt.
vielleicht könntest du deine sicht auf das kind verändern. dann ist es möglicherweise nicht mehr "meine kleine Süße mit den dunklen Knopfaugen, [die] mal wieder...", sondern ein wißbegieriges kind, das möglicherweise eine besondere schwierigkeit oder ein schwerwiegendes problem hat.
Zuerst dachte ich: Warum? Aber je mehr ich über deine Anregung nachdenke, muss ich doch sagen, da ist etwas dran.
Ich mag Esra sehr gerne, sie ist ein unheimlich fröhliches Kind und bringt uns oft zum Lachen. Aber man schaut auf die Dauer doch nur durch eine bestimmte Brille.
@venezia: Da klemmt es irgendwo, ganz klar. Finde heraus WO - möglichst bald!
Alle Kollegen, die Esra unterrichten, u.a. eine Sozialpädagogin, haben sich viele Gedanken um das Kind und unsere Fördermöglickeiten gemacht. Uns ist klar, wo es klemmt und genau da setzen wir an.
Mein Beitrag war eine Konsequenz aus meiner Vorbereitung dieses Kind betreffend. So langsam gehen mir die Ideen und auch Materialien aus, weil eben immer wieder dieselben Dinge aufgegriffen werden müssen. Naja, und ich saß eben gestern da und wusste nicht genau, was ich heute mit ihr machen sollte.
@kla1234: Esra weiß, dass es Regeln gibt und sie versucht sich auch an diese zu halten, doch kann sie es manchmal einfach nicht. Und das "kann" ist auch so gemeint.
Sie kontert aber nicht, sondern zeigt mir so, dass ihre Konzentration nicht mehr ausreicht.
Doch wie das eben manchmal so ist in offenen Phasen: Mehrere Kinder wollten etwas von mir, so dass meine Konzentration wohl auch nicht ausgereicht hat, um das zu verstehen.
Nochmals danke für eure Hinweise. Sie haben mich doch sehr zum Weiterdenken angeregt.
Liebe Grüße,
cilia
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| . | | von: palim
erstellt: 10.03.2006 16:19:37 |
Ich kann cilia verstehen.
Offensichtlich nimmt sie sich Zeit für ein einzelnes Kind - wer kann das schon ständig bei 30 anderen Grundschülern in der 1. Klasse, die auch alle zu ihrem Recht kommen wollen.
Sie hat sich gezielte Aufgaben überlegt, allerdings war das Anforderungsniveau noch zu hoch - was cilia ja selbst gemerkt hat.
Und ich kenne das Gefühlt, dass man sich viel Mühe gibt - jeden Tag wieder und am Ende doch merkt, dass manches nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. An manchen Tagen fehlt einem dann die Kraft, wieder und wieder neues MAterial zu suchen, erneut auf diese Kinder einzugehen, weil man denkt, man kommt gar nicht voran.
"Wunder brauchen Zeit" meinte ein Herr der Laborschule letzte Woche auf einer Fortbildung. Ich fand seine Ausführungen reichlich extrem, angesichts dessen, dass unseren Schülern in unserem Schulsystem selten genügend Zeit zur Verfügung steht.
Dennoch: Gestern habe ich von einer befreundeten Logopädin gehört, dass ein Kind, dass ich vor 2 Jahren im Sprachförderunterricht im KiGa hatte, dem 3 Jahre lang die Frühförderung vorenthalten wurde und das weder Zahlen noch Farben nennen konnte inzwischen die Grundfarben beherrscht und bis 10 zählen kann.
Wenn ich so etwas höre, freue ich mich, bewundere die Lehrkräfte, die das Kind auf seinem Weg begleitet haben, und denke bei mir: Es lohnt sich doch, immer wieder von Neuem mit Kindern zu üben - selbst wenn ihre Fortschritte unsagbar klein sind.
Palim |
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