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Forum: "Das Osterhasenmärchen"
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| Das Osterhasenmärchen | | von: hei43
erstellt: 28.03.2006 10:49:46 |
Zur Aufklärung für Groß und Klein.
Muß man die Kinder jedes Jahr zu Ostern belügen, daß der Osterhase die Eier bringt und es als Tatsache hinstellt? Dazu eine Geschichte von mir.
Das Osterhasenmärchen
Es gab in einem großen tiefen dunklen Wald eine Osterhasenschule. Alle kleinen Häschen besuchten sie jeden Tag und lernten Ostereier zu bemalen. Es gab in dieser Schule viele kleine Tische, auf denen die Eier in einer Halterung standen, damit sie nicht umgestoßen werden konnten, denn zwischendurch tobten die Häschen wild umher. Nur eines nicht, das saß ganz in der Ecke auf einer Kiste und schaute nur Tag für Tag dem ganzen Treiben zu. Niemand wurde gezwungen ein Osterhase zu werden, denn das war eine Regel der Osterhasenschule. Dieses kleine zuschauende Hasenkind spitzte die Ohren nach allen Seiten um irgendwie zu erfahren, woher denn die immer neuen Eier kämen. Manchmal rief es quer durch den Raum: „Hallo Freunde, kann mir mal einer sagen wo täglich die Eier herkommen?“
Dann wieder zupfte es jeden Einzelnen am Fell und fragte mit schriller Stimme: „Wann hast Du dieses Ei gelegt und wo?“
Dem Osterhasenoberlehrer war das nicht recht und er schlich sichtlich nervös durch Reihen und Bänke, in der Hoffnung, daß das kleine fragende Häschen bald verstummen möge. Jedesmal wenn es wieder Fragen stellte, taten alle sehr beschäftigt, tauchten große und kleine Pinsel in bunte Farbentöpfe, drehten die Eier hin und her, konzentrierten sich einfach nur auf das Anmalen.
„Warum malst Du nicht mit?“, fragte eines Morgens ein neuer Hasenlehrer den in der Ecke sitzenden kleinen Hasen, der wie immer seine Ohren spitze, um doch noch irgendwie auf das „Geheimnis“ der Osterhasen zu kommen.
Von seinen Eltern erfuhr es stets, daß Hasen keine Eier legen können, sonder ganz ganz niedliche winzige klitzekleine Häschen bekämen. Daher wurde seine Neugierde immer größer und es dachte Tag und Nacht darüber nach, wie es dem Geheimnis auf die Spur kommen könnte. Eines Tages hatte es eine Idee.
Es hatte bemerkt, daß alle zur gleichen Nachmittagszeit nach Hause gehen mußten und durften auch niemals zurückkommen, falls sie etwas vergessen hatten. So wollte es die Schulleitung. Jeden Tag schrieb ein anderer kleiner lernender Osterhase die Regeln mit bunter Hasenkreide an eine Tafel, die gegenüber der Tür hing.
Als das neugierige Häschen mal fragte: „Warum müssen wir denn so pünklich gehen und dürfen nicht noch ein wenig bleiben oder zurückkommen?“, faßte der neue Hasenlehrer ihn bei den Ohren, hob ihn hoch und schwang ihn durch die Lüfte hin und her.
„So ergeht es jedem von Euch, der unnötige Fragen stellt, denn Osterhasen legen seit vielen Jahrhunderten Eier und damit basta!“ Ängstlich und erschrocken hoppelten die gehorsamen Hasen schnell nach Hause.
Nur das neugierige Häschen nicht, denn es versteckte sich heimlich still und leise in die Kiste in der Ecke, auf der es immer saß und nachdachte. Es war bereits finster geworden, als knarrend die Tür aufging und ein alter Hase mit einer Kiepe auf dem Rücken in den Raum trat. Er stellte den Korb auf den Fußboden und packte vorsichtig die schönen bunten Eier in die Kiepe, setzte sich anschließend in die Hocke, schnallte sich alles auf den Rücken und machte sich schnaufend davon. Was das neugierige Häschen da zu sehen bekam, war so beeindruckend und spannend, daß es sich ebenfalls aus der Tür schlich und dem alten Osterhasen nachhoppelte, aber leise und unbemerkt.
Lange schlichen sie so durch den dunklen Wald bis hin zu einer Lichtung. In der Nähe stand ein altes Bauernhaus mit einem angrenzenden Hühnerstall, in den der schwerschleppende Hase verschwand. Vorsichtig schloß er die morsche Tür und stieg einige Stufen die Hühnerleiter hinauf. Von großer Neugierde geplagt stellte sich das Häschen draußen hoch auf die Hinterbeine und schaute durch eine geöffnete Luke. Was es da sah, konnte es kaum fassen. Seine sonst gespitzten Ohren klappten vor Schreck nach unten und seine langgestreckten Hinterbeine fingen an zu zittern. Es sah die friedlich schlafenden Hühner, die von weißen Eiern umgeben waren und sah aber auch, wie der alte Hase diese Eier mit seinen mitgebrachten bunten Ostereiern vertauschte.
„Also das ist das besagte, ewige Osterhasengeheimnis“, dachte das kleine Häschen und stellte sich hinter einen dicken Holzbalken, um vom alten Osterhasen nicht gesehen zu werden, wenn er den Hühnerstall verläßt.
„Ich hab's wieder geschafft“, hörte es den Alten murmeln, der wieder mit der neuen weißen Eierlast im dunklen Wald verschwand.
Da das neugierige Häschen nun aber noch nicht wußte, was mit den bunten Eiern geschah, blieb es bis zum Morgen in seinem Versteck. Eine gekrümmte alte Frau kam schlurfend auf den Hühnerstall zu, öffnete die Tür und holte freudestrahlend die buntbemalten Eier aus den Nestern.
„Welch eine Freude für die vielen Kinder in unserem Land!“ rief sie laut in die Morgenlüfte, denn hören konnte sie keiner weit und breit. Das nächste Haus war weit entfernt.
Das ist nun das „Osterhasengeheimnis“. Wie immer ging das neugierige Häschen in die Osterhasenschule und saß diesmal wissend und gelassen auf der gewohnten Kiste in der Ecke. Es lächelte still schmunzelnd vor sich hin und sang ein selbstgedichtetes Hasenlied.
„Ich bin ein schlauer Hase und gebe keine Ruh', denn Hasen legen nicht Eier vor Ostern immerzu. Oho, aha, ihi – ich bin ein schlauer Hase!“
Dieses wiederholte er oft und gerne, bis der Oberhasenlehrer, der das schon draußen hören konnte, ihm erneut die Ohren lang zog und ihm das Lied einfürallemal verbot. Beschämt aber nicht traurig setzte es sich still in seine Ecke. All seine Hasenfreunde fingen auch an, ihm das Singen zu verbieten, denn sie wollten gute Osterhasen werden und mußten daher viel lernen.
Eines Morgens stellte sich das neugierige Häschen auf die Kiste und sagte mit fester Stimme: „Seit ich das Geheimnis der Osterhasen kenne, hält mich nichts mehr in dieser Osterhasenschule. Ich will kein Osterhase mehr werden, denn ich suche mir lieber eine Hasenfrau, und die legt mir klitzekleine süße Hasenkinder ins Nest. Ich gehe jetzt und komme auch nie mehr zurück!“
Erstaunt schauten die übrigen Hasen und der Oberhasenlehrer dem davonhüpfenden Häschen hinterher, das nie wiederkam. Mit ihm verschwand auch das
Osterhasengeheimnis. Weil alle anderen Osterhasen es nie erfahren konnten, verbreitete sich dieses Märchen vom „eierlegenden Osterhasen“ über die ganze Erde.
Zuhause erzählte das nun wissende Häschen alles ausführlich seinen Eltern. Sie nahmen es in den Arm , drückten und küßten den Kleinen so heftig, daß er ganz verzottelt aussah und bestätigten ihm erneut, daß Hasen keine Eier legen können, sondern nur die Hühner. „Aber warum gibt es denn dieses Osterhasenmärchen?“, fragte es ganz leise und sah hinauf zu seinen Eltern.
“Warum,“ erwiderte der Vater „weil die kleinen Menschenkinder gerne Märchen hören und die Erwachsenen sie gerne erzählen.“
© Heidrun Gemähling
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| Glaubst du an den Weihnachtsmann? | | von: hei43
erstellt: 19.04.2006 15:13:10 |
Glaubst Du an den Weihnachtsmann?
In der Straße vom kleinen "Püppi" wohnten viele Kinder, die gerne miteinander spielten und von den größeren Jungen und Mädchen in Obhut genommen wurden. So lernten die Kleinsten alles von den Großen. Eigentlich hieß Püppi aber "Siegfried" und war ein niedlicher, aufgeweckter kleiner Junge, den sie einfach so nannten. Er hatte rötliche, lockige Haare und konnte sich geschickt so mancher morgendlichen Kammprozedur entziehen, indem er einfach weglief und sich draußen zu den Kindern gesellte. Auch das Rufen der Mutter aus dem zweiten Stock nutzte nichts, denn er ergriff schnell die Hand eines größeren Spielkameraden und rief schelmisch nach oben: "Mama, ich spiel doch gerade so schön!".
Und welche Mutter kann da noch böse sein?
Die Vorweihnachtszeit, so hieß es, sei die schönste Zeit für kleine Kinder, denn dann wäre der Weihnachtsmann auch nicht mehr weit. Für die bösen Kinder trägt er eine Rute mit sich und so manches, größere Kind hat diese schon auf dem Hinterteil zu spüren bekommen.
Jedesmal, wenn Püppis Großmutter bei solchen Gesprächen dabei war, sagte sie barsch: "Es gibt keinen Weihnachtsmann!“.
Solche Aussprüche waren für Püppi nichts neues, aber er bemerkte, dass die Erwachsenen fast erschrocken zu ihm herunterschauten und erneut vom Weihnachtsmann sprachen, der bald kommen würde.
Einmal hörte Püppi, wie die größeren Kinder sich unterhielten.
"Glaubst du noch an den Weihnachtsmann?", fragte Sven und Timo antwortete empört: "Das tue ich schon lange nicht mehr, bin doch kein kleines Kind!".
Die anderen Kinder schienen sich über die Frage zu amüsieren. Nur das kleine Mädchen, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite wohnte, sagte mit leiser Stimme: "Ich glaube an den Weihnachtsmann, denn letztes Jahr war er bei uns in der Wohnung und hat mir Geschenke gebracht!".
Wie aus einem Mund fragten die größeren Jungen und Mädchen nun den kleinen Püppi: "Glaubst du denn an den Weihnachtsmann?".
Wieso fragen die mich, dachte er im Stillen.
"Bei mir hat sich noch keiner blicken lassen," erwiderte er selbstbewusst.
"Sicher wird er dieses Jahr kommen!".
"Ja, ja, ganz bestimmt!", bestätigten die erfahrenen Kinder, denn sie wussten, dass der Onkel Walther aus der Nebenstraße jedes Jahr den Weihnachtsmann spielte.
Eines Mittags bemerkte Püppis Mutter: "Heute kommt der Onkel Walther zu uns zum Essen, da musst du dich anständig benehmen und ganz artig sein!".
"Oha, da gibt's was zu lachen", sprudelte es aus dem kleinen Kerlchen hervor, denn er war schon oft dabei gewesen, wenn alle Kinder der Straße zusammengekommen waren um Onkel Walthers lustigen Geschichten zu lauschen. Im Sommer saßen sie in seiner alten runden Laube im Garten und zur Winterzeit warm und gemütlich vor einem Ofen in seinem etwas schiefen Holzhaus.
Während die Mutter mit Kochen beschäftigt war, sah Püppi gespannt aus dem Fenster. Endlich kam der Onkel schlurfend die Straße entlang und wurde freundlich von den Anwohnern gegrüßt. Er stieg die Treppe hinauf und drückte auf die Klingel. Natürlich war Püppi als erster an der Tür und schaute recht vergnügt zu Onkel Walther hinauf, der ihn auf den Arm nahm und ihn mehrfach in die Runde schwenkte.
"So eine Begrüßung bringt mich ganz schön aus der Puste. Und es riecht ja bei euch so gut!", sagte er wohlwollend und rieb sich den Bauch.
Die Großmutter hielt sich im Hintergrund, denn sie wusste, was dieser Besuch bedeutete. Onkel Walther hatte eine tiefe, angenehme Stimme. Das Essen schmeckte allen, was man an den leeren Tellern sehen konnte. Dann verabschiedete sich der Gast, dankte für das gute Essen und rief beim hinuntergehen nach oben: "Dann bis bald!" und verschwand.
Die Großmutter, die sich nun zur Tür drängte, rief trotzig und laut ins Treppenhaus: "Es gibt keinen Weihnachtsmann!".
Püppi zog an der Hand der Großmutter und fragte: "Warum sagst du das immer?"
"Weil es keinen Weihnachtsmann gibt", erwiderte die alte Frau mit fester Stimme, setzte sich in den Sessel und griff nach ihrem Strickzeug.
Der Junge lebte die meiste Zeit des Jahres nur mit der Mutter und Großmutter zusammen, da der Vater als Entwicklungshelfer in verschiedenen Ländern der Erde gebraucht wurde. Doch zur Weihnachtszeit und im Sommer kam er für einige Zeit nach Hause.
Heute war es so weit. Als die Tür aufging, fiel der Püppi vor Aufregung vom Sofa und krabbelte auf allen Vieren zur Begrüßung dem Vater entgegen.
Ja, die Freude über das Wiedersehen war für alle riesengroß und nach einiger Zeit nahm der Vater seinen Sohn auf den Arm und sagte: "Bald kommt der Weihnachtsmann zu dir, und ich hoffe, dass du recht brav warst!".
"Es gibt keinen Weihnachtsmann", dröhnte es aus Großmutters Richtung.
Dann war endlich Weihnachten! Püppi und Großmutter wurden ins Schlafzimmer verbannt, während die Eltern liebevoll den Weihnachtsbaum schmückten und echte Kerzen an seinen Ästen befestigten. Aber Püppi wollte es genau wissen. Oma war so in ihre Strickarbeit vertieft, dass sie nicht darauf achtete, wie der Lockenkopf zum Schlüsselloch schlich und neugierig hindurch linste. Was er dort entdeckte, machte ihn nachdenklich...
Langsam ging er zum Fenster hinüber. Da kam der Weihnachtsmann! Mit Sack und Rute schlurfte er die Straße entlang und steuerte auf den Eingang des Hauses zu. Er schlurft genauso wie Onkel Walther, dachte Püppi, doch da hörte er auch schon ein lautes Klopfen an der Tür.
Eine ihm bekannte Stimme rief: "Wohnt hier der kleine Püppi?".
"Ja, komm herein lieber Weihnachtsmann!", antworteten die Eltern im Chor. Die Großmutter blieb im Schlafzimmer sitzen und strickte weiter ihre Runden.
"Es gibt keinen Weihnachtsmann", murmelte sie in gewohnter Weise. Das Kind riss ungeduldig die Wohnzimmertür auf und stand direkt vor dem Weihnachtsmann.
"Na, kleiner Mann, warst du auch immer schön artig und gehorsam?".
Püppi stand stumm am Tisch und nahm die Geschenke entgegen, die der Weihnachtsmann, eins nach dem anderen, aus seinem Sack holte und dem Kind überreichte. Wie sich doch die Eltern über die Bescherung freuten! Doch der Kleine verzog keine Miene. Er achtete nur auf die Stimme und auf die Augen, die über dem weißen Bart hervorblinzelten. Dann war ihm klar: der Weihnachtsmann war Onkel Walther!
Der Weihnachtsmann verabschiedete sich freundlich und verließ schlurfend und polternd die Wohnung. Püppi aber wollte den Eltern nicht die Freude nehmen und spielte das "Weihnachtsmann-Spiel" mit.
Aus dem Schlafzimmer ertönte erneut der Ruf: „Es gibt keinen Weihnachtsmann!“.
Die Weihnachtszeit ging vorüber. Alle Kinder der Straße trafen sich und berichteten von ihren Geschenken und Erlebnissen. Einer nach dem anderen fragte, ob beim Püppi der Weihnachtsmann gewesen war. Er sagte lange nichts, doch dann drängte es aus ihm heraus: "Damit ihr's wisst, ich glaube nicht an den Weihnachtsmann, nur meine Eltern!". Die größeren Kinder fingen an zu kichern und hielten sich die Hände vor den Mund und ein älteres Mädchen fragte verwundert, was er damit meinte.
"Na, die hatten ganz rote Backen, als der Weihnachtsmann ins Zimmer trat und freuten sich wie kleine Kinder! Aber ich habe Onkel Walther erkannt. Er ist der Weihnachtsmann! Jetzt weiß ich auch, warum meine Großmutter immer sagt, dass es keinen Weihnachtsmann gibt!".
Seit diesem Tag gehörte er zu den wissenden Großen und war ganz stolz auf seine weihnachtliche Erkenntnis.
Ein Jahr verging. Wieder stand Weihnachten vor der Tür.
"Glaubst du an den Weihnachtsmann?", fragte Püppi das kleine Mädchen, das erst vor kurzem in ihre Straße gezogen war.
"Ja, der tommt bald!", rief die Kleine begeistert aus und sprang lustig durch die Gegend. "Bestimmt tommt der bald!", entgegnete Püppi sehr mitfühlend.
© Heidrun Gemähling
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