Ein Junggeselle oder „Kochen will gelernt sein“
Ich hatte es satt, ewig als Junggeselle durch die Welt zu ziehen. Ich wollte heiraten, damit ich nicht zeitlebens im Gasthaus essen brauchte. Leider fand ich keine Frau. Da riet mir ein Freund: „Kauf dir doch ein Kochbuch, da kommst du billiger weg.“
Ich ließ mich überreden und kaufte mir ein Kochbuch. Zuerst suchte ich mir natürlich mein Leibgericht heraus: Buletten - auf schwäbisch Fleischküchle. Da hieß es: „Man schneide 3 Tage alte Semmeln“. Ich ging also zum Bäcker und kaufte mir jede Menge alte Semmeln. Einen ganzen Sack voll. Die Leute glaubten schon, ich sei verrückt geworden. Dann schnitt ich eine Stunde, ich schnitt zwei Stunden, nach der dritten Stunde habe ich aufgegeben. Ich dachte mir, drei Tage alte Semmeln schneiden, das ist unmöglich, man hält das ja kaum drei Stunden aus!
Ich wollte daher etwas anderes kochen und blätterte weiter in meinem Kochbuch. Kartoffeln wären doch auch was. Ja, aber was dazu? Soße natürlich, aber meinen Sie, ich konnte das Wort „Soße“ finden? „Sauce“ stand da. Na, dachte ich, das ist nicht schlimm, sicherlich ein Druckfehler. Die können wohl besser kochen als schreiben.
Jedenfalls stand da: „Man schwitze 50 Gramm Mehl“. Ich zog mir zwei Unterhosen, zwei Unterhemden und einen wollenen Pullover an. Ich band mir einen Wollschal um, setzte mir eine Pudelmütze auf und zog mir einen Pelzmantel an. Dann rannte ich im Haus treppauf, treppab. Nach dem fünften Mal hat man mich vor der Korridortür mit einem Kreislaufkollaps aufgeklaubt. Ich war klitschnass. Aber meinen Sie vielleicht, ich hätte ein Gramm Mehl geschwitzt? Da gab ich es mit der Soße auf.
Na, dachte ich mir, brate mir zur Stärkung ein Schnitzel da kann nicht viel passieren. Das ist ganz einfach. „Man wälze und klopfe es“, hieß es da. Na, dachte ich mit dem Wälzen ist es gar nicht so schlimm, du hast ja eine große Drei-Zimmer-Wohnung. Also wälzte ich mich mit dem Schnitzel durch die ganze Wohnung und ging dann in den Hof hinunter an die Klopfstange. Ach du liebe Zeit! Was stand auf dem Zettel? Klopfzeiten nur freitags und sonnabends und heute war Donnerstag. Da war es halt mit dem Schnitzel auch nichts.
Inzwischen war mir vor Hunger ganz schlecht geworden. Da fiel mir ein, ich habe ja noch ein paar Eier, die koche ich mir. Da war zu lesen: „Nachdem man die Eier gekocht hat, schrecke man sie ab“. Ich legte also die gekochten Eier auf den Tisch, hängte mir ein Bettlaken um, rannte um den Tisch herum und rief dabei: „Hu, hu hu“. Aber meinen Sie, die Eier wären erschrocken?
Nun hatte ich es satt und suchte noch einmal nach einer Frau. Es war mir egal, wie sie aussah. Die Hauptsache war, dass sie kochen konnte. Und dann fand ich eine – die wog zwei Zentner! Aber das störte mich nicht mehr. Ich wollte ihr dann auch eine Freude machen, und ging mit ihr ins Kino. Als wir ankamen, stand schon eine Schlange an der Kasse. Meine Braut stellte sich auch an, ich blieb etwas abseits stehen. Da hörte ich eine Stimme sagen: „ Pro – gramm 20 Pfennig.“ Pro – gramm 20 Pfennig. „Oh weh“, dachte ich, wenn ein Gramm schon 20 Pfennig kostet, was kosten dann zwei Zentner?“
Ich lief so schnell ich konnte davon und deshalb bin ich heute noch Junggeselle.
Verfasser unbekannt