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Forum: "Schaustunden auf der Klassenzimmerbühne"
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| Schaustunden auf der Klassenzimmerbühne | | von: bakunix
erstellt: 12.12.2009 11:45:29 |
Jeder von uns weiß, dass die Unterrichtsschaustunden mit dem realen Alltagsunterricht oft wenig gemein haben. Je nach herrschender Lehrmeinung sind immer wieder andere Moden auf der Bühne des Klassenzimmers zu beobachten. Die Unterrichtsschaustunden mit Beratung oder Beurteilung laufen in RLP an den Grundschulen derzeit meistens so ab:
1.Sitzkreis (auch auf dem Boden), die Schüler werden instruiert und motiviert
2.Die Schüler gehen an die Gruppentische und finden dort Material und Arbeitsanweisungen vor
3.Die Schüler haben eine ca. 20-minütige sog. Arbeitsphase, die Lautstärke ist deutlich, die Lehrerin läuft von Tisch zu Tisch und gibt Ratschläge oder lobt, im Hintergrund kann auch Musik laufen
4.Sitzkreis, die Schüler sprechen über ihre Erfahrungen und stellen die Ergebnisse vor
5.Die Ergebnisse werden im Klassenzimmer an exponierter Stelle dokumentiert
In der Besprechungsphase nach dem Unterrichts werden Kärtchen auf den Tisch gelegt, und jeder Teilnehmer dieser Besprechungsrunde hat, nachdem die zu Beurteilende ihre Eindrücke schilderte, Karten zu ziehen, die sich auf den Unterricht im allgemeinen beziehen. [Auf einem Kärtchen kann z.B. stehen: Haben die Schüler selbstständig gearbeitet? oder: War der Unterricht schüleraktivierend?] Man muss dann Lobendes von sich geben und darf auch, aber nur in zarter Form, seine Kritik anbringen. Der Proband darf ja nicht demotiviert werden.
Aber ist das tatsächlich Unterricht, an dem die Fähigkeiten eines Lehrers deutlich werden? Die zu Beurteilenden verbringen die mit Abstand meiste Zeit mit der Materialbereitstellung. Dieses muss bunt beschriftet sein, oft befindet es sich in farbigen Umschlägen. Es gibt Zusatzbriefe für potenziell schwächere Schüler und natürlich auch Zusatzaufgaben für Schüler, die schneller arbeiten.
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| Schülerfragen | | von: rhauda
erstellt: 14.12.2009 21:02:24 |
Die meisten Schüler in der SEK I und auch SEK II jaulen nur schmerzvoll auf, wenn sie mal wieder einen Ref zugeteilt bekommen.
Originalton: "Dann müssen wir wieder stundenlang irgendwelche blöden Plakate kleben und Trallafitti machen und die Parallelklassen dürfen richtig lernen!"
Was ich so kritisiere an den ganzen tollen Methoden:
Sie sehen toll aus, es ist wahnsinnig viel Schüüleraktivität da, alle sehen beschäftigt und motiviert aus, nur: die Nachhaltigkeit dieser Dinge lässt arg zu wünschen übrig.
Wir haben in unserer Stadt eine Grundschule, die regelmäßig die Schulpreise abräumt. Wenn man da reinkommt, ist richtig was los und die Schüler sind alle beschäftigt. Es ist bunt geschmückt und sieht nach richtig viel Action aus.
Fazit ist allerdings, dass die starken Schüler gaqnz gut zurechtkommen an den Gymnasien (wahrscheinlich nicht WEGEn der Unterrichtsorganisation, sondern TROTZ). Alle abnehmenden Realschulen stellen unisono fest, dass die Schüler nicht nur äußerst lückenhaftes Grundwissen mitbringen, sondern auch das nicht können, weas sie ja angeblich dort gelernt haben sollen: selbstständiges Arbeiten.
Das sind samt und sonders ganz arme Willis und wandern bei uns erst mal in den Förderunterricht.
Man könnte es eigentlich unterlassen, überhaupt die ersten 3 Wochen zur Diagnose abzuwarten, sondern gleich nach Aktenlage entschieden: Schüler von XY-Schule - den schicken wir gleich zum Förder.
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| @rhauda | | von: janne60
erstellt: 14.12.2009 22:15:38 |
und genau deswegen sind die oben beklagten Erwartungen der Seminarleiter so überzogen. Sie führen dazu, dass bei den Refs ein verzogenes Bild von Schulalltag entsteht. Wilder Aktionismus macht sich breit ohne das die Frage nach Sinnhaftigkeit sich auch nur stellt.
In regelmäßigen Abständen betreue ich auch Referendare, und jedesmal beklage ich bei ihren Unterrichtsbemühungen, dass sie sich wahnsinnige Materialschlachten liefern (so als wäre das schon den Orden wert) und dann nicht wissen, ihr Material auszureizen. Genauso versuchen sie krampfhaft Sozialformen einzuflechten, die bei näherer Betrachtung überhaupt nicht zum Thema passen (aber Methodenvielfalt wird ja nun eben erwartet, und also sind sie vielfältig, auf Teufel komm raus). Ob davon auch nur EIN Schüler profitiert, ist doch zweitrangig, Hauptsache, die Seminarleiter sind froh! |
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