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Forum: "Problemorientierte Unterricht kontra Informierende Unterrichtseinstieg"
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| ... | | von: thomas
erstellt: 30.10.2004 13:57:05 geändert: 30.10.2004 14:00:44 |
Familie Grell meint ja vor allem, dass man dieses: Die Schüler selbst auf alles kommen lassen nicht übertreiben bzw. pervertieren sollte - weil natürlich idR nur der Lehrer weiß, wohin es gehen soll und zweitens die Schüler das alleine eben gar nicht herausbekommen könen, nur durch ein mehr oder weniger starkes Steuern. Und dagegen äußern sich die Grells, indem sie sagen: wenn man etwas vorhat, soll man den Schülern das auch mitteilen. Was aber meiner Meinung nach die problemorientierte Methode nicht ausschließt. Auch wenn du den Schülern mitteilst, dass heute das Kennenlernen eines neuen Phänomens im Mittelpunkt steht, kannst du immer noch ein Experiment beschreiben/zeigen, Hypothesen aufstellen lassen und so weiter. Und selbst eine Bezeichnung für ein Phänomen kann man so die Schüler vorschlagen lassen. Muss man aber nicht - und vor allem: Muss man nicht immer. Und vor allem dann nicht, wenn dies nur Ritual ist und inhaltlich niemanden weiterbringt. Soll heißen: Fragen wie: Wir haben hier einen Versuch der zeigt, wie Wärme geleitet wird - wie könnten wir diesen Effekt den nennen? sind relativ unsinnig...Informierender Unterrichtseinstieg heißt ja nicht, alles Wissenswerte bereits zu Beginn zu verkünden - es heißt nur, keine unnötigen Verrenkungen zu machen und sich und den Schülern nicht im Weg zu stehen, sondern ihnen nur verraten, worum es geht, in welcher Rehenfolge verfahren wird und all solche Dinge.
Übertragen: Beim Wandertag zu sagen: "Wir wandern heute, findet heraus, wohin." ist das, was Familie Grell nicht mag - aber möglich und wohl auch in ihrem Sinne (und im Sinne der problemorientierten Methode) könnte sein: Wir wandern heute zur Burg - unterwegs beobachten wir einige Pflanzen, und auf der Burg werden wir eine Führung machen. Und immer noch ist genug zu beobachten und zu entdecken... |
| . | | von: palim
erstellt: 30.10.2004 22:56:59 |
Danke Thomas!
DAs ist eine wirklich gute, anschauliche Erklärung
Auch ich bin eine Verfechterin des problemorientierten Unterrichts - wo es sich anbietet, kenne aber auch Stunden, wo es nicht passt.
Als Schülerin ist mir sowas mal in Latein begegnet: Wir hatten einen Lehrer (ein paar Wochen nur - ein Glück), der uns die Texte mit neuer Grammatik hat übersetzen lassen, ohne etwas zu erklären. Anschließend sollten wir ihm dann die Regel sagen. Das hat nicht geklappt.
Die Schüler brauchen ausreichend Wissen, um zumindest Hypothesen erstellen zu können.
Trotzdem kann man selbst Grammatik problemorientiert unterrichten. Es kommt m.E. aber dennoch darauf an, dass man sich sehr genau vorbereitet und als Lehrer das Ziel, das man gesteckt hat, nicht aus den Augen verliert. Ähnlich wie bei dem Beispiel mit der Burg. Wenn die Schüler am Fuß des Berges bei einem Parkplatz aus dem Bus steigen und dort sehen, dass man zur Burg gehen kann, wenn es ausreichend Karten, Pläne oder Wegweiser gibt, dann können sie selbstständig den Weg finden.
Die Aufgabe ist somit einerseits, das Problem zum Problem der Schüler werden zu lassen, sie neugierig zu machen und ihr Problembewusstsein zu wecken. Andererseits müssen sie dann eben Mittel haben und Wege gehen können, die sie dem Ziel näher bringen.
Beispiele:
1. Fragt man Grundschüler, was aus Getreide hergestellt wird, sagen sie Brot oder Kuchen. Sie wissen auch, dasa man dazu Mehl braucht. Aber wo kommt das Mehl eigentlich her? Nicht alle Schüler wissen das, aber sie nehmen die Getreideähren so lange unter die Lupe, bis sie eine Spur von Mehl finden.
2. Man kann Schülern sagen, was Regenwürmer (oder andere Tiere) fressen. Man kann sie aber auch fragen und die Schüler werden (zusammen mit den Regenwürmern) ausprobieren, welche Stoffe die Regenwürmer fressen und welche nicht.
3. Wann heißt es "auf der Brücke" und wann "auf die Brücke"? Leitet man Schüler an, dass sie bestimmte Ausdrücke in ihrem Satz- und Sinnzusammenhang näher betrachten, werden sie Regelmäßigkeiten finden, die ihnen beim korrekten Bilden neuer Sätze helfen können.
Bei diesen Beispielen ist es so, dass man den Schülern auch die Information geben kann und ggf. diese in einer Übung festigt. Wählt man den Weg des problemorientierten Unterrichts, verfolgt man aber nicht nur das Ziel, Wissen zu vermitteln, sondern auch, die Schüler in Verfahrensweisen zu schulen. Schüler sollen lernen, selbst etwas herauszufinden. Sie sollen sich Gedanken machen, Hypothesen erstellen, Versuche wagen, Beobachten, Analysieren und Schlüsse ziehen.
Als Lehrer gilt es abzuwägen, was für die Schüler wichtiger ist.
Palim |
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