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Forum: "Veränderte Kindheit"
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| Veränderte Kindheit | | von: fossy
erstellt: 21.02.2004 11:03:39 |
Folgenden Text bekam ich mal geschickt und fand ihn in anderer Form (ohne Nennung des Urhebers) in einem Forum wieder. So weiß ich nicht, wer der Autor ist.
Wenn du als Kind in den 50er, 60er oder 70 Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, dass wir so lange überleben konnten!
Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags. Unsere Bettchen waren angemalt in strahlenden Farben voller Blei und Cadmium. Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel. Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen.
Auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm. Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen.
Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, dass wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar. Wir verließen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mussten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen. Niemand wusste, wo wir waren und wir hatten nicht mal ein Handy dabei!
Wir haben uns geschnitten, brachen Knochen und Zähne und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld außer wir selbst. Keiner fragte nach "Aufsichtspflicht" . Kannst du dich noch an "Unfälle" erinnern?
Wir kämpften und schlugen einander manchmal bunt und blau. Damit mussten wir leben, denn es interessierte den Erwachsenen nicht.
Wir aßen Kekse, Brot mit dick Butter, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick. Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen.
Wir hatten nicht: Playstation, Nintendo 64, X-Box, Videospiele, 64 Fernsehkanäle, Filme auf Video, Surround Sound, eigene Fernseher, Computer, Internet-Chat-Rooms. Wir hatten Freunde. Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten. Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein. Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern. Keiner brachte uns und keiner holte uns... Wie war das nur möglich?
Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Außerdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter und mit den Stöcken stachen wir nicht besonders viele Augen aus.
Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, musste lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen. Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung. Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Das war klar und keiner konnte sich verstecken.
Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, dass die Eltern ihn nicht aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren der gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas!
Erinnere dich daran, wie du aufgewachsen bist und du wirst sehen, was unseren Kindern heute fehlt dass die Eltern einmal ein Auge zudrückten, anstatt die Kinder mit übergroßer Vorsicht zu erdrücken.
Unsere Eltern trauten uns zu, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Meistens hat es geklappt. Die paar Mal, die daneben gingen zählen wir zu unseren Lebenserfahrungen.
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| | | von: fossy
erstellt: 21.02.2004 20:51:00 |
Das was in diesem Text an Vorwurf stckt seh ich nicht als so wesentlich an. (Man könnte es aber tun und daraus ne entsprechende Diskussion machen. klar ) Ich fand an dem Text schön, dass er einige Erinnerungen in mir wach rief - schöööne Erinnerungen.
Es ist klar, dass auch ich mit Gegebenheiten fertig werden musste, die nicht so rosarot" waren. Es ist auch klar, dass meine Eltern mit Dingen konfrontiert wurden, die Kraft verlangten und manchmal vielleicht nicht so gut bewältigt wurden.
Es ist auch so, dass unsere Kinder sicherlich keine schlechtere Kindheit haben - aber auf jeden Fall eine andere.
Auch sie werden irgendwann zurückblicken auf Dinge, die es dann bei ihren Kindern nicht mehr gibt. Und auch sie werden sich Gedanken machen, ob es ihren Kindern gut geht.
Genauso, wie Eltern sich heute wünschen, dass es ihren Kindern gut geht - und dabei machen sie Dinge eben auch mal falsch. Diesen TExt als Anregung zu sehen, sein Eltern-Verhalten zu überprüfen ist sicherlich auch nicht verkehrt.
Im Augenblick denke ich aber daran, wie ich mit meinen Geschwistern durchs Gestrüpp marschiert bin - schwer bewaffnet mit Knallbüchsen aus Holunderholz und Bögen, deren Pfeile aus Goldruten-Stängeln bestanden. Wie wir auf Bäume kletterten, Buden bauten und ständig unsere Uhren stehenblieben, wenn wir die verabredete Zeit verpasst hatten
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