Hat jemand von euch die Sendung gesehen?
Ich muss sagen, ich hab mich beim Gucken öfter mal am Kopf gekratzt, weil ich nicht glauben konnte, was da ablief.
Vorweg: Ich selber habe keine Kinder, habe aber auch, wie Kim in der Sendung, nach dem Abi 1 Jahr im Ausland verbracht.
Es ging um zwei Familien.
In Familie eins geht es um den Abschied für ein Jahr vom Sohn, der nach Australien geht.
In Familie zwei geht es um eine Familie, die hofft, dass die Tochter möglichst nah am Wohnort ihr Studium beginnt.
In beiden Fällen ist mir aufgefallen, wie sehr die Eltern geklammert haben. Beim Australienkind wird ständig geskyped, auch wenn es der Sohn gar nicht will. Er musste den Eltern explizit ein Australienverbot auferlegen, weil sie ihn sonst dort auch noch besucht hätten.
Bei der angehenden Studentin haben die Eltern versucht Einfluss zu nehmen, dass die Tochter in der Nähe bleibt. Es klappte, 1 Autostunde entfernt. Die Eltern fahren in den Studienort und nehmen an einer "Elterninfo-Veranstaltung"!!!! teil, d.h. sie werden im Bus durch die Stadt zu den einzelnen Unigebäuden kutschiert, dürfen Mensa und ein Wohnheim von innen besichtigen und kümmern sich dann ausgiebig darum, an den Schwarzen Brettern in der Mensa eine ihnen genehme Wohnung fürs Töchterlein zu finden.
Das Zimmer wird dann neu eingerichtet -nach dem Geschmack der Eltern, und damit man das "Kinderzimmer" für die Tochter unverändert beibehalten konnte. Die Eltern helfen beim Umzug, Mutter bestimmt, wo die Lampe hängt, und die nächsten Heimfahrten und gemeinsamen Urlaube sind auch schon verplant.
Also mal ehrlich - ist das heutzutage so? Müssen die Eltern, nachdem sie den Kindern lange Zeit im Schulalltag die Schultasche bis ins Klassenzimmer getragen haben, oft gegen die Lehrer die Interessen der Kinder aus Heftigste vertreten haben und die Kinder immer wieder in Schutz genommen haben, nun auch noch einen Elterntag an der Uni absolvieren und sich um die Studentenzimmer kümmern?
Ja ja, ich weiß, die Zimmersituation ist oft sehr schwierig, aber auch ich bin wochenlang durch Göttingen gestreift, bis ich was gefunden hatte, während ich provisorisch bei einer Tante auf einem Dorf in der Nähe von Göttingen auf der Couch geschlafen habe.
Als ich eine Bude hatte und sie einigermaßen nett eingerichtet hatte, war ich stolz und hab meine Eltern zum Kaffee eingeladen.
Ich bin 1x pro Woche zur Telefonzelle gelaufen, um die Eltern anzurufen, zu mehr hatte ich gar kein Bedürfnis.
Und während meines Auslandsjahres hab ich alle 14 Tage einen Brief geschrieben und zu Weihnachten 1x angerufen.
Schon klar, die Zeiten haben sich geändert, vor allem, was die Technik anbetrifft. Ständige Verfügbarkeit per Handy und Internet ist sicher hilfreich, aber will ich das als Kind eigentlich in dem Maße, wie diese Eltern es ausüben?
Mir geht es vielmehr um diese Eltern, die nicht aufhören können, ihre Kinder zu beglucken, die sich so unendlich schwer tun, ihre Kinder gehen zu lassen.
Auch meine Eltern und ich haben vor dem Auslandsjahr beim Abschied eine Träne verdrückt, aber danach waren meine Eltern froh, wenn es mir gut ging und ich ihnen viel Interessantes berichten konnte.
Mich würde eure Meinung interessieren, vor allem natürlich auch von denen, die die Sendung gesehen haben.
Ich bin gespannt.
Hier der Link zur Sendung:
http://www.zdf.de/ZDFmediathek#/beitrag/video/2110166/Eltern-allein-zuhause
rechts: Eltern allein zu Hause